Oelder demonstrieren erneut gegen den Russlandkrieg

Ein breites Bündnis aus Verwaltung, politischen Parteien, Glaubensgemeinschaften, Vereinen, Gewerkschaften und MENSCHEN haben sich am heutigen Sonntag zu einer erneuten Mahnwache gegen den Ukraine-Krieg zusammengefunden. Der Marktplatz war mit mehreren hunderten Einwohner, die sich solidarisch gezeigt haben, gefüllt.

Mahnwache für die Ukraine

Barbara Köß, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen und stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Oelde, eröffnete die Mahnwache.

Barbara Köß

Warum sind wir heute hier versammelt? Jeder von uns hat sicherlich seine ganz eigene Weise, mit dem schrecklichen Geschehen in der Ukraine umzugehen. Wir sind erschrocken, traurig, erstarrt, vielleicht wütend. Fühlen uns hilflos und ganz sicher haben viele von uns sehr große Angst. Aber uns alle eint der Wunsch, der Aggression und der Brutalität des Krieges auch hier vor Ort in unserer Stadt etwas entgegenzusetzen. Gemeinsam und jeder ganz persönlich. Dafür wollen wir uns heute hier mitten in Oelde den Raum und die Zeit nehmen. Deshalb sind wir hier, deshalb sind Sie hier.

Karin Rodeheger, erste Bürgerin von Oelde, stellte eine Resolution vor, die im Rat verabschiedet wurde als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine.

Diese hat folgenden Wortlaut:

Karin Rodeheger

Resolution des Rates der Stadt Oelde

Wir sind zutiefst bestürzt über die brutale militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine. Unsere Gedanken sind bei den Menschen in diesem stolzen, freiheitsliebenden Land, die sich tapfer und unerschrocken den Invasoren entgegenstellen. In aller Empörung, wir verweigern uns der Verführung zum Hass auf Russland. Nicht das russische Volk führt den fürchterlichen Angriffskrieg mitten in Europa. Verantwortlich für das grauenhafte Geschehen in der Ukraine ist alleine Präsident Putin. Trotz seines Meinungsfreiheit unterdrückenden Regime, gibt es deutliche Kritik aus der russischen Zivilbevölkerung an dem Überfall des Brüdervolkes.

Wir erklären uns ausdrücklich mit den vielen Menschen in Russland solidarisch, die ihre Antikriegshaltung offen zum Ausdruck bringen. Wir wissen, dass mutiges Verhalten gegen Entscheidungen des Herrschaftsapparates Hass und weitere Folgen haben können.

Wir können hier in Oelde nicht das Weltgeschehen ändern, aber wir wissen auch, dass bequeme Gleichgültigkeit schon immer denen geholfen hat, die Demokratie, Freiheit und Menschenrechte mit Füßen getreten haben.

Wir bereiten uns darauf vor, Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in unserer Stadt aufnehmen zu können. Es tut gut, registrieren zu können, wie hilfsbereit sich Mitbürgerinnen und Mitbürger auch diesmal zeigen. Wir bieten den zu uns kommenden Schutzsuchenden ein herzliches Willkommen an. Wir werden alles uns Mögliche unternehmen, dass Oelde für die aus ihrer Heimat Geflohenen zu einem sicheren Hafen wird.

Der Rat der Stadt Oelde

Dies ist der Wortlaut der Resolution, der auch Sie sich später anschließen können. Ich würde jetzt die Vertreter der Fraktionen bitten, mit mir gemeinsam diese Resolution zu unterzeichnen und nach vorne zu kommen. Auf allen Ebenen stehen wir eng beisammen, wenn es darum geht, diesen Krieg aufs schärfste zu verurteilen.

Die vielen Menschen wurden eingeladen, die Resolution ebenfalls zu unterschreiben. Wer dies nachträglich machen möchte, kann dieses in der St. Johannes Kirche in den nächsten Tagen nachholen. Dort wird die Resolution ausliegen zur Unterschrift.




Bürgbühne Stromberg mit Premiere “Die Physiker”

Mörderisch lustig und völlig durchgeknallt präsentierte sich das Winterstück „Die Physiker“ der Burgbühne Stromberg am letzten Samstag, den 12. Januar 2019 vor ausverkauftem Haus auf Kulturgut und Literaturmuseum Nottbeck.

Möbius, Isaac und Einstein drehen am Rad

In der Krimi-Komödie geht es um den genialen Physiker Johann
Wilhelm Möbius, gespielt von Marek Frankrone, der vor einigen Jahren die
Weltformel entschlüsselte. Eine Formel, die in den falschen Händen zu einer
schrecklichen Waffe werden könnte. Aus diesem Grund entschied sich der Denker,
sich und sein Wissen in „Sicherheit“ zu bringen in einer Irrenanstalt.



Wirklich genialer Physiker oder doch nur ein Verrückter?

Umgeben von den verrückten Physikern Albert Einstein (Sven Singedonk), Isaac Newton (Michael Bökamp) und dem fluktuationsstarken Personal der Klinik reiht sich Möbius perfekt ein, indem er vorgibt, von König Salomon persönlich Befehle zu erhalten.

Dr. Mathilde von Zahnd mit den irren Genies

In der Einrichtung macht es schnell den Eindruck, dass einer bekloppter und auch gefährlicher ist als der andere. Durch die haarsträubenden Morde in der Klapsmühle, wird Kommissar Richard Voß (Richard Laustroer) nicht nur an den Rand der Verzweiflung getrieben, sondern auch zur Flasche. Findet Richard zur Gerechtigkeit? Und welche Pläne verfolgt die liebe Dr. Mathilde von Zahnd (Katja Einhoff)? Oder ist Möbius doch nur ein Spinner der sich einredet ein Physikgenie zu sein?

Der Komissar muss einen irren Fall lösen.

Mehr soll an dieser Stelle nicht über das Stück verraten werden.

Schauspielerische Leistung

Besucher des Winterstücks können sich auf eine sehr gute und lustige Vorführung freuen die am Anfang für Verwirrung und Rätselraten sorgt. Die bereits oben erwähnten Darsteller überzeugten mit einem fantastischen Mimikspiel, hatten Ausstrahlungsstärke und vor allem glänzten diese trotz schwieriger Dialoge mit Textsicherheit.  Aber auch die vielen Nebenrollen waren höchst interessant und amüsant.

Spurensicherung und Gerichtsmedizin bei der Arbeit.

Die Gerichtsmedizinerin (Manuela Föge), die sich über jede Leiche freute oder der Missionar Oskar Rose (Dawid Steppin) der den Begriff Patchwork völlig neu definiert machten das Winterstück welches unter der Regie von Tobias Huster stand zu einer echt starken Vorstellung.

Der Zuschauersaal

Der Regisseur Tobias
Huster

Viele Gäste der Burgbühne Stromberg kennen Tobias Huster seit den 90er Jahren. Als Junge stand er erstmalig bei Theaterspielen 1987 auf der Burgbühne mit dem Stück: Wer hat Toby´s Schatz? (Huster berichtete uns mit einem leichten Lachen, dass die Namensgebung ein völliger Zufall war.) Unter anderem kennt man ihn aus den weiteren Stücken wie:

Foto: Burgbühne Stromberg mit Szene aus: Wer hat Toby´s Schatz?

„Was fürn Zirkus“ wo er als Bär verkleidet war. „Andre der Polizist“ „Die Elenden“ wo Tobias als Aufständiger für Freiheit und Demokratie kämpfte. „Cyrano de Bergerac“ „Der Impresario aus Smyrna“ oder „Das Wirtshaus im Spessart“.

Tobias Huster in einer Szene aus “Die Elenden”

Wir haben den Tobias gefragt, wie er zum Regiestuhl gekommen
ist.

„Ich habe mal vor mehreren Jahren bei der Burgbühne zu Hendrik Becker gesagt, dass ich darauf mal Bock hätte.“ Nachdem eine Kollegin aus beruflichen Gründen weggefallen ist, wurde Tobias Huster mit der Regieleitung des Winterstücks beauftragt, berichtete er uns.

Tobias Augen funkeln vor Freude am Ende der Vorstellung während Gaby Brüser (Leitung Burgbühne) gratuliert

„Man sitzt da und kann überhaupt nichts machen.“, antwortete uns der zu Beginn sehr nervöse Regisseur auf unsere Frage, wie es denn sei „nur“ zuzusehen.

Mit viel Gelächter und Applaus der Gäste war die Nervosität gänzlich unberechtigt. Huster hat bewiesen das durch jahrelange Praxis graue Theorie abgehängt werden kann. Ob er bei weiteren Stücken Regie führen wird ist noch unklar.

Ein gelungener Auftakt

Spielzeiten

Sonntag               13.
Januar 2019                                17.00 Uhr

Freitag                  18. Januar 2019                                19.30
Uhr

Samstag              19.
Januar 2019                                19.30 Uhr

Sonntag               20.
Januar 2019                                17.00 Uhr

Freitag                  25. Januar 2019                               19.30 Uhr

Samstag              26.
Januar 2019                                19.30 Uhr

Sonntag               27. Januar 2019                                17.00 Uhr

Kartenservice: www.burgbuehne.de




Geburtstag von August Euler

Es berichtet der Heimatverein Oelde.

Liebe Kulturfreunde, der Heimatverein Oelde hat in diesen Tagen einen Mann zu feiern, dessen Bedeutung nicht einmal den meisten Oeldern wirklich bekannt ist.

August Euler

August Euler Fotoquelle:  Wikipedia

Am 20. November 1868 morgens um fünf Uhr wurde in einem Oelder Försterhaus ein Junge geboren, der später als deutscher Flugpionier berühmt geworden ist. August Euler ist der Name des Knaben, der vor 150 Jahren in Keitlinghausen im Oelder Kirchspiel zur Welt kam. „Kühn, klug und flink“, lautete das Urteil der Lehrer in der „Bauernschule“ über den gewitzten Knaben. Es blieb ein Leben lang gültig.

Euler gründete 1908 in Darmstadt den ersten Flughafen in Deutschland, der heute noch besteht und nach ihm benannt ist; und nach der ersten amtlich vorgeschriebenen Pilotenprüfung in Deutschland erhielt er

1910 vom Deutschen Luftschifferverband den international gültigen Flugzeugführerschein Nr. 1.

Er erfand 1912 das Unternehmen Flugpost und machte es zu einer Veranstaltung zu wohltätigen Zwecken. Vor 50 Jahren zum 100. Geburtstag dieses verdienstvollen Mannes feierte die Stadt Oelde eine große August-Euler-Woche. 150 Jahre nach dem in Oelde inzwischen fast vergessenen Geburtstag Eulers möchte wenigstens der Oelder Heimatverein an ihn erinnern. Aus diesem Anlass findet am Dienstag, 20. November, um 19.30 Uhr im Heimathaus am Lehmwall unter dem Titel “Der tolle Euler” eine Rückschau auf das denkwürdige Leben dieses Mannes statt, der insgesamt rund 500 Flugzeuge produzierte.

Hans Rochol, Vorsitzender des Heimatvereins, spannt anhand von Lichtbildern den Bogen von Eulers Geburt bis hin zu dem erstaunlichen Wirken des aus Oelde gebürtigen Flugpioniers. Besonderes Augenmerk wird auf die frühen Jahre Eulers in Oelde gelegt, über die mehrere Heimatfreunde intensiv recherchiert haben. Interessierte sind herzlich eingeladen; der Eintritt zu dieser Gedächtnis-Veranstaltung ist frei.




Yeah, yeah, yeah: Beat im Blut

Am 20. September rocken sie die Overberg-Schule: Prinz Rupi mit »Richy & Hüby«

Zwei altgediente Oelder Musiker werden Ruprecht »Prinz Rupi« Frieling auf dessen Veranstaltung »Wie der Beat nach Westfalen kam« am Donnerstag, 20. September, um 20 Uhr begleiten: »Richy & Hüby« wollen den Zuhörern einheizen und ein Gefühl für die Musik der damaligen Zeit vermitteln. Aufgrund der großen Nachfrage wird die Veranstaltung vom Heimathaus in die Aula der Overberg-Schule, Marienstraße 13, verlegt.

Ruprecht »Prinz Rupi« Frieling erzählt, wie die Beatmusik Oelde infizierte

Ruprecht Frieling freut sich sehr, als Begleitband für seinen Vortrag über die wilde Zeit Ende der Siebziger Jahre »Richy & Hüby« gewonnen zu haben, die viele der alten Hits aus dem Handgelenk spielen können.

»Seit 55 Jahren stehen die beiden Rock ‘n’ Roller auf der Bühne und waren schon in den Geburtsstunden der Beat-Bewegung dabei,« meint der in Berlin lebende Autor und Journalist. »Deshalb bin ich total happy, diese beiden Barden, die den Beat im Blut haben, als Begleitung gewonnen zu haben«.

Der in den bunten Zeiten der Flower-Power-Bewegung und Beat-Revolution in Oelde aufgewachsene Autor und Journalist Ruprecht Frieling erzählt, wie der Beat in den 60er Jahren die westfälische Provinz eroberte und den Generationenkonflikt schürte. Er erinnert an die damalige Szene, deren Einfluss viele Jugendliche zu einem Bruch mit den verstaubten Konventionen der noch vom Dritten Reich geprägten Elterngeneration bewegte. Er erlebte eine Zeit, in der die als »Negermusik« kritisierte Beatmusik die Jugend elektrisierte und viele Eltern und Pädagogen in die Verzweiflung trieb.

Um 1968 waren sie das Leitidol vieler junger Oelder: The Beatles

In Oelde aufgewachsen zählte Frieling zu den jungen Leuten, die jeden Pfennig sparten, um die Idole der damaligen Zeit live zu erleben. Im Herforder »Jaguar-Club« traf er vor einem halben Jahrhundert internationale Top-Stars. Dort sah er ab 1966 legendäre Konzerte von »The Cream«, »Jimi Hendrix Experience«, »Casey Jones and The Governors«, »The Remo Four«, »The Liverbirds«, »Spencer Davis Group«, »The Small Faces«, »The Who« und vielen anderen Weltklassemusikern. Er hörte die berühmten deutschen Gruppen jener wilden, exzessiven Zeit von »The Rattles« über »The Scorpions« und »The German Bonds« bis hin zu »The Jaguars«, den Namenspatronen des Clubs.

Let the good times roll … Richy rockt Oelde

Aber auch in Oelde selbst gab es berühmt-berüchtigte Veranstaltungsstätten wie »Der Blaube Täuber« in der Lindenstraße oder später die Diskothek »Meranchito«, in der zur Beatmusik getanzt wurde. Oelder Bands wie »The Souls«, »The Rowdies«, »The Little Sharks« und die »Colorados«, aus denen Richy & Hüby hervorgingen, begeisterten die einheimischen Jugendlichen.

Wer sich an jene wilde Zeiten erinnern möchte, in denen Beatniks mit Haartracht, Outfit und Musik ein komplett anderes Lebensgefühl dokumentierten, der ist am Donnerstag, 20. September um 20.00 Uhr dabei, wenn Ruprecht Frieling aus dem Brunnen der Erinnerung schöpft und erzählt, wie der Beat in die Provinz kam. Ort des Geschehens ist die Aula der Overberg-Schule, Marienstraße 13.

Karten im Vorverkauf in der Confiserie Rochol, Lange Straße 27, oder per E-Mail formlos unter [email protected]. Die bestellten Karten werden zugesandt.




Wilhelm Ruprecht Frieling kommt ins Oelder Heimathaus

Der Heimatverein Oelde präsentiert am Donnerstag, den 20. September 2018, um 20.00 Uhr in der Aula der Overberg-Schule den in Oelde aufgewachsenen und in Berlin lebenden Wilhelm Ruprecht Frieling, der immer wieder nach Oelde und Umgebung kommt, um spannende und unterhaltsame Vorträge zu den verschiedenen Themen hält. An diesem Abend beschäftigt er sich mit den Erinnerungen an das Eindringen der Beatmusik in den sechziger Jahren in unseren Heimatraum. 

Ruprecht Wilhelm Frieling hier bei einer Lesung auf Haus Nottbeck 2017 © Oelder Anzeiger

Jimi Hendrix lockte am 28. Mai 1967 hunderte Jugendliche in den Herforder »Jaguar-Club«
©Kommunalarchiv Herford

An dem Abend erzählt Frieling, wie der Beat in den 60er Jahren die westfälische Provinz eroberte und den Generationenkonflikt schürte. Er erinnert an die damalige Szene, deren Einfluss viele Jugendliche zu einem Bruch mit den verstaubten Konventionen der noch vom Nazireich geprägten Elterngeneration bewegte. Es erlebte eine Zeit, in der die als »Negermusik« kritisierte Beatmusik die Jugend elektrisierte und viele Eltern und Pädagogen in die Verzweiflung trieb.

In Oelde aufgewachsen zählte Ruprecht Frieling zu den jungen Leuten, die jeden Pfennig sparten, um die Idole der damaligen Zeit live zu erleben. Im Herforder »Jaguar-Club« traf er vor einem halben Jahrhundert internationale Top-Stars. Dort sah er ab 1966 legendäre Konzerte von »The Cream«, »Jimi Hendrix Experience«, »Casey Jones and The Governors«, »The Remo Four«, »The Liverbirds«, »Spencer Davis Group«, »The Small Faces«, »The Who« und vielen anderen Weltklassemusikern. Er hörte die berühmten deutschen Gruppen jener wilden, exzessiven Zeit von »The Rattles« über »The Scorpions« und »The German Bonds« bis hin zu »The Jaguars«, den Namenspatronen des Clubs.

© Oelder Anzeiger

Mit einer Rolleiflex seines Großvaters lichtete Frieling viele der Auftritte ab und bezahlte mit den Fotos den Eintritt zu den Konzerten. Seine damaligen Aufnahmen gingen in den Besitz des Jaguar-Clubs über, der sie später in Ausstellungen zeigte. In seinem späteren Beruf als Verleger beriet er die Inhaberin des Clubs, Carola Frauli, bei der Herausgabe ihres Buches »Musikszene der 60/70er Jahre«.

Ruprecht Frieling aka »Prinz Rupi« ist Autor, Verleger und Produzent. Der Oelder lebt seit 1968 in Berlin. Der Mann mit dem Hippie-Herzen liebt Bücher, Blues, Bach, Richard Wagner, DaDa und Surrealismus. In seinem Buch »Der Bücherprinz« zeichnet der Autor mit herzerwärmender Aufrichtigkeit seinen Lebensweg als langhaariger Beatles-Fan, trampendes Blumenkind, ausschweifender Kommunarde, leidenschaftlicher Journalist, experimentierfreudiger Chefredakteur und Hofnarr der Kulturszene zum innovativen Verlagsgründer.

Der »Bücherprinz« wirft ein gleißendes Licht auf jene zügellosen Protestjahre, wo Haartracht, Outfit und Musik ein komplett neues Lebensgefühl dokumentierten. Mit schwarzem Humor und viel Selbstkritik schildert der Autor das verzweifelte Aufbegehren einer von Beatmusik, Drogen und langen Haaren elektrisierten Jugend gegen den Konservatismus der Adenauer-Ära, das sich in der viel zitierten Revolte der »68er« entlud. Er wirbt aber auch um Verständnis für die damalige Elterngeneration, die in ihrer Hilflosigkeit und aufgrund medialer Erpressung kaum anders reagieren konnte, als unangepasste Jugendliche zu reglementieren und in die Jugendpsychiatrie zu sperren.

Bei heftigem Gegenwind schaffte es Frieling, erfolgreich gegen den Strom zu schwimmen und als »Business Punk« eine Garagenfirma zu starten. Diese entwickelte er zu einem der fruchtbringendsten Unternehmen der deutschen Verlagswirtschaft. Er schuf unter dem Slogan »Verlag sucht Autoren« das schrägste, originellste und individuellste Verlagsprogramm weit und breit und veröffentlichte die Werke von mehr als zehntausend Autoren, die ihn dafür zum »Bücherprinz« krönten.

Der bekannte österreichische Kultautor Thomas Bernhard urteilte über den Entwurf des Buches: »Der Bücherprinz« schildert einen ungewöhnlichen Lebensweg. Er verführt den Leser, dem eigenen Stern zu folgen und sich dabei stets selbst treu zu bleiben.« Hendryk M. Broder schrieb im SPIEGEL: »Kein anderer Verleger hat so viele Autoren glücklich gemacht.« Und Liedermacher Konstantin Wecker meinte: »Es geht ums Tun und nicht ums Siegen!«

Eintrittskarten

Die Anzahl der Plätze im Heimathaus ist begrenzt, Interessenten sollten sich Karten im Vorverkauf besorgen, und zwar ausschließlich in der Confiserie Rochol. Lange Straße 27, 59302 Oelde, Tel. 02522 1363.

Die Confiserie ist während der Ferien allerdings nur vormittags geöffnet.

Kartenbestellungen werden auch formlos per E-Mail unter [email protected] entgegengenommen. Die bestellten Karten werden dann zugesandt.




Der Prager Fenstersturz

So begann der 30-jährige Krieg


Am 23.05.1618 ereignete sich im böhmischen Prag, genauer, in der Hofkanzlei der Prager Burg, ein folgenreicher Rausschmiss  der anwesenden Vertreter der Habsburger Statthalter. Da dieser Rausschmiss nicht nur Menschen in Prag, sondern in ganz Europa, mithin auch in Oelde, betraf, soll heute kurz daran erinnert werden.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte sicherlich niemand, was sich in Folge des stattfindenden Schauprozesses und des unmittelbaren Vollzugs desUrteils in den kommenden Jahren, ja Jahrzehnten in Deutschland und Europa ereignen sollte, welches Leid über den Kontinent kommen sollte. Und noch viel weniger war vorauszusehen, dass die Menschen in Europa so wenig aus den Ereignissen des Krieges, der bereits kurz nach seiner Beendigung als der 30-jährige Krieg bekannt, und für immer in das Gedächtnis Europas eingebrannt sein sollte, für die Zukunft und den Umgang miteinander lernen würden.

Um was ging es? Was war der Grund?

Nach der Reformation im Jahre 1517 und den sich daraus ergebenden machtpolitischen und religiösen Konflikten in Deutschland, teilte sich das Land mehr und mehr in religiöse Lager. Auch der Augsburger Religionsfrieden von 1555 konnten die Gegensätze nicht sehr lange verdecken. Er wurde zwar von den beteiligten Fürsten respektiert, jedoch bekam der Konflikt gegen Ende des Jahrhunderts durch die nächste Generation von Herrschern eine neue Dynamik. Diese Fürsten legten die Konfession eng, sehr eng aus und waren außerdem bereit den Konflikt auch militärisch auszutragen. Und wie immer ging es nur vordergründig um den Glauben, es ging vor allen Dingen um Macht, um Einfluss.

So verwundert es nicht, dass auch in Böhmen zu Ende des 16. Jahrhunderts zwei religiöse Lager bestanden. 90 % der Bevölkerung waren protestantisch, allerdings verfügten sie nicht über die Macht. Diese liegt in den Händen der katholischen Seite, deren höchster Repräsentant Kaiser Rudolf II, der Sohn von Kaiser Maximilian II. und Maria von  Spanien im Jahr 1609 die Religionsfreiheit für sein Reich erneut verbriefte und dadurch für Ruhe sorgte.

Machtkampf in Böhmen

Leider war Rudolf ein schwacher Kaiser, der sich mit seinem machtbewußten und zielstrebigen Bruder, Erzherzog Matthias auseinandersetzen musste. Als Rudolf im Jahr 1611 seinen Titel als König von Böhmen an seinen Bruder Matthias verlor, war sein Einfluss als Kaiser des heiligen, römischen Reiches Deutscher Nation ebenfalls zu Staub zerfallen und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Matthias wurde im am 23.Mai 1611 zum König von Böhmen gewählt, er forcierte die Gegenreformation und so wurden die Konflikte wieder akut. Da jedoch sowohl Matthias, wie auch sein Bruder Rudolf keine eigenen legitimen Nachfolger hatte, übernahm im Jahr Im Jahr 1617 Erzherzog Ferdinand II. die Königskrone von Böhmen und mit diesem kompromisslosen und kriegerischen Herrscher, der gleich nach Antritt seiner Regentschaft die Rekatholisierung vorantrieb, eskalierte der Streit mit der überwiegend protestantischen Bevölkerung Böhmens und der sie vertretenen, protestantischen Adeligen.

Der böhmische Ständeaufstand eskalierte und trotz Verbots trafen sich die böhmischen Stände im April zu einer Versammlung in Prag. Während dieser Versammlung, die zuerst friedvoll verlief, ergaben sich Tumulte, die schließlich am 23.05.1618 in einem Zug auf die Prager Burg.

Dort trafen sie auf die katholischen Statthalter. Nach einem langen Disput hielten die Protestanten ein Standgericht ab, verurteilten die Statthalter der Macht und warfen sie kurzerhand aus dem Fenster. Die derart an die Luft gesetzten Vertreter des Königs von Böhmen verletzten sich nur wenig, obwohl der Sturz in den Burggraben 17 m betragen hatte. Ob hierfür eine Dämpfung des Aufpralls durch einen Misthaufen verantwortlich war, oder nicht sei dahingestellt. Jedenfalls verletzten sich die drei malträtierten Vertreter nicht besonders stark und kamen im Wesentlichen mit dem Schrecken davon.

Die protestantischen Aufständischen, die mit der Defenestration dem Kaiser den Fehdehandschuh auf drastische Weise zugeworfen hatten, sich dieser Tatsache natürlich auch bewusst waren, wählten bereits am 24. Mai ein Direktorium, entmachteten die herrschenden Adligen und begannen, in Vorbereitung und Erwartung der kaiserlichen Antwort, unverzüglich mit der Aufstellung einer Armee.

Der Krieg

Der Kaiser erkannte den Fenstersturz als das, was er war, ein Angriff auf seine eigene Position. Der Fenstersturz kam einer Kriegserklärung gleich, und der Krieg ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Und auch wenn sich die genauen Opferzahlen nicht mehr ermitteln lassen, so ist davon auszugehen, ca. 30 % der Bevölkerung, immerhin mehr als 6.000.000 Menschen den Gräueltaten des Krieges zum Opfer fielen. Und erst 30 Jahre später sollte es gelingen im westfälischen Frieden in den Städten Münster und Osnabrück eine Nachkriegsordnung zu schaffen, die bis heute als Beispiel für den Kompromiss zu einer Friedensordnung von gleichberechtigten Staaten gilt.

Wie sehr sich Europa in Folge von 30 Jahren Krieg veränderte zeigen die folgenden Karten

Map of the Holy Roman Empire (1618) - DE

Karte Europas zu Beginn des Krieges 1618
HRR 1648
Karte Europas zum ende des Krieges 1648

Das auch Oelde von den Auswirkungen des Krieges nicht verschont blieb, zeigt die lange Geschichte der Alten Vikarie in Stromberg.




Pfingstenkranz: Wotanskult blüht in Oelde

So sah es in Oelde zu Pfingsten vor einem halben Jahrhundert aus. Foto: © Wolfgang F. Pestel

So sah es in Oelde zu Pfingsten vor einem halben Jahrhundert aus. Foto: © Wolfgang F. Pestel

Jedes Jahr zu Pfingsten wird in Oelde ein dreibeiniger Maibaum aufgestellt: Das ist der Pfingstenkranz, um den Jung und Alt begeistert tanzen. Doch woher stammt dieses Brauchtum?

Pfingstenkranz in Oelde
Fotos mit freundlicher Genehmigung:
©Meik Libor/Pfingstenkranzgemeinschaft St. Joseph

Der Tanz um den Pfingstenkranz stammt aus den Zeiten des Odin-Kultes. Odin (auch Wotan genannt) war der Gott der Ernte, des Ackerbaus und der Viehzucht. Er wurde von den Germanen als Hauptgott verehrt. Gehuldigt wurde ihm unter anderem von den Sachsen, deren Kernland sich im heutigen Westfalen befand.

Kreuzzüge gegen heidnisches Brauchtum

Karl der Große versuchte, die heidnischen Sachsen zu unterwerfen und rückte vom Rhein gen Norden vor. Zweiunddreißig Jahre lang führte er von 772 bis 804 einen Unterwerfungskrieg gegen die „Ungläubigen“. Als „Sachsenkriege“ schmücken diese blutigen Schlachten die Annalen der Geschichte. Es ging Karl dem Großen, der dafür den Spitznamen „Karl, der Schlächter“ erhielt, dabei weniger um den wahren Glauben als um Macht, Einflussbereiche und tributpflichtige Vasallen.

Pfingstenkranz auf der Warendorferstraße ca. 1954. Foto: © Norbert Löbbert

Pfingstenkranz auf der Warendorfer Straße ca. 1954.  OeA Leser Norbert Löbbert war selber dabei, die Straße wurde damals extra abgesperrt. Man beachte den Straßenbelag.  Foto: © Norbert Löbbert

Mit dem Niederschlagen der heidnischen Religion und der Durchsetzung des Christentums wurde auch das Brauchtum verändert. Im Gesetzeswerk Lex Saxonum ließ Kaiser Karl seine Rechtsauffassung festschreiben: „Alle stimmen dem Prinzip zu, dass die Kirchen Christi in Sachsen nicht geringere, sondern erheblich höhere Geltung haben sollen als die Götzenstätten.“ Spätestens damit hieß der offizielle neue Gott der Sachsen nicht länger Odin oder Wotan sondern Jesus Christus.

Wotanskult in Oelde

kinderbauerIm ehemals sächsisch-westfälischen Ackerbürgerstädtchen Oelde, einstmals Ulithi geheißen, hält sich der Wotanskult indes bis heute. Jeweils zu Pfingsten wird ein dreibeiniger Baum aufgestellt und geschmückt. Mit diesem Maibaum feierten die Vorväter alljährlich im Wonnemonat das „Mai- und Blumenfest“.

In seiner ursprünglichen Form handelte es sich um eine mit Bändern und Fähnchen geschmückte Birke als Symbol der Gesundheit. Die Birke war der heilige Baum der Fruchtbarkeitsgöttin Freya, die in vielen Gegenden unter Gesang von Haus zu Haus getragen und zuletzt auf dem Marktplatz des Ortes aufgestellt und von jung und alt bis in die Nacht hinein umtanzt wurde.

Amtskirchen nutzen den Brauch

2013_1Im Laufe der Jahrhunderte erhielt der Maibaum einen christlichen Einschlag, und der „Pfingstenkranz“ wurde bewusst vor den Oelder Kirchen aufgestellt. Uralte Lieder, die ursprünglich der Naturverehrung dienten, wurden vermischt mit Liedern der christlichen Religion, um dem bäuerlichen Volk den neuen Glauben nahe zu bringen. Heute wissen nur noch wenige Historiker um den wahren Kern des uralten Brauchs.

Der Oelder Pfingstenkranz wird heutzutage als Dreifuß aus drei Holzbalken gebildet, der in der Spitze zusammengebunden und durch Querbalken Standfestigkeit bekommt. Das Gestell wird mit Birkengrün oder auch Tannengrün umwickelt, mit Fähnchen besteckt und mit Fackeln behängt, die den Pfingstenkranz am Abend stimmungsvoll beleuchten.

Die Oelder Pfingstenkranzlieder

2013_7Nachmittags tanzen vor allem Kinder im Reigen um den Pfingstenkranz und singen Lieder, die ihnen bereits im Kindergarten vermittelt werden. Typische Pfingstenkranzlieder sind „Oh Buer wat kost’ ju Hei?“, „Oh Bauer hast Du Geld“, „Wir öffnen jetzt das Taubenhaus“, „Guter Freund ich frage Dir“, „Schön Hannchen in der Mühle“ und „Das Oelder Lied“.

Das bekannteste und beliebteste Pfingstenkranzlied wird auf plattdeutsch gesungen. Es handelt sich um einen Wechselgesang mit Reigentanz, bei dem immer mehr Teilnehmer in einen inneren Reigen, der gegenläufig wandert, einbezogen werden. Inhaltlich wird einem als westfälischer Bauer verkleideter Sänger, dem »buer«, der ganze Hof und der Hausstand eingerichtet. Die Mitspielenden geben ihm nacheinander Frau Kind, Wagen, Piärd, Ossen, Knächt, Swiepe, Kauh, Magd, Maschine, Pott, Släif, Liäpel, Schinken und Schamiesken. Zum Schluss kriegt er einen Schubs und wird unter großem Gejohle aus dem Kreis hinaus geprügelt.

Oh Buer, wat kost’ Ju Hei?

Chor: Oh Buer, wat kost’ Ju Hei? Oh Buer, wat kost’ Ju Hei? Oh Buer, wat kost’ Ju Kirmeshei, et gäiht so viel fö Kirmeshei, Oh Buer wat kost’ Ju Hei?

Bauer: Min Hei, dat kost’ ne Kraun, Min Hei, dat kost’ ne Kraun, Min Hei, dat kost’ ne Kirmeskraun, et gäiht so viel fö ne Kirmeskraun, Min Hei, dat kost’ ne Kraun!

Chor: Ju Hei is viel to düer, Ju Hei is viel to düer, Ju Hei is viel to kirmesdüer! Et gäiht so viel fö kirmesdüer, Ju Hei is viel to düer!

Bauer: Min Hei is nich to düer, Min Hei is nich to düer, Min Hei is nich to kirmesdüer! Et gäiht so viel fö kirmesdüer. Min Hei is nich to düer.

Chor: Nu gifft den Buer ne Frau, Nu gifft den Buer ne Kirmesfrau, Et gäiht so viel fö ne Kirmesfrau! Nu gifft den Buer ne Frau!

Bauer (zeigt auf ein Mädchen im Kreise): Dat is min läiwe Frau, Dat is min läiwe Frau, Dat is min läiwe Kirmesfrau! Et gäiht so viel fö Kirmesfrau, Dat is min läiwe Frau … usw.

Im Anschluss an dies plattdeutsch gesungene Lied wird meist ein hochdeutsches Lied gesungen. Wieder wird ein Bauer in den Kreis gestellt. Diesmal singt der Darsteller des Buer aber nicht mit. Der Chor singt allein: „Oh Bauer, hast du Geld? Oh Bauer, hast du Kirmesgeld, Kirmes-, Kirmes-, Kirmesgeld, Oh Bauer, hast du Geld?“




Große Abschiedsparty für Realschule

Stadt Oelde – Es berichtet Frau Heike Beckstedde- Im Sommer verlassen die letzten Schüler die Oelder Realschule. Nach fast 170 Jahren geht damit eine Ära in Oelde zu Ende. Sang- und klanglos soll dieses jedoch nicht geschehen: Die Schule lädt zu einer großen Abschiedsparty für alle ehemaligen Schüler und Lehrer ein.

Richy an der Gitarre

Diese findet statt am Mittwoch, 9. Mai (Tag vor Christi Himmelfahrt), um 20 Uhr im Ahmenhorster Schützenfestzelt. Richy und Hüby sowie DJ Björn werden für beste Unterhaltung sorgen. Unterstützt werden sie dabei von der Schulband. Hier werden auch ehemalige Bandmitglieder wieder zu ihren Instrumenten greifen.

Und so dürften an dem Abend viele Erinnerungen im Kreise der alten Schulkollegen aufgefrischt werden.  

»Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit vielen Ehemaligen. Auch wenn das Ende unserer Schule nicht leicht ist, an diesem Abend sollen gute Laune und Freude im Vordergrund stehen.« erläutert Schulleiter Franz-Josef Eckert. Dass die Ehemaligen der Schule richtig zu feiern wissen, hätten sie schließlich beim 150jährigen Bestehen der Schule unter Beweis gestellt.

300 Karten bereits weg

Karten für die Veranstaltung zum Preis von 8 Euro (Abendkasse 13 Euro) sind ab sofort erhältlich im Oelder Rathaus an der Infotheke, bei den Vorverkaufsstellen der Glocke sowie in den Ortsteilen Lette bei Lotto Kokott, Stromberg in der Bäckerei Terholsen und Sünninghausen im Café Reinkenhoff. Rund 300 Ehemalige haben sich bereits in den ersten ihre Karten gesichert.




Rückblick auf die Gedenkfeier zu Ehren der Juden in Oelde

Am 9. November 2017 versammelten sich rund 40 Menschen im Innenhof des Oelder Rathauses, um 6 Millionen verschleppter und ermordeter Juden zu gedenken. Im Innenhof steht ein Gedenkstein um an das grausame Verbrechen während des Hollocaust zu erinnern. Die Andacht leiteten Frau Christiane Glitscher-Krüger, Frau Elisabeth Lewanschkowski, Frau Doris Leeser und Zeitzeugin Frau Marietheres Krupp.

Es wurden über 100 Namen der ermordeten, deportierten und geflohenen Juden vorgelesen. Die Anwesenheit von Altglöckner Heinz Renk als Zeitzeuge war ebenfalls vorgesehen, er war an dem Abend jedoch verhindert und ließ seine Erinnerungen durch Frau Elisabeth Lewanschkowski verlesen.

Sieben rote Kerzen und eine abseitsstehende weiße Kerze mit einem Stein.

Doris Leeser erklärte, dass an dem Abend nicht nur an die ermordeten Juden gedacht werden solle, sondern auch an die 558 Fremdarbeiter, die in Oelde in den Kriegsjahren arbeiten mussten. Der Stein und die Kerze stünden für einen jungen Polen der wegen Diebstahls und wegen Widersetzlichkeit ohne Gerichtsverfahren in Oelde hingerichtet wurde. Der junge Pole wurde in „Stüers Büschken“ am Galgen erhängt. Dies geschah vor 75 Jahren am 12. Juni 1942.

Der Oelder Heinz Renk erinnert sich an die Hinrichtung und schrieb diese nieder.

Hinrichtung eines „Fremdarbeiters“ im Krieg von Heinz Renk

Ich entsinne mich, dass während des Krieges ein polnischer „Fremdarbeiter“ (das war die offizielle Bezeichnung) in Oelde in Stüers Büschken durch den Strang hingerichtet worden ist.

(Anmerkung d. Redaktion: Das Büschken nannte man früher das Gebiet wo heute der Radweg das Gymnasium mit der Albert-Schweitzer-Schule entlang des Axtbach verbindet. Wenn man vom alten Teil des Friedhofs über die Brücke in Richtung Kapelle geht, müsste die Stelle in Bachnähe ungefähr 50 bis 70 Meter in Richtung Gymnasium sein.

In dem Buch „Oelde, die Stadt in der wir leben“ wird kurz über die Exekution des Polen berichtet. Der Zeitzeugenbericht von Herrn Renk ist aktuell das detaillierteste Dokument, welches existiert)

Ich war 16 Jahre alt. Es war in Oelde allgemein bekannt, dass ein Pole den Polizei-Hauptwachtmeister Bönnemann im „Kittchen“ bei einem Fluchtversuch angegriffen und verletzt hat. Deswegen wurde er zum Tode durch Erhängen verurteilt.

Ob auch Ort und Datum der Hinrichtung allgemein bekannt waren, weiß ich heute nicht mehr. Ich entsinne mich nur, dass eine Handvoll neugieriger Halbwüchsiger mit mir hinter der Hecke waren, die den Friedhof damals von einer Kuhweide abgrenzte. Durch die Hecke konnten wir den ca. 200 bis 300 Meter entfernten Galgen auf der anderen Axtbachseite direkt gegenüber der Einmündung des Rathausbaches sehen, der als Balken zwischen zwei Eichbäumen befestigt war. Darunter war ein Tisch, auf dem der Verurteilte stand. Man sagte uns, der Tisch habe eine Klappe, die man öffnen könne, so dass der Delinquent, der eine Schlinge um den Hals hatte, hineinfiele und stranguliert würde. Durch Genickbruch sei er sofort tot.

Das alles konnten wir allerdings aus der Entfernung nicht genau sehen, denn wir mussten uns verborgen halten. Die Hinrichtung war nicht öffentlich. Die Brücke zwischen den beiden Friedhöfen, in deren unmittelbarer Nähe der Galgen errichtet worden war, gab es damals noch nicht. Das Brüggenfeld war Acker.

Ich konnte sehen, dass einige Personen anwesend waren und auch hören, dass etwas verlesen wurde. Verstehen konnte man das aber nicht. Ich entsinne mich nicht, Parteivertreter oder Uniformierte gesehen zu haben. Vermutlich waren einige Polizeibeamte anwesend, daran erinnere ich mich aber nicht.

Im Gedächtnis ist mir jedoch geblieben, dass nach der Hinrichtung polnische Fremdarbeiter im Gänsemarsch an dem Gehenkten vorbeimarschieren mussten. Nach heutiger Schätzung waren das zwischen 20 und 50. Viele taten das nur mit gesenktem Kopf.

Stüers Büschken ist ein schmaler Eichen-Auenwald entlang des Axtbaches. An seiner Ostseite war und ist auch heute noch eine ca. zwei Meter hohe Steilböschung, so dass der Hinrichtungsort gegen Sicht abgeschottet war. Durch Stüers Büschken lief nur ein Trampelpfad, auf dem wir als Kinder gerne und häufig spielten.

Ich habe heute (24.6.2014) den Ort aufgesucht und fotografiert. Ob die Eichen noch stehen, zwischen denen der Galgen stand, konnte ich nicht feststellen. Auch das Fundament der Gedenkplatte, die nach dem Krieg von mir Unbekannten dort angebracht worden ist, konnte ich nicht mehr finden. Ich habe die Platte ca. 1947 dort noch gesehen. Sie war etwar DIN A4 groß. Später sah ich nur noch das Fundament.

Erinnerungen der Zeitzeugin Marietheres Krupp an die Pogromnacht 1938

1938 war ich 12 Jahre alt und ging zur Volksschule in die sechste Klasse. Meine damalige Klassenlehrerin war in der NSDAP. Sie unterrichtete uns auch in biblischer Geschichte. Während einer Unterrichtsstunde sagte sie einmal, Jesus sei kein Jude, die Juden seien lange in ägyptischer Gefangenschaft gewesen. Auch meinte sie, alle Juden seien dumm. Darauf machte ich den Einspruch, dies könne nicht stimmen, Lore Fritzlar, eine jüdische Mitschülerin, sei auf die Töchterschule gegangen. In der Schulbücherei gab es Bücher gegen die Juden. An eines kann ich mich gut erinnern.

Frauen von links: Frau Lewanschkowski, Frau Glitscher-Krüger, Frau Leeser und Frau Krupp

Es saß ein dicker Mann, ein Jude, an einem Tisch. Er hatte eine große überdimensionale Nase, vor sich einen Teller mit einer gebratenen Gans und aß davon. Im Türrahmen stand ein dicker Priester, der mit dem Finger drohte und sagte:

»Du bist ein getaufter Christ und isst am Freitag Gans, das ist für Christen verboten.“ Darauf die Antwort des Juden: „Hab ich gesagt Gans sei Fisch, nun ist Gans Fisch.«

Die Bedeutung dieses Bildes ist folgende: Da aus der Gans kein Fisch wird, wird aus einem Juden kein Arier.

Es ist 76 Jahre her, Vieles ist in der Erinnerung verwischt. Am Morgen des 10. November ging ich wie immer zur Kirche. Ich weiß nicht mehr, ob etwas Besonderes auf dem Weg dorthin geschah. Nach der Messe ging ich zur Schule. Es war so merkwürdig still, die Menschen gingen eilig an mir vorbei oder standen zu zweit und flüsterten miteinander. Nun kam ich zum Textilgeschäft Weinberg auf der Langen Straße und war sehr erschrocken, aber auch neugierig.

Was war da nur passiert? Überall lagen Glassplitter verstreut; bis weit in die Straße hinein. Jetzt erst sah ich die zertrümmerte Schaufensterscheibe und konnte weit in den Raum hineinsehen. Im Schaufenster, es war in meiner Gesichtshöhe, lag alles durcheinander: die Scherben, die Stoffe waren mit Tinte übergossen und auseinandergerissen, die Schaufensterpuppen lagen zerbrochen und zermatscht darüber und verbreiteten einen fürchterlichen Gestank. Noch heute habe ich diesen Gestank in meiner Nase. Regale und alles Inventar war übereinander gekippt und zerschlagen. Ich ging weiter zur Schule. Was ich gesehen hatte, beschäftigte mich den ganzen Tag.

In der Pause hörte ich, dass die Jungen schulfrei hätten. Später erzählte man, der Lehrer, er war ein Nazi, hätte in der Nacht bei den Gräueltaten geholfen.

Nach Schulschluss ging ich auf dem Heimweg in die Synagoge. Da sie in einem Wohnhaus lag, konnte sie nicht verbrannt werden. Durch einen langen Flur, es war mir sehr unheimlich, gelangte ich in den Gebetsraum. Auch dort lag alles durcheinander: beschriebene Blätter, Gewänder, umgestürzte Kerzenhalter, Stühle und Bretter und vieles mehr. Durch die zerbrochene Scheibe konnte ich nach draußen sehen.

Da ich ein 12-jähriges Mädchen war, kann ich mich heute nicht mehr daran erinnern, was ich über all diese Ereignisse gedacht habe. Aber ich habe sie nie ganz vergessen.

Weiterer Bericht und Parallelen tun sich auf

Franz-Josef Speckmann

Nachdem die Geschichte dem Stromberger Heinz-Peter Speckmann zu Gehör kam, erinnerte sich dieser wieder, wie sein Vater früher oft in dem Busch mit ihm spazieren ging und von der Erhängung des Polen berichtete.

»Hier haben sie früher einen Polen erhängt.« sagte Franz-Josef Speckmann zu seinem Sohn damals.

Die Tochter von Heinz-Peter Speckmann, Lea, hatte im Jahre 2008 ein Interview mit dem Großvater Franz-Josef führen müssen für eine Arbeit des Unterrichts vom Johanneum Wadersloh Gymnasium.

Beim Zeitzeugenbericht von Lea Speckmann ging es im Interview unter anderem um die Ermordung des Polen.

Von Lea Speckmann

Erlebnisse, die mein Opa nie vergessen wird

Es gibt einige Erlebnisse in Opas Leben, die er niemals vergessen wird. Einige davon sind Erinnerungen, an die sich Opa gerne zurückerinnert und einige, die er vielleicht lieber vergessen würde:

Hinrichtung eines Polen

Früher befand sich ein Gefängnis auf dem Hermann-Johenning-Platz (heutige Polizei). Ein Pole, der dort gefangen gehalten wurde, soll, wie später gesagt wurde, einen Aufseher geschlagen haben.

Aus diesem Grund wurde er zum Tode verurteilt und öffentlich in Stührs–Büschken erhängt. Dies liegt zwischen dem neuen katholischen und dem evangelischen Friedhof.

Mein Opa und seine Freunde hatten sich in dem nahe gelegenen Kornfeld angeschlichen, wurden aber später von der Polizei entdeckt und noch vor der Erhängung verscheucht.

Sie hatten aber gesehen, wie herablassend die Polen behandelt wurden. Der Hebel, der die Klappe des Schafotts zum Fallen bringen sollte, musste von einem Polen gezogen werden. Die anderen Polen, die in der Nähe von Oelde als Kriegsgefangene gehalten wurden, mussten an dem Schafott vorbei gehen und zusehen wie der Verurteilte erhängt wurde.

Später errichtete man an dieser Stelle einen Gedenkstein, der an die schlimme Tat erinnern soll. Sogar mein Vater (Heinz-Peter Speckmann) kennt diesen Stein, da er in seiner Kindheit öfters mit meinem Opa dort war. Vor einiger Zeit wurde der Gedenkstein aber entfernt. Den Grund wusste mein Opa aber nicht.

Franz Josef Speckmann sieht man hinten links hier als jungen Mann bei der Westfalia Separator

Reichskristallnacht

Eine Essensmarke die die Familie Speckmann aufbewahrt hat

Auch mein Opa hat die „Reichskristallnacht“ (Pogrom gegen die Juden) am 9. November 1938 in Oelde miterlebt.

Die SS–Patrouillen hatten das gesamte Hab und Gut der Juden, die hier lebten, zerstört. Opa erinnert sich noch an die vielen Dinge, wie zum Beispiel Schranktüren und Porzellan, die nach dieser Nacht auf den Straßen zerbrochen lagen. Da alles aus den Fenstern geworfen wurde, schlug man diese ein.

Dieser Pogrom gegen die Juden trägt, auf Grund dieser vielen zerstörten Scheiben, den Namen „Reichskristallnacht“.




Gegen das Vergessen erinnern

Auch in diesem Jahr lädt der ökumenische Arbeitskreis „Wir Christen in Oelde“ wieder zur Gedenkfeier an die Pogromnacht ein.

Am 9. November um 18 Uhr sind alle herzlich eingeladen, sich im Rathausinnenhof am Gedenkstein an die „Reichspogromnacht/ Kristallnacht“ zu erinnern und vor neuerlichem Rassismus und Faschismus zu warnen. Das Verlesen der Namen der aus Oelde deportierten jüdischen Mitbürger und der Bericht über die standrechtliche Hinrichtung eines polnischen jungen Mannes stehen im Zentrum der etwa 30-minütigen Gedenkfeier.

Lesenswert

Der Mitarbeiter Heinz-Werner Drees vom OELDER-ANZEIGER gibt hier einen Rückblick auf die Machenschaften der Nazis in Oelde und liefert viele Information zur Pogromnacht.