Oelder Facebook-Gruppe schließt ihre Pforten

Zwei Jahre lang begeisterte die Facebook-Gruppe »Du bist Oelder, wenn …«  rund 5.000 Leser

Zwei Jahre lang begeisterte die Facebook-Gruppe »Du bist Oelder, wenn …« rund 5.000 Leser

Exakt zwei Jahren nach Eröffnung der beliebten Facebook-Gruppe »Du bist Oelder, wenn …« wird diese aufgrund einer einstimmigen Entscheidung der Betreiber geschlossen. »Der Geist, der diese Gruppe so liebenswert machte, ist längst in Rauch aufgegangen«, erklärte dazu Gründer Martin Bischoff mit einer Träne im Knopfloch. 

Am 31.08.2012 initiierte der Musiker und Gitarrenlehrer Martin »Malles« Bischoff auf der Plattform Facebook eine Gruppe, die den Namen »Du bist Oelder, wenn …« trug. Zielgedanke war, interessierten Menschen, aus und um Oelde sowie all jenen, die Oelde im Herzen tragen, ein offenes Forum zu bieten, um sich zwanglos zu lokalen Themen und Ereignissen auszutauschen.

Begeisterter Zustrom zur Facebook-Gruppe

Die Idee schlug wie eine Bombe ein. Bereits ein Jahr nach der Eröffnung zählte die Gruppe mehr als 4.000 Mitglieder, zwei Jahre danach waren es exakt 4.793. Bezogen auf die aktuell rund 30.000 Einwohner in Oelde ist das ein meinungsbildender Prozentsatz.

Tausende Informationen wurden in den zurückliegenden zwei Jahren von Mitgliedern gepostet, hunderte historischer Fotos von anno dunnemals veröffentlicht, lieb gewordene Erinnerungen ausgetauscht und gepflegt. Viele Oelder lernten sich erstmals persönlich kennen, es kam zu Begegnungen, Verabredungen und gemeinsamen Hilfeaktionen. In einem gemeinsamen Limerick-Thread wurden hunderte selbst verfasster Limericks veröffentlicht und zeigten, wie kreativ und humorig Oelder sein können.

Ihre Stärke bewies die Gruppe auch bei der Diskussion lokalpolitischer Fragen wie beispielsweise der Erörterung der Zukunft des früheren Stadtparks. Die Mitglieder verstanden es, unbequeme Fragen an die Öffentlichkeit zu tragen und Informationen zu verbreiten, die ansonsten verborgen geblieben wären. Mit großem sozialen Engagement wurde eine Delfintherapie für den behinderten Anthony unterstützt und Spenden für einen ausgebrannten Ponyhof gesammelt. In einem Fall stiftete die Facebook-Gruppe sogar eine neue Partnerschaft, indem sie Menschen zueinander führte.

Grundregeln für Veröffentlichungen

Veröffentlicht wurde auf der Basis eines von den Administratoren der Gruppe (in alphabetischer Reihenfolge: Martin Bischoff, Sandra Förster, Ruprecht Frieling, Stefanie Heinrich,  Jorrit Müller, Torsten Schwichtenhövel)  zuvor festgelegten Regelwerks. Danach sollte keine kommerzielle Werbung gemacht werden. Unbedingt sollten rassistische, faschistische, sexistische, pornographische oder andere unsittliche Äußerungen und Darstellungen sowie persönliche Anfeindungen und Beleidigungen unterbleiben.

Waren es im ersten Jahr Verstöße gegen das Werbeverbot, die Moderatoren auf den Plan riefen und in letzter Konsequenz auch zum Ausschluss einiger Störer führten, kam es im Laufe der letzten Monate zu immer wüsteren Angriffen und Beschimpfungen untereinander. Begünstigt wurde dies durch die Anonymität, die das Internet ermöglicht, denn längst nicht alle Gruppenmitglieder kommentierten unter Klarnamen.

 Hetze gegen »die Anderen«

Anfangs unterschwellig, dann aber immer deutlicher, wurde gegen Auswärtige gehetzt. So gab es Leute, die meinten, bereits Bürger aus Stadtteilen wie Stromberg und Lette seien keine echten »Oelder« und hätten damit keine Berechtigung, ihre Meinung frei zu äußern. In der Gruppenbeschreibung stand dagegen zweifelsfrei, jeder sei willkommen, der sich »mit Oelde, Sünninghausen, Stromberg, Lette, Keitlinghausen, Ahmenhorst und Menninghausen identifizieren« könne.

Diese ablehnende Haltung gegen Leute, die keine eingeschworenen Poahlbürger sind, wurde bald überdeutlich gegenüber Mitbürgern, deren Namen Migrationshintergrund vermuten lässt. Immer wieder versuchten die Moderatoren, die Wogen zu glätten und die schlimmsten Beleidigungen sofort zu löschen. Aber die Ablehnung des Andersseins, das sich für manche schon im Namen niederschlägt, wurde immer unverhohlener.

Forderung nach KZ-Wiedereröffnung

Tiefpunkt der niederträchtigen Hasskampagne, die sich selbst in Kommentaren zu harmlosen Informationen niederschlug, war die Forderung nach Wiedereröffnung des Konzentrationslagers Ausschwitz. Spätestens an dem Punkt war für die Initiatoren Schluss. Die Facebook-Gruppe »Du bist Oelder, wenn …« sollte und durfte kein Tummelplatz von Rassisten und Neonazis sein.

Nächtelang berieten die Admins der Gruppe in einer eigenen Facebook-Gruppe, wie sie mit den Unruhestiftern umgehen konnten. Gleichzeitig wurden sie individuell mit Mails und Anrufen bepflastert, endlich gegen X oder Y aktiv zu werden. Sobald dann aber ein Störer entfernt worden war, durften sich die Verantwortlichen als »Diktatoren« und Meinungsunterdrücker beschimpfen lassen und sollten sich rechtfertigen.

Der »Dönerkrieg«

Das Fass zum Überlaufen brachte schließlich der »Dönerkrieg«. Anhand der Frage, wo man denn in Oelde wohl den besten Döner essen könne, schaukelte sich eine üble Diskussion hoch, die bald in einer offenen Schlammschlacht mündete. Diese wurde von allen Seiten angeheizt. So veröffentlichte ein Dönerbuden-Besitzer immer gleiche Fotos aus seinem Ladengeschäft, um sich ins Gespräch zu bringen und provozierte damit wiederum andere zu Gegenreaktionen.

Dass sich einige Leser untereinander Schläge androhten, war noch die harmloseste Reaktion der Leserkommentare, die dazu im Sekundentakt veröffentlicht wurden. Da bevorzugt die späten Nachtstunden für die Verbalattacken genutzt wurden, entging den ehrenamtlichen Admins, die ihren Job neben Broterwerb und Familie ausübten, mancher Beitrag. Sie wurden dann zu mitternächtlicher Stunde per Mail und Telefon aus süßen Träumen gerissen, um einzuschreiten.

Eskalation der Ereignisse

In der vergangenen Woche eskalierte die Debatte dann derart, dass dutzende Mitglieder aus der Gruppe geworfen wurden. Einige traf es bei dieser Aktion unverdient, so dass wiederum Briefe gewechselt und Entschuldigungen ausgesprochen werden mussten.

Im Ergebnis kamen die Verantwortlichen der Seite einstimmig zu dem Votum, dass ein gedeihliches Miteinander offenbar unmöglich herstellbar ist. Schweren Herzens wurde deshalb entschieden, die Gruppe zu schließen, »um dem Gezanke und Gestänkere ein Ende zu bereiten« wie Gründer Bischoff formuliert. »Der Geist, der diese Gruppe so liebenswert machte, ist längst in Rauch aufgegangen«.

Leser reagieren betroffen auf Schließung

Auf diese Mitteilung reagierten viele Oelder erschrocken. Gleichzeitig wurde den Admins Verständnis für ihre Entscheidung ausgesprochen. Gruppen-Mitglied Barbara Diekmann schrieb: »Ich denke einfach, dass niemand freiwillig eine Gruppe leiten möchte … wo nur gestänkert und gemeckert, Beschimpfungen und andere Äußerungen ausgeteilt werden!«

Der in Köln lebende Oelder Stefan Kohlstadt meinte: »Das ist irgendwie Oelde Live … das ist typisch für die Oelder Mentalität!! Nachtreten, lästern, Neid, Missgunst … Alles Gute den Moderatoren hier, guter Job.«

Berthold F. Sindermann, Leser der ersten Stunde, kommentierte: »Letztendlich hat dieser Feldversuch eben auch gezeigt, dass Oelde nicht diese außergewöhnliche Stadt ist, als die sie von vielen immer noch gesehen wird. Eine ganz normale Stadt halt, mit netten, weniger netten und eben auch ganz und gar nicht netten Menschen.«

 Die Party ist beendet …

Nun ist die Party vorbei. Die Facebook-Gruppe wird am 31.08.2014 um 20 Uhr aufgelöst.

… aber die Show geht weiter

Der OELDER ANZEIGER, der redaktionell von dem bewährten Moderatoren-Team der Facebook-Gruppe getragen wird, bleibt ebenso wie der Twitter-Account @Oelder_Anzeiger bestehen.

Theo Druffel bedankte sich im Namen der Oelder Band »Colorados«, der ältesten Band im Münsterland, bei den Betreibern der Facebook-Seite: »Die Colorados sagen Dankeschön an die Oelder Gruppe und deren Initiatoren.«




Buchhandlung Holterdorf von Schließung bedroht

Schaufenster-990-x-265Die Zukunft der traditionsreichen Buchhandlung Holterdorf am Markt hängt am seidenen Faden. Wie der OELDER ANZEIGER erfuhr, steht die Immobilie zum Verkauf. Ob die Buchhandlung nach einem Besitzerwechsel als Mieter im Gebäude verbleibt, steht in den Sternen.

Oelder Traditionsbetrieb seit 1880

Mit dem ersten Tag der Zeitungsgeschichte der Tageszeitung »Die Glocke« am 14. Mai 1880 begann die Geschichte der Buchhandlung Holterdorf. Von Anfang an wurden in den Räumlichkeiten des Zeitungsverlages in der Ruggestraße Bücher, Zeitschriften und Schreibwaren verkauft.

Berühmt war in der Nachkriegszeit die langjährige Leiterin des Ladens, Fräulein Dammer. Sie sprach mit großer Sachkenntnis Leseempfehlungen aus und besorgte gelegentlich auch Bücher, die dem Zeitgeschmack der Sechziger und Siebziger Jahre nicht entsprachen. Derartiger »Schund« wurde in dem Laden, der auch mit Devotionalien handelte, diskret unter dem Ladentisch gehandelt. Dazu zählten beispielsweise Bücher von Autoren der »Beat Generation« wie Alan Ginsberg und Jack Kerouac.

1977 machte die zunehmende Raumnot einen Umzug mit Erweiterung notwendig. Direkt gegenüber der Keimzelle des Verlags, im Brinkmannschen Haus an der Ruggestraße 26, fand sich ein passendes Ladenlokal. Dort konnte Holterdorf mit einem vergrößerten Sortiment weiter wachsen.

Seit 1994 am derzeitigen Standort

Beliebt bei Jung und Alt: Buchhandlung Holterdorf Foto: Torsten Schwichtenhövel

Beliebt bei Jung und Alt: Buchhandlung Holterdorf
Foto: Torsten Schwichtenhövel

Am 28. September 1994 folgte dann der nächste Umzug ins derzeitige Domizil. Seitdem finden Bücherwürmer das zentral gelegene Haus gegenüber der Johanneskirche.

Das denkmalgeschützte Gebäude, in dem sich Jahrzehnte lang die Oelder Traditions-Kneipe »Sanders« und später  der »Hahnenteller« befanden, wurde aufwändig renoviert. In alten Zeiten trafen sich dort vor allem am Sonntagvormittag fröhliche Zecher zum Frühschoppen. Sie wurden dann per Boten vom Inhalt der Predigt unterrichtet, damit sie daheim mitreden und den Anschein erwecken konnten, fromm am Gottesdienst teilgenommen zu haben.

Immobilie wird für 750.000,- angeboten

Dirk Holterdorf

Dirk Holterdorf
Foto: Die Glocke

Doch die Zukunft der Buchhandlung und ihres vierköpfigen Teams ist ungewiss. »Es trifft zu, dass die Immobilie, in dem sich derzeit die Buchhandlung Holterdorf befindet, verkauft werden soll«, erklärte Dirk Holterdorf, Geschäftsführender Gesellschafter der E. Holterdorf GmbH & Co. KG, in einem Telefongespräch mit Torsten Schwichtenhövel vom OELDER ANZEIGER. »Ob die Buchhandlung in den Räumlichkeiten bestehen bleibt oder umzieht ist ungewiss.«

Cornelia Schier Foto: Homepage

Ungewisse Zukunft für Buchhändlerin Cornelia Schier
Foto: Buchhandlung Holterdorf

Auch Holterdorfs beliebte Buchhändlerin Cornelia Schier weiß von dem geplanten Eigentümerwechsel. Welches Schicksal das Ladengeschäft erleidet, kann sie öffentlich nicht sagen.

Angeboten wird die Immobilie zum Preis von  750.000,- von der Sparkasse Münsterland-Ost.

Schließung wäre ein kultureller Schock

Für Oelde wäre die vollständige Schließung der Buchhandlung ein kultureller Schock, zumal es keine Alternative vor Ort gibt. Zwar beziehen immer mehr Kunden ihre Bücher frei Haus direkt von Internet-Buchhandlungen wie Amazon. Aber das Stöbern in einem »echten« Buchladen ist mit dem Online-Handel (noch) nicht zu vergleichen.




Fest der Familie auf dem Drostenhof

Am kommenden Sonntag, den 24. August lädt der Biochemisch- Homöopathische Gesundheitsverein Oelde e.V. auf den Drostenhof ( Goldbrink 4, 59302 Oelde) zum Familienfest ein. Es geht um 11:00 Uhr los und endet um ca. 17:00 Uhr.

Der Biochemische Bund Deutschlands, dem auch der Oelder Verein angehört, stellt keine Arzneimittel her oder vertreibt diese. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die Menschen über die Naturheilkunde, die Homöopathie und die Biochemie aufzuklären.

Die Besucher können sich auf dem Fest unter anderem über die Schüßler-Salze und das Thema Gesundheit informieren. Außerdem kann man sich die Zeit vergnüglich mit einer Tombola, einer Hüpfburg und weiteren Überraschungen vertreiben.