Konkurrenz für Amazon

Verschläft der Oelder Handel die Zukunft?

Ratssitzung am 04.06.2018 – 17:45 Uhr

In der kommenden Ratssitzung am 04.06. wird die SPD-Fraktion im Rat einen Antrag einbringen, der im Online Informationssystem der Stadt Oelde hier nachzulesen ist. [Dieses Informationssystem für uns Bürger ist eine großartige Sache, dort kann jeder ausführlich über den Rat, seine Zusammensetzung, die Ausschüsse, die Sitzungen, die jeweiligen Anträge und auch die Protokolle der Sitzungen nachlesen. Alles kostenlos und ohne Registrierung zugänglich.]

In diesem Antrag, der im Folgenden zitiert wird, geht es um die Einrichtung eines Online-Marktplatzes für Oelde:

Antrag der SPD-Fraktion für die Ratssitzung

Im Folgenden der Antrag der SPD-Fraktion

>> Sehr geehrter Herr Bürgermeister Knop,

die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Oelde beantragt, die Erarbeitung eines Konzepts für einen Onlinemarktplatz. Dieses soll in Zusammenarbeit mit dem Oelder Einzelhandel entwickelt werden. Der Onlinemarktplatz sollte im ersten Schritt den Oelder Einzelhändlern die Möglichkeit bieten, ihre Produkte online zu präsentieren und zu verkaufen. Gleichzeitig sollen weitere Serviceleistungen angeboten werden, um digital und lokal zu verknüpfen. So soll es möglich sein, Artikel online zur Abholung oder Anprobe zurücklegen zu lassen. Oder Artikel im Geschäft zu kaufen und sich anschließend bequem nach Hause liefern zu lassen.

Zuletzt hat das Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWIS) im Rahmen der „Sozialraumanlayse des Oelder Südens“ den Punkt Versorgung betrachtet. Dabei hat sich ergeben, dass der Bedarf nach einem Lieferservice, vor allem für Lebensmittel, in Oelde besteht. Die SPD-Fraktion greift den Punkt mit diesem Antrag auf und sieht zusätzlich Bedarf einer Digitalisierung des lokalen Einzelhandels, um sich im Umfeld eines zunehmenden Wettbewerbes durch Amazon behaupten zu können.

Die Attraktivierung der Oelder Innenstadt muss das erklärte Ziel der Stadtverwaltung sowie aller Fraktionen im Oelder Rat sein. In Zeiten des zunehmenden Onlinehandels, kann sich der Einzelhandel vor Ort nur durchsetzen, wenn er neben guter Beratung und Produkte auch den Komfort des Onlinehandels anbietet. Mit einem digitalen Marktplatz wird die Verknüpfung zwischen lokalen Angeboten und der digitaler Welt hergestellt. Neben einem gesteigerten Umsatz für die Einzelhändler, kann dies auch zu einer Belebung der Innenstadt beitragen. Die Plattform kann als eine Art Schaufenster dienen und die Nutzer animieren, gezielt die Oelder Innenstadt aufzusuchen.

Nach einer erfolgreichen Anfangsphase mit dem lokalen Einzelhandel, soll das Angebot entsprechend erweitert werden. Eine Möglichkeit ist es beispielsweise, Tischreservierungen für die Oelder Restaurants über die Plattform zu ermöglichen.

Die Stadt Monheim hat mit ihrem Portal „Monheimer Lokalhelden“  (www.atalanda.com/monheim-am-rhein bzw.  www.monheimer-lokalhelden.de) gezeigt, dass solche Konzepte den Handel vor Ort beleben können. Ein weiteres Beispiel für funktionierende Konzepte ist das Portal Lokaso, welches unter anderem von der Stadt Siegen genutzt wird (www.siegen.lokaso.de). <<

Hier versucht die SPD also einen Schritt in die Zukunft der Entwicklung der Stadt Oelde zu tun und eine Antwort auf die sich ständig verringernden Umsätze in den lokalen Geschäften zulasten des Online-Handels zu finden.

Was ist ein Online-Marktplatz?

Doch was ist ein Online-Marktplatz? Der Oelder Handel, und damit auch die Stadt Oelde, ist weder die erste, noch die einzige und auch nicht die letzte Stadt, die unter dem jährlich im zweistelligen Prozentsatz steigenden Umsatz der Onlinehändler leidet. Der bevh, der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e. V. mit mehr als 300 Mitgliedern, berichtet ständig von steigenden Umsätzen. Auf der Internetseite t3n.de war am 19.04.2018 zu lesen, dass der deutsche Handel insgesamt für dieses Jahr eine Umsatzsteigerung von 2,00 % bereinigt um die Inflationsrate lediglich 0,20%, prognostiziert, wobei jedoch der Onlinehandel, als Teil des gesamten Handelsumsatzes im Land mehr als 10 % Zuwachs verzeichnen dürfte.

Und da wir Kunden augenscheinlich immer weniger vor Ort einkaufen und immer mehr zum Onlinehandel tendieren bleibt natürlich die Frage, wie es um die Städte, ihre Attraktivität der Innenstädte, aber auch der Einnahmen durch Steuern etc. bestellt sein wird, wenn diese Entwicklung ungebremst fortschreitet.

Hier setzt genau das Konzept des Online-Martkplatzes ein. Dieser Marktplatz ist fast genauso wie ein richtiger Marktplatz in der Stadt, nur eben online. Der im Antrag der SPD genannte Anbieter, die Lokaso GmbH, ist selber kein Handelshaus, sondern ein Tochterunternehmen der Webagentur Billiton GmbH, welches lediglich die Plattform zur Verfügung stellt, auf der gehandelt werden kann. Analog zu eBay oder Amazon, wo jeder seine Produkte verkaufen kann. Diesem Unternehmen geht es also nicht um Oelde oder andere Städte, sondern um den möglichst flächendeckenden Einsatz ihres Produkts.

Screenshot der Händlerseite des Marktplatzes in Siegen

 

Die angebotenen Marktplätze werden, dem Franchise-System ähnlich, von Betreibergesellschaften geführt, die sowohl Ansprechpartner vor Ort, als auch auslieferndes Unternehmen sind. Für die Dienstleistung der Bereitstellung des Marktplatzes bekommt das Softwarehaus einen monatlichen Betrag vergütet, den die Betreibergesellschaft zu bezahlen hat. Diese wiederum vermietet die einzelnen Marktstände an örtliche Händler, die dadurch zum Einen die Möglichkeit haben, sich mit einem in der Stadt einheitlichen Layout immer aktuell präsentieren zu können, ohne hierfür die Infrastruktur aufbieten zu müssen und zum anderen haben die Händler eben auch die Möglichkeit, ihre jeweiligen Produkte direkt vor Ort an die Bürgerinnen und Bürger zu verkaufen und Dienstleistungen anzubieten. Hierfür bezahlt der örtliche Händler die Betreibergesellschaft. Der Einzige, der nicht direkt bezahlen soll, ist der Kunde. Lieferung kostenlos. Soweit das Konzept.

Projekt in Wadersloh und Oelde?

Im Zuge der Recherche fanden wir eine Pressemitteilung, aus der hervorgeht, dass die Oelder Druckerei R. Festge GmbH bereits im Jahr 2016 mit der Lokaso GmbH einen Vertrag über den Betrieb von 4 Internetkaufhäusern geschlossen hatte. Auf Anfrage des Oelder Anzeigers bestätigte Frau Andrea Stahnke, Geschäftsführerin der R. Festge GmbH den Vertragsabschluss, teilte aber gleichzeitig mit, dass die Vorstellung des Projektes in Wadersloh, wo ebenfalls ein Online-Marktplatz geplant war, auf sehr großes Interesse gestoßen war, sich in Oelde jedoch die Begeisterung des ansässigen Handels in überschaubaren Grenzen gehalten habe.

Die Internetseite MeinWadersloh.de berichtete am 12.04.2017 über die Vorstellung des Projektes in Wadersloh, ebenso erfolgte am 19.04.2017 eine Meldung durch den Gewerbeverein Wadersloh.

Auf diese Veranstaltung in Wadersloh angesprochen, erklärte Frau Stahnke, dass das anfängliche Interesse zwar groß gewesen sei, letztendlich aber leider ein zu geringer Anteil der Wadersloher Kaufmannschaft Bereitschaft gezeigt habe, tatsächlich online aktiv zu werden. Die Wirtschaftsförderung Waderslohs sei allerdings auch später an einer Fortführung des Projekts interessiert gewesen und habe mehrfach nachgefragt, ob es denn weitergehe.

Auch in Oelde  habe man das Projekt des Online-Marktplatzes vorgetragen, jedoch ohne ausreichende Resonanz, so dass die R. Festge GmbH sich mittlerweile von den Plänen zurückgezogen habe und nicht weiter an der Digitalisierung des Oelder Einzelhandels arbeite.

Kein Bedarf des Oelder Einzelhandels?

Ähnliches weiß Hans Preckel zu berichten. Er betreibt die Internetseite Oelde City.

Hier können Oelder Unternehmen eine kostenlose Präsentation platzieren. Seit Ende des Jahres 2016 können Oelder Unternehmen dort aber nicht nur sich selbst präsentieren, sondern auch die Nutzung eines Online-Shops ist vorgesehen, denn nach Aussage von Herrn Preckel in einem telefonischen Interview ist es das Anliegen der Internetseite Oelde-City, dem lokalen Einzelhandel aufzuzeigen, dass sich Offline- und Onlinehandel nicht ausschließen, sondern im Gegenteil ergänzen. Hier sei aber noch sehr viel Aufklärungsarbeit erforderlich, denn viele Händler, nicht nur in Oelde, sähen im Internet lediglich eine Präsentationsmöglichkeit, weniger jedoch eine Verkaufsplattform. Sein Anliegen sei es, diese Verkennung der Möglichkeiten auszuräumen und da er eine Verzahnung von Geschäftslokal in Oelde und einem Onlineshop als unverzichtbar ansähe, habe er die Plattform Oelde-City.de ins Leben gerufen. Vielfach seien einem einzelnen Händler die zusätzlichen Aufwendungen, die Kosten und die Administration eines eigenen Online-Shops zu teuer, zu komplex und zu ungewohnt, als dass er sich ausführlich damit beschäftige. Das jedoch sei keine Option um gegen Amazon, eBay, Zalando Otto und Co. zu bestehen.

Doch warum ein Antrag durch die Politik?

Freundlicherweise hat sich einer der beiden Sprecher der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Oelde, Herr Florian Westerwalbesloh, bereit erklärt, dem  Oelder Anzeiger zum Antrag und dem Vorhaben einige Fragen zu beantworten.

Oelder Anzeiger: Sehr geehrter Herr Westerwalbesloh, vielen Dank, dass Sie sich als Sprecher der SPD-Fraktion bereits im Vorfeld der Einbringung Ihres Antrags in den Rat bereit erklärt haben, sich unseren Fragen zu stellen und die Bürger zu informieren. Warum stellt die SPD in der kommenden Ratssitzung diesen Antrag?

Florian Westerwalbesloh: Als SPD-Fraktion liegt uns die Entwicklung der Oelder Innenstadt am Herzen. Allerdings spüren auch wir den Wandel zum Onlinehandel. Zukünftig werden wir vor den Toren der Stadt einen Amazon Standort haben. Amazon führt bereits an einigen Standorten die Lieferung am gleichen Tag aus. Der lokale Einzelhandel muss auf solche Entwicklung reagieren und weiterhin am Markt bestehen zu können. Die Sozialraumanalyse des Oelder Südens zeigte aber auch zuletzt einen deutlichen Bedarf an einem Lieferservice für Lebensmittel auf. Ein solcher Onlinemarktplatz trägt dazu bei, örtliche Nahversorgung zu stärken und so Personengruppen mit eingeschränkter Mobilität mit Produkten lokalen Lebensmittelhändler zu versorgen.

Oelder Anzeiger: Was soll dieser Marktplatz bewirken?

Florian Westerwalbesloh: Wir wünschen uns eine Attraktivierung der Serviceleistungen der Oelder Einzelhändler. Eine weitere Möglichkeit lokal einzukaufen wie z. B. Menschen, die nicht mehr so mobil sind oder für (auswärts) Berufstätige, die nicht zu den üblichen Öffnungszeiten in die Innenstadt kommen können.

Oelder Anzeiger: Wer soll Betreiber einer solchen Plattform sein? Kommune und Handel gemeinsam, oder soll es ein Angebot der Kommune an den Handel sein, um die Attraktivität der Stadt zu steigern?

Florian Westerwalbesloh: Hier sind für uns verschiedene Konzepte denkbar. Von einer Eigenentwicklung einer Plattform (Zusammenarbeit zwischen Einzelhändlern und der Stadt Oelde) bis zu einer Nutzung einer bestehenden Plattform eines Drittanbieters (hier hätte die Stadt eine Moderationsfunktion und würde ggf. eine Anschubfinanzierung leisten). Wir haben uns bewusst noch nicht auf eine Variante festgelegt, die verschiedenen Möglichkeiten sollen mit dem Handel erarbeitet werden.

Oelder Anzeiger: Ist ein solcher Marktplatz nicht eher eine Aufgabe für die örtlichen Händler, z. B. den Gewerbeverein der Stadt Oelde?

Florian Westerwalbesloh: Eine attraktive Innenstadt mit einem gut aufgestellten Einzelhandel ist ein Anliegen der Oelder Bevölkerung und damit auch die Aufgabe der Stadt. Es sind im Vorfeld private Versuche gescheitert eine solche Plattform in Oelde einzuführen, hier ist nun die Stadt gefragt einzugreifen. Wichtig ist uns, dass die Erarbeitung des Konzepts und auch die spätere Umsetzung in enger Zusammenarbeit mit den Einzelhändlern erfolgt. Die Stadt muss aber die Aufgabe übernehmen, dieses Projekt konsequent voranzutreiben.

Oelder Anzeiger: Gab es im Vorfeld Absprachen mit den örtlichen Händlern über das Interesse an einem solchen Marktplatz?

Florian Westerwalbesloh: Es sollte zuerst ein politischer Impuls gesetzt werden, um dieses wichtige Thema auf die Agenda zu bringen.

Oelder Anzeiger: Wie Sie in Ihrem Antrag schreiben, gibt es ja bereits andere Städte, die einen Online-Marktplatz zur Verfügung haben. Haben Sie im Vorfeld Ihres Antrags mit den Kommunen über deren Erfahrungen gesprochen?

Florian Westerwalbesloh: Nicht direkt mit den Kommunen, aber zum Teil mit Nutzern von Angeboten in anderen Städten. Außerdem erfolgte eine intensive Recherche von bestehenden Plattformen.

Oelder Anzeiger: Auf der Internetpräsenz der Lokaso GmbH, dem Betreiber des Online-Marktplatzes in Siegen findet man ein Online-Magazin, aus dem hervorgeht, dass es für Oelde bereits ein Projekt gibt. Eine andere Pressemitteilung der Lokaso GmbH vom 17.02.2017, die erläutert, dass die Druckerei Festge als Betreibergesellschaft für 4 regionale Webkaufhäuser gewonnen werden konnte. Gibt es bereits Austausch mit der Druckerei Festge über die Möglichkeiten eines Online-Marktplatzes für Oelde?

Florian Westerwalbesloh: Wir wollen einen frischen Impuls setzten, der ein ergebnisoffenes Konzept als Ziel hat. Deswegen soll nicht an alte Versuche angeknüpft werden oder bereits im Vorfeld eine mögliche Lösung präferiert werden.

Oelder Anzeiger: Auf der Internetseite von MeinWadersloh.de ist in einer Meldung vom April 2017 zu lesen, dass die Lokaso GmbH auch dort bereits ihr Konzept vorgestellt hat, welches aber augenscheinlich bis heute nicht realisiert wurde. Wieso glauben Sie, dass ein derartiges Konzept für Oelde funktionieren könnte, wenn in Wadersloh z. B. seit einem Jahr nichts mehr davon zu hören ist?

Florian Westerwalbesloh: Lokaso ist nicht die einzige Möglichkeit. In Monheim wird beispielsweise die Plattform Atalanda GmbH sehr erfolgreich genutzt. Es sollen auf jeden Fall verschiedene Varianten in Betracht gezogen werden. Für Wadersloh kann und möchte ich keine Bewertung vornehme. Scheinbar machen sich auch andere Städte Gedanken und versuchen Kaufkraft vor Ort zu binden.

Oelder Anzeiger: Wie wird ein derartiges Projekt finanziert und wie hoch werden die Anlaufkosten voraussichtlich sein?

Florian Westerwalbesloh: Oft werden derartige Plattformen durch eine prozentuale Abgabe vom Umsatz durch jeden Händler finanziert. Andere Finanzierungsvarianten sind aber auch denkbar. Gerade für die Planung und die Schaffung der entsprechenden Voraussetzungen könnten aber voraussichtlich Mittel aus dem städtischen Haushalt benötigt werden. Die Art der Finanzierung ist stark vom jeweils gewählten Konzept abhängig. Wichtig ist uns aber, dass am Ende ein möglichst qualitatives Produkt (Marktplatz) steht, dessen Finanzierung natürlich wirtschaftlich sein muss.

Oelder Anzeiger: Herr Westerwalbesloh, vielen Dank für das Gespräch.

 

Abstimmung

Da die Einrichtung eines Online-Marktplatzes für Oelde ja auch von den Bürgern gewünscht und akzeptiert werden sollte, und,  nach Einrichtung eines solchen Marktplatzes, dieser auch genutzt werden muss um wirtschaftlich betrieben zu werden, möchte der Oelder Anzeiger seine Leserinnen und Leser heute ermuntern sich an der Diskussion um einen solchen Online-Marktplatz für Oelde zu beteiligen. Hierzu haben wir eine Umfrage erstellt, welche Sie unten finden. Damit eine möglichst realistische Einschätzung der Abstimmung vorgenommen werden kann, ist die Teilnahme für jeden Leser und jede Leserin nur einmal vorgesehen. Die Abstimmung ist bis zum 11.06.2018 00:00 Uhr geöffnet.

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Deutschlands beste Sportholzfäller starten in Oelde in die neue Saison

Die Stars der Stihl TIMBERSPORTS® Series, der Königsklasse im Sportholzfällen, starten am 2. Juni 2018 im Vier-Jahreszeiten-Park in Oelde in die neue Saison und feiern damit ihre Wettkampfpremiere im Münsterland. Der Amarok Cup ist der erste von zwei Ausscheidungswettkämpfen, bei dem es für die besten Sportholzfäller des Landes bereits um wichtige Punkte auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft geht – denn nur die zehn besten Athleten der Saison qualifizieren sich für den wichtigsten nationalen Wettkampf.

Dirk Braun langt zu! Foto: Stihl TIMBERSPORTS

Damit erwartet die Besucher auf der Sparkassen-Waldbühne Oelde packende und spektakuläre Action mit messerscharfen Äxten und PS-gewaltigen Motorsägen. Veranstaltungsbeginn ist um 16.30 Uhr.

Robert Ebner Foto: Stihl TIMBERSPORTS

Ticket und Preise

Tickets gibt es zum Preis von einheitlich 10 Euro (Jugendliche bis einschließlich 17 Jahre zahlen 5,- €) an der Infotheke im Rathaus der Stadt Oelde, Telefon 02522 – 72 800, beim Glocke-Ticket-Service unter Telefon 02522 – 73 300 und online unter www.adticket.de . Die Tageskasse öffnet mit Einlassbeginn um 16 Uhr.

Infos zu Dirk Braun

Deutscher Meister 2005-2007, 2011, 2013-2015
Deutscher Vize-Meister 2008, 2009, 2012
Vize-Europameister 2005 & 2006
Europameister 2007 & 2008
5. Platz bei der Weltmeisterschaft 2005
4. Platz bei der Weltmeisterschaft 2011
4. Platz bei der Weltmeisterschaft 2014

Infos zu Robert Ebner

Deutscher Meister 2008-2010, 2012, 2017
3. Platz Weltmeisterschaft 2009
Vize-Weltmeister 2010
1. Platz Amarok Cup 2017
1. Platz Elbauen Cup 2017

 

 




Singer Song Wrestling Alte Post

And the champion is : Freddy und Aziz
Friedrich Schnorr von Carolsfeld und Aziz Sher Zai aus Oelde, angetreten als Freddy und Aziz sind die ersten Champions beim Oelder Singer- Song- Wrestling.

Die Gewinner Freddy und Aziz

Die Regeln

Felix Jung und Thomas Steinhoff

Am frühen Freitagabend baten die Moderatoren Moritz Ullrich und Jonas Helmich die Kontrahenten in den Ring. Es gab wenig Regeln bei der Veranstaltung in der Alten Post, die Songs mussten selbst komponiert und getextet sein. A capella gesungen, mit Loop-Station oder anderen Effektgeräten gespielt, da gab es keine Einschränkungen.

Ablauf

Die Zuschauer wurden gebeten, ihre Handys zumindest lautlos zu stellen. Dann wurde die Wertung erklärt. Jeder Gast erhielt eine Karte mit unterschiedlich farbigen Seiten. Jede Farbe war einem der Künstler zugeordnet und nachdem diese gespielt hatten, durfte man per Karte abstimmen. Um das Eis für die Künstler zu brechen, gaben Felix Jung vom Song-Wrestling-Team und Thomas Steinhoff von der Alten Post eine Perle der Musikgeschichte, nämlich Cotton Eyed Joe von den Rednex, unplugged zum Besten.

Das Battle beginnt

Doch dann sollte es ernst werden. Freddy und Aziz traten in der blauen Ecke an. Freddy an der klassischen Gitarre, Aziz sang dazu. Mehr brauchte es nicht, um die erste Runde zu gewinnen. Monique Koke aus Paderborn bot ihren Song in der roten Ecke dar, sie durfte sich später über Platz 3 freuen.

Monique Koke

Damian

Als nächste Paarung standen Damian Ehlhardt (Beckum) und Stephan Voeltz (Hamm) auf der Bühne. Letztgenannter war ein spontaner Einspringer, der mit einem brandneuen Song auftrat. Auch Damian aus Beckum hatte einen neuen Song im Programm, erst am Mittwoch endgültig fertiggestellt.

Stephan spielte seinen Song mit einer geliehenen Gitarre, er gab alles und wurde am Ende vierter. Damian zog ins Finale gegen Freddy und Aziz. Der Beckumer experimentiert seit einiger Zeit mit seiner Loop-Station, live werden Teile des Songs eingespielt und wiederholt und mit anderen Harmonien überlagert. Das bedarf eines guten Timings und viel Übung. Im Finale hatte er einige kleine Fehler im Song und somit keine Chance gegen die beiden smarten Youngsters im Feld.

Stephan

Letzten Endes haben aber alle Beteiligten versichert, dass nicht das Battle, sondern der Spaß und die Liebe zur Musik im Vordergrund standen! Eine tolle Veranstaltung, die leider zu früh zu Ende war.

Alle Fotos: Frank Handschumacher




Oelde verzaubert

Am letzten Wochenende, vom 25. bis 27. Mai 2018, war die Oelder Innenstadt wie verzaubert. Artisten, Akrobaten und Musikanten haben unter freiem Himmel bei besten Wetterbedingungen das erste Sommer-Straßentheater-Festival zu einem vollen Erfolg gemacht.

Es gab insgesamt über 50 Shows und Walking-Acts an unterschiedlichen Orten in der Oelder Innenstadt für große und kleine Gäste. Wir waren vor Ort und berichten von einigen der Acts, die wir sehen konnten.

Karruzik 

Richtig entschleunigt wurden viele Gäste am alten und motorlosen Karussell (Karruzik). Der 1964 geborene Georg Traber war für die Drehenergie des Karussells zuständig. Mal stupste er es mit einer langen Stange an, mal lief er neben diesem scheinbar mühelos her und schob es an. Während das Fahrvergnügen die Gäste auf eine kleine Reise aus Zeit und Alltag entführte, nahm das Publikum leicht hypnotisiert von außen am Erlebnis teil. Georg lud die Außenstehenden ein und begrüßte dabei seine Fahrgäste persönlich.

Die Musiker, welche in der Mitte platziert waren, verpassten der gesamten Darbietung den besonderen Dreh. Adaya, eine internationale Künstlerin, sang und spielte mit ihrem Kollegen Aaron Goldsmith absolut zauberhafte Musik, die zum Fahrgeschäft passte. Klänge vom Banjo und einer überdimensionalen Bassgitarre zusammen mit der Stimme von Sängerin Adaya Lancha Bairacli rundeten das Fahrvergnügen ab. 

Das Schöne an dem analogen Zauber war eigentlich die Tatsache, dass Jung und Alt gerne auf den Bistro- Stühlen Platz nahmen, um etwas vom angenehmen Schwindel mitzunehmen.

Das Karruzik, so kann man hier schreiben, begeisterte die Oelder.

Straße nach Tadam

Zwei erfahrene Abenteurer und ein totaler Idiot machten sich auf den Weg, um den Schatz von Tadam zu finden. Anja Bezlova, Alla Abramova (Feder im Haar) und Justin Durel machten sich auf dem Marktplatz auf eine imaginäre pantomimische Schatzjagd wie einst Harrison Ford bei Indiana Jones. Es wurde in einer Propellermaschine geflogen, vor einem Vulkanausbruch geflohen und an schwindelerregenden Bergklippen geklettert.

Bei der Darbietung kamen zwei klappbare Holzrahmen und eine Schatzkarte zum Einsatz. Aus den beiden Holzrahmen wurden dann unter anderem Fluggerät, Boot & Co. geformt, um das unsichtbare Abenteuer visuell zum Leben zu erwecken. Eine Abenteuerjagd der besonderen Art, die allen gefallen hat.

Mitten ins Herz

Ganz laut hat sich die Gänsekapelle aus Belgien in die Herzen der Kinder geschnattert. Diese zog kreuz und quer durch die Oelder Innenstadt und wurde dabei von einer Schar Kinder verfolgt. In Uniform ging vorweg eine Frau (Name leider nicht bekannt.) und spielte auf dem Glockenspiel. Die Vögel folgten natürlich im Gänsemarsch und falls mal ein Tier trödelte, rief es ein nachfolgender uniformierter Herr (Name leider nicht bekannt.) mit einer Trommel zur Ordnung.

Spot the Drop

„Vorwürfe und Handgreiflichkeiten“ lautete eine Darbietung, wie man dem Flyer der Stadt Oelde entnehmen konnte. Bei dem Jonglier-Duo handelte es sich um eine schräge Mischung aus Jonglage, skurrilen Bewegungen, Musik und erstklassiger Komik. Schnell wurde den Zuschauern klar, warum es sich um Handgreiflichkeiten handelte. Die beiden Künstler jonglierten mit Bällen und Ringen und übergaben dabei ständig einen Ball an den anderen. Dies geschah in einer wirklich tollen Geschwindigkeit.

Hoch hinaus

  

Die drei Trampolin-Akrobaten der Cirqúlation Locale haben mit irren Sprüngen viele Hunderte von Zuschauern am Samstagabend auf dem Marktplatz begeistert. Zu flotter Musik sprangen diese von einer Tempelmauer hinab, um im nächsten Atemzug schwindelerregend in die Höhe zu fliegen. Dabei wurden Salti, Pirouetten, vertikale Tempelwandläufe und vieles mehr gezeigt. Besonders spannend waren die Sprünge vom Trampolin hinunter zu den Zuschauern auf die Matte.

Tanzbar – Rosa sieht rot

Ein Tanzduett zweier Frauen wurde mit „Rosa sieht rot“ angekündigt. Geplagt von Fernweh, Liebe, Lust, Mut, Zweifel, Angst, Verwirrung, Neugier und Lust tanzten Neele Buchholz und Corinna Mindt in ihren roten Kleidern auf der Pflasterstein-Bühne vor der evangelischen Stadtkirche in Oelde.

Vielen (so auch uns) Zuschauern wird es nicht aufgefallen sein, dass die Tänzerin Neele (U.a. spielte sie in einer Nebenrolle des Kino-Films „Simpel“ an der Seite von David Kross, Frederick Lau, Emilia Schüle und Axel Stein.) mit dem Down Syndrom geboren wurde. Beide Tänzerinnen versprühten absolute Energie und Freude und brachten viele zum Lachen.

INFO: tanzbar_bremen

ist eine Gruppe von Tänzerinnen, Choreografinnen, Tanz- und Sozialpädagoginnen sowie Kulturschaffenden mit und ohne Beeinträchtigung. Ziel des Vereins ist die Entwicklung und Präsentation inklusiver Tanzproduktionen.

 

Soweit zu unserer kleinen Zusammenfassung der mehr als 50 Acts in der Innenstadt.

Stadt und Forum Oelde – Leib und Wohl sowie die Organisation des Festes

Unerwartet positiv überraschte das Sommer-Straßentheater-Festival in Oelde. Es gab genügend Angebote für Speisen und sogar gleich zwei große Getränkewagen auf dem Marktplatz.

Man konnte auf coolen Paletten-Möbeln Platz nehmen oder sich einfach auf eine der zahlreichen Bierzeltbänke setzen und den Vorstellungen folgen.

Ein starker Unterstützer der Veranstaltung war zudem die Volksbank Oelde.

Chapeau, Sommer-Straßentheater-Festival Oelde, the show must go on!




Der Prager Fenstersturz

So begann der 30-jährige Krieg


Am 23.05.1618 ereignete sich im böhmischen Prag, genauer, in der Hofkanzlei der Prager Burg, ein folgenreicher Rausschmiss  der anwesenden Vertreter der Habsburger Statthalter. Da dieser Rausschmiss nicht nur Menschen in Prag, sondern in ganz Europa, mithin auch in Oelde, betraf, soll heute kurz daran erinnert werden.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte sicherlich niemand, was sich in Folge des stattfindenden Schauprozesses und des unmittelbaren Vollzugs des Urteils in den kommenden Jahren, ja Jahrzehnten in Deutschland und Europa ereignen sollte, welches Leid über den Kontinent kommen sollte. Und noch viel weniger war vorauszusehen, dass die Menschen in Europa so wenig aus den Ereignissen des Krieges, der bereits kurz nach seiner Beendigung als der 30-jährige Krieg bekannt, und für immer in das Gedächtnis Europas eingebrannt sein sollte, für die Zukunft und den Umgang miteinander lernen würden.

Um was ging es? Was war der Grund?

Nach der Reformation im Jahre 1517 und den sich daraus ergebenden machtpolitischen und religiösen Konflikten in Deutschland, teilte sich das Land mehr und mehr in religiöse Lager. Auch der Augsburger Religionsfrieden von 1555 konnten die Gegensätze nicht sehr lange verdecken. Er wurde zwar von den beteiligten Fürsten respektiert, jedoch bekam der Konflikt gegen Ende des Jahrhunderts durch die nächste Generation von Herrschern eine neue Dynamik. Diese Fürsten legten die Konfession eng, sehr eng aus und waren außerdem bereit den Konflikt auch militärisch auszutragen. Und wie immer ging es nur vordergründig um den Glauben, es ging vor allen Dingen um Macht, um Einfluss.

So verwundert es nicht, dass auch in Böhmen zu Ende des 16. Jahrhunderts zwei religiöse Lager bestanden. 90 % der Bevölkerung waren protestantisch, allerdings verfügten sie nicht über die Macht. Diese liegt in den Händen der katholischen Seite, deren höchster Repräsentant Kaiser Rudolf II, der Sohn von Kaiser Maximilian II. und Maria von  Spanien im Jahr 1609 die Religionsfreiheit für sein Reich erneut verbriefte und dadurch für Ruhe sorgte.

Machtkampf in Böhmen

Leider war Rudolf ein schwacher Kaiser, der sich mit seinem machtbewußten und zielstrebigen Bruder, Erzherzog Matthias auseinandersetzen musste. Als Rudolf im Jahr 1611 seinen Titel als König von Böhmen an seinen Bruder Matthias verlor, war sein Einfluss als Kaiser des heiligen, römischen Reiches Deutscher Nation ebenfalls zu Staub zerfallen und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Matthias wurde im am 23.Mai 1611 zum König von Böhmen gewählt, er forcierte die Gegenreformation und so wurden die Konflikte wieder akut. Da jedoch sowohl Matthias, wie auch sein Bruder Rudolf keine eigenen legitimen Nachfolger hatte, übernahm im Jahr Im Jahr 1617 Erzherzog Ferdinand II. die Königskrone von Böhmen und mit diesem kompromisslosen und kriegerischen Herrscher, der gleich nach Antritt seiner Regentschaft die Rekatholisierung vorantrieb, eskalierte der Streit mit der überwiegend protestantischen Bevölkerung Böhmens und der sie vertretenen, protestantischen Adeligen.

Der böhmische Ständeaufstand eskalierte und trotz Verbots trafen sich die böhmischen Stände im April zu einer Versammlung in Prag. Während dieser Versammlung, die zuerst friedvoll verlief, ergaben sich Tumulte, die schließlich am 23.05.1618 in einem Zug auf die Prager Burg.

Dort trafen sie auf die katholischen Statthalter. Nach einem langen Disput hielten die Protestanten ein Standgericht ab, verurteilten die Statthalter der Macht und warfen sie kurzerhand aus dem Fenster. Die derart an die Luft gesetzten Vertreter des Königs von Böhmen verletzten sich nur wenig, obwohl der Sturz in den Burggraben 17 m betragen hatte. Ob hierfür eine Dämpfung des Aufpralls durch einen Misthaufen verantwortlich war, oder nicht sei dahingestellt. Jedenfalls verletzten sich die drei malträtierten Vertreter nicht besonders stark und kamen im Wesentlichen mit dem Schrecken davon.

Die protestantischen Aufständischen, die mit der Defenestration dem Kaiser den Fehdehandschuh auf drastische Weise zugeworfen hatten, sich dieser Tatsache natürlich auch bewusst waren, wählten bereits am 24. Mai ein Direktorium, entmachteten die herrschenden Adligen und begannen, in Vorbereitung und Erwartung der kaiserlichen Antwort, unverzüglich mit der Aufstellung einer Armee.

Der Krieg

Der Kaiser erkannte den Fenstersturz als das, was er war, ein Angriff auf seine eigene Position. Der Fenstersturz kam einer Kriegserklärung gleich, und der Krieg ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Und auch wenn sich die genauen Opferzahlen nicht mehr ermitteln lassen, so ist davon auszugehen, ca. 30 % der Bevölkerung, immerhin mehr als 6.000.000 Menschen den Gräueltaten des Krieges zum Opfer fielen. Und erst 30 Jahre später sollte es gelingen im westfälischen Frieden in den Städten Münster und Osnabrück eine Nachkriegsordnung zu schaffen, die bis heute als Beispiel für den Kompromiss zu einer Friedensordnung von gleichberechtigten Staaten gilt.

Wie sehr sich Europa in Folge von 30 Jahren Krieg veränderte zeigen die folgenden Karten

Map of the Holy Roman Empire (1618) - DE

Karte Europas zu Beginn des Krieges 1618
HRR 1648
Karte Europas zum ende des Krieges 1648

Das auch Oelde von den Auswirkungen des Krieges nicht verschont blieb, zeigt die lange Geschichte der Alten Vikarie in Stromberg.




Pfingstenkranz: Wotanskult blüht in Oelde

So sah es in Oelde zu Pfingsten vor einem halben Jahrhundert aus. Foto: © Wolfgang F. Pestel

So sah es in Oelde zu Pfingsten vor einem halben Jahrhundert aus. Foto: © Wolfgang F. Pestel

Jedes Jahr zu Pfingsten wird in Oelde ein dreibeiniger Maibaum aufgestellt: Das ist der Pfingstenkranz, um den Jung und Alt begeistert tanzen. Doch woher stammt dieses Brauchtum?

Pfingstenkranz in Oelde
Fotos mit freundlicher Genehmigung:
©Meik Libor/Pfingstenkranzgemeinschaft St. Joseph

Der Tanz um den Pfingstenkranz stammt aus den Zeiten des Odin-Kultes. Odin (auch Wotan genannt) war der Gott der Ernte, des Ackerbaus und der Viehzucht. Er wurde von den Germanen als Hauptgott verehrt. Gehuldigt wurde ihm unter anderem von den Sachsen, deren Kernland sich im heutigen Westfalen befand.

Kreuzzüge gegen heidnisches Brauchtum

Karl der Große versuchte, die heidnischen Sachsen zu unterwerfen und rückte vom Rhein gen Norden vor. Zweiunddreißig Jahre lang führte er von 772 bis 804 einen Unterwerfungskrieg gegen die „Ungläubigen“. Als „Sachsenkriege“ schmücken diese blutigen Schlachten die Annalen der Geschichte. Es ging Karl dem Großen, der dafür den Spitznamen „Karl, der Schlächter“ erhielt, dabei weniger um den wahren Glauben als um Macht, Einflussbereiche und tributpflichtige Vasallen.

Pfingstenkranz auf der Warendorferstraße ca. 1954. Foto: © Norbert Löbbert

Pfingstenkranz auf der Warendorfer Straße ca. 1954.  OeA Leser Norbert Löbbert war selber dabei, die Straße wurde damals extra abgesperrt. Man beachte den Straßenbelag.  Foto: © Norbert Löbbert

Mit dem Niederschlagen der heidnischen Religion und der Durchsetzung des Christentums wurde auch das Brauchtum verändert. Im Gesetzeswerk Lex Saxonum ließ Kaiser Karl seine Rechtsauffassung festschreiben: „Alle stimmen dem Prinzip zu, dass die Kirchen Christi in Sachsen nicht geringere, sondern erheblich höhere Geltung haben sollen als die Götzenstätten.“ Spätestens damit hieß der offizielle neue Gott der Sachsen nicht länger Odin oder Wotan sondern Jesus Christus.

Wotanskult in Oelde

kinderbauerIm ehemals sächsisch-westfälischen Ackerbürgerstädtchen Oelde, einstmals Ulithi geheißen, hält sich der Wotanskult indes bis heute. Jeweils zu Pfingsten wird ein dreibeiniger Baum aufgestellt und geschmückt. Mit diesem Maibaum feierten die Vorväter alljährlich im Wonnemonat das „Mai- und Blumenfest“.

In seiner ursprünglichen Form handelte es sich um eine mit Bändern und Fähnchen geschmückte Birke als Symbol der Gesundheit. Die Birke war der heilige Baum der Fruchtbarkeitsgöttin Freya, die in vielen Gegenden unter Gesang von Haus zu Haus getragen und zuletzt auf dem Marktplatz des Ortes aufgestellt und von jung und alt bis in die Nacht hinein umtanzt wurde.

Amtskirchen nutzen den Brauch

2013_1Im Laufe der Jahrhunderte erhielt der Maibaum einen christlichen Einschlag, und der „Pfingstenkranz“ wurde bewusst vor den Oelder Kirchen aufgestellt. Uralte Lieder, die ursprünglich der Naturverehrung dienten, wurden vermischt mit Liedern der christlichen Religion, um dem bäuerlichen Volk den neuen Glauben nahe zu bringen. Heute wissen nur noch wenige Historiker um den wahren Kern des uralten Brauchs.

Der Oelder Pfingstenkranz wird heutzutage als Dreifuß aus drei Holzbalken gebildet, der in der Spitze zusammengebunden und durch Querbalken Standfestigkeit bekommt. Das Gestell wird mit Birkengrün oder auch Tannengrün umwickelt, mit Fähnchen besteckt und mit Fackeln behängt, die den Pfingstenkranz am Abend stimmungsvoll beleuchten.

Die Oelder Pfingstenkranzlieder

2013_7Nachmittags tanzen vor allem Kinder im Reigen um den Pfingstenkranz und singen Lieder, die ihnen bereits im Kindergarten vermittelt werden. Typische Pfingstenkranzlieder sind „Oh Buer wat kost’ ju Hei?“, „Oh Bauer hast Du Geld“, „Wir öffnen jetzt das Taubenhaus“, „Guter Freund ich frage Dir“, „Schön Hannchen in der Mühle“ und „Das Oelder Lied“.

Das bekannteste und beliebteste Pfingstenkranzlied wird auf plattdeutsch gesungen. Es handelt sich um einen Wechselgesang mit Reigentanz, bei dem immer mehr Teilnehmer in einen inneren Reigen, der gegenläufig wandert, einbezogen werden. Inhaltlich wird einem als westfälischer Bauer verkleideter Sänger, dem »buer«, der ganze Hof und der Hausstand eingerichtet. Die Mitspielenden geben ihm nacheinander Frau Kind, Wagen, Piärd, Ossen, Knächt, Swiepe, Kauh, Magd, Maschine, Pott, Släif, Liäpel, Schinken und Schamiesken. Zum Schluss kriegt er einen Schubs und wird unter großem Gejohle aus dem Kreis hinaus geprügelt.

Oh Buer, wat kost’ Ju Hei?

Chor: Oh Buer, wat kost’ Ju Hei? Oh Buer, wat kost’ Ju Hei? Oh Buer, wat kost’ Ju Kirmeshei, et gäiht so viel fö Kirmeshei, Oh Buer wat kost’ Ju Hei?

Bauer: Min Hei, dat kost’ ne Kraun, Min Hei, dat kost’ ne Kraun, Min Hei, dat kost’ ne Kirmeskraun, et gäiht so viel fö ne Kirmeskraun, Min Hei, dat kost’ ne Kraun!

Chor: Ju Hei is viel to düer, Ju Hei is viel to düer, Ju Hei is viel to kirmesdüer! Et gäiht so viel fö kirmesdüer, Ju Hei is viel to düer!

Bauer: Min Hei is nich to düer, Min Hei is nich to düer, Min Hei is nich to kirmesdüer! Et gäiht so viel fö kirmesdüer. Min Hei is nich to düer.

Chor: Nu gifft den Buer ne Frau, Nu gifft den Buer ne Kirmesfrau, Et gäiht so viel fö ne Kirmesfrau! Nu gifft den Buer ne Frau!

Bauer (zeigt auf ein Mädchen im Kreise): Dat is min läiwe Frau, Dat is min läiwe Frau, Dat is min läiwe Kirmesfrau! Et gäiht so viel fö Kirmesfrau, Dat is min läiwe Frau … usw.

Im Anschluss an dies plattdeutsch gesungene Lied wird meist ein hochdeutsches Lied gesungen. Wieder wird ein Bauer in den Kreis gestellt. Diesmal singt der Darsteller des Buer aber nicht mit. Der Chor singt allein: „Oh Bauer, hast du Geld? Oh Bauer, hast du Kirmesgeld, Kirmes-, Kirmes-, Kirmesgeld, Oh Bauer, hast du Geld?“




Erich Grisar: Kindheit im Kohlenpott

Er war ein viel beachteter Autor, versierter Journalist und ein sozial engagierter Fotograf, der in ganz Europa unterwegs war, um in Elendsvierteln zu recherchieren. Nun widmet das Museum für Westfälische Literatur Erich Grisar eine Ausstellung unter dem Titel „Kindheit im Kohlenpott“. Zur Eröffnung am Sonntag, dem 13. Mai, präsentieren der Schauspieler Carsten Bender und Museumsleiter Walter Gödden um 16.00 Uhr eine szenische Collage über Leben und Werk des Dortmunder Autors. Teile der Ausstellung, die bis zum 22. Juli 2018 auf dem Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde zu sehen ist, wurden zuvor in großen Präsentationen in Essen und Dortmund gezeigt.

Kultur/Westfalen.

»Die westfälische Literatur hat etwas gutzumachen an Erich Grisar«, schreibt Dieter Sudhoff in seiner Monographie »Die literarische Moderne in Westfalen« zu recht. Grisar (1898-1955) schrieb hochambitionierte expressionistische Lyrik, sozialkritische Romane und Reisebücher, die ihn in europäische Elendsviertel führten. Kein anderer westfälischer Autor hat in den letzten Jahren eine derartige Aufmerksamkeit erfahren wie der Arbeiterdichter und Journalist Grisar. Es erschienen eine Grisar-Werkausgabe, ein Lesebuch mit seinen zentralen Texten und mehrere Romane aus dem Nachlass. Sein Reportageband »Mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa« erfuhr ebenso einen Reprint wie seine autobiografischen Erinnerungen »Kindheit im Kohlenpott«.

Meilenstein der Fotografiegeschichte

2016 rückten das Ruhrmuseum Essen und später auch die Dortmunder Kulturzeche Zollern in großen Ausstellungen Erich Grisars fotografisches Werk in den Vordergrund, welches heute als Meilenstein der Fotografiegeschichte gewürdigt wird. Die von der Literaturkommission für Westfalen entwickelte und von Jeremias Vondrlik gestaltete Ausstellung im Haupt- und Gartenhaus des Museums für Westfälische Literatur greift solche Impulse auf und führt literarische Texte und Fotografien in einer Synthese zusammen.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Fritz-Hüser-Institut Dortmund und dem Stadtarchiv Dortmund.

Wann ?

Eröffnung: SO 13.05.2018 | 16.00 Uhr

Ausstellung: SO 13.05.2018 – 22.07.2018

Wo ?

Museum für Westfälische Literatur – Kulturgut Haus Nottbeck

Landrat-Predeick-Allee 1

59302 Oelde-Stromberg

Weitere Informationen unter Tel.: 0 25 29 / 94 55 90 und www.kulturgut-nottbeck.de

Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag: 14.00 – 18.00 Uhr

Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 11.00 – 18.00 Uhr

Kultur-Café: Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 14.00 – 18.00 Uhr

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Bündnis 90 die Grünen WAF: Ausbau von Velorrouten im Kreis Warendorf

Kreis Warendorf. Jessica Wessels, Geschäftsführerin Bündnis 90/ Die Grünen berichtet heute über ein Thema welches auch alle Radfreunde in Oelde betrifft.

Jessica Wessels Foto © Bündniss 90 Die Grünen Ortsverband Warendorf

Das Velorouten-Konzept des Kreises Warendorf war Thema eines Diskussionsabends der grünen Kreistagsfraktion. Als kompetenter Gesprächspartner eingeladen war auch Thomas Lins, der als Regionalverbandsvorsitzender des VCD (Verkehrsclub Deutschland) im Münsterland den Grünen für die Beratungen zur Verfügung stand.

Lins erläutert: »In dem Konzept wurde der Entwurf eines Radwegenetzes erarbeitet. Dieses Netz ist geplant für den schnellen Radverkehr zwischen den Orten, also für das tägliche Pendeln mit dem Fahrrad zur Arbeit oder Ausbildung.«

Grüne und VCD begrüßen das Konzept. »In den Vorbemerkungen wird klargestellt, dass wir zukünftig dringend mehr Mobilität auf umweltfreundliche Verkehrsmittel wie das Fahrrad verlagern müssen«, stellt Hedwig Tarner, Mitglied der Grünen Kreistagsfraktion, fest. »Das ist selbstverständlich ein Schritt in die richtige Richtung«, fasst Thomas Lins die Planungen zusammen, »das Konzept ist eine gute Bestandsaufnahme und gibt gleichzeitig Zielvorgaben für die kommenden Jahre.«

Für Tarner ist wichtig, dass die Planung nicht nur für die Schublade erstellt wurde: »Jetzt muss der Kreis alle Anstrengungen unternehmen, um die Planung auch schrittweise umzusetzen.« Als Grüne würden sie die Realisierung mit Aufmerksamkeit einfordern.

Das ist auch der Tenor des VCD: »Bei der zeitlichen Umsetzung ist das Konzept viel zu unverbindlich«, kritisiert Lins, »dabei müssen wir jetzt umsteuern und möglichst bald gute Velorouten ausbauen.« Das sei nicht nur aus Klimaschutzgründen notwendig, sondern auch wegen des kommunalen Wettbewerbs. Das sieht Tarner genauso: »Eine gute Anbindung an Nachbarorte innerhalb des Kreisgebiets, aber auch zum Beispiel nach Münster wird ein Standortvorteil sein.«




SuS Blau-Weiß Sünninghausen lädt Kinder zum Lauftreff

Sportler und Mitinitiator Christian Koch aus Sünninghausen, berichtet heute über eine schöne sportliche Aktion für Kinder vom SuS Blau-Weiß Sünninghausen.

Zur Vorbereitung auf den 29.  „Mit-Sommernachtslauf“, welcher am 01. Juni im Rahmen des Sünninghauser Sportfestes startet,  findet ab dem 03.05 jeweils von 17:00-17:45 Uhr ein Lauftreff für Kindergarten- und Schulkinder bis 12 Jahre statt.

Dazu treffen sich alle Interessierten in entsprechender Laufbekleidung am Sünninghauser Sportplatz, wo vor dem Laufen zunächst ein kleines Warm-up stattfindet.

Christian Koch, links im Bild freut sich auf die sportliche Aktion mit den Kindern

Die ersten Laufeinheiten werden in ruhigem Tempo und bei Bedarf in zwei unterschiedlichen Leistungsgruppen stattfinden, bei Bedarf werden auch Gehpausen gemacht. Vorkenntnisse sind daher nicht erforderlich, jeder kann mitmachen! Anmeldungen sind nicht erforderlich.

Termine:

Do 03.05.2018

Fr 11.05.20018

Do 17.05.2018

Do 24.05.2018

Fr. 01.06.2018 / Teilnahme am Sportfest

Kontakt:

Christian Koch 02520 / 912 559 oder Jana Murillo 02520 / 912 275