40 Jahre Kardinal-von-Galen Heim

Vor genau 40 Jahren ist das Zuhause für ältere Menschen mitten in Oelde eröffnet worden. Die Geschäftsführerin, Frau Birgit Schwichtenhövel, hat den OELDER ANZEIGER eingeladen und einen Blick hinter die Kulissen gewährt. Viele Eindrücke und Informationen haben wir von unserem Besuch mitnehmen können.

Man beachte die frisch gepflanzten Bäume sowie die Fahrzeuge vor dem Heim Foto: ©Von-Galen-Heim ca. 1975

Man beachte die frisch gepflanzten Bäume sowie die Fahrzeuge vor dem Heim Foto: ©Von-Galen-Heim ca. 1975

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Und aus heutiger Sicht

Das Altenwohnheim, welches mitten im Oelder Zentrum liegt, befindet sich in der Von-Galen-Straße 4. Von der Straße aus erkennt man das Gebäude, welches kontinuierlich über die Jahre ausgebaut wurde, von weitem. Hinter dem Wohnheim fließt nur einen Steinwurf entfernt der Rathausbach und hier verläuft der Patt, der durch die sogenannte Frischluftschneise des Oelder Südens zum Park des Hauses führt. Somit liegt das Gebäude nicht nur zentral, sondern auch fast mitten im Grünen, was von den vielen Bewohnern dankend angenommen wird.

Im Eingangsbereich befindet sich der Grundstein, auf dem die Jahreszahl 1973 zu lesen ist. In diesen Grundstein eingemauert ist eine Hülse, in der sich neben einer Tageszeitung vom 15.06.1973 die unterzeichnete Originalurkunde befindet. Wir haben eine abgetippte Kopie erhalten, die wir im folgenden vollständig widergeben. So können Sie als Leser, Neubürger und vieleicht auch bald älterer Mensch sich einen Eindruck machen über die Entstehung und die Gedanken, welche hinter der katholischen Trägerschaft stecken.

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URKUNDE

In den Tagen des Alters, Herr, wirf mich nicht weg! Wenn meine Kräfte schwinden, verlaß mich nicht!” Ps. 70.

Von dem Jahre 1973 an, da man in unserem Vaterland darangeht, die Tötung werdender Menschenkinder straffrei zu machen, soll unter dem Dach dieses von Christen erbauten Hauses den alten Mitbürgern ein Leben in Sicherheit, Frieden und christlicher Liebe geboten werden!

In dieser Zeit eines gewaltigen wissenschaftlichen, technischen Fortschritts und großen Wohlstandes verbringt mancher unserer alten Mitbürger sein Leben in Einsamkeit, arm, ohne Aufgabe und Ziel. Um diesen eine Möglichkeit zu geben, in gutmenschlichem Einvernehmen zusammenzuleben, bauen die Pfarreien St. Johannes und St. Joseph dieses Haus.

Eine im Jahre 1971 gegründete Gesellschaft “Altenwohnheim der Caritas Oelde GmbH” beauftragte die Architekten Berendt, Hasse, Schwinde, Wissmann in Hamm mit der Planung für 70 Heimplätze, 28 Plätze für besondere Betreuung und 13 Plätze für Personal.

Die kalkulierten Kosten belaufen sich auf 5 Millionen DM. Für die Mithilfe bei der Finanzierung danken wir dem Bund, dem Land Nordrhein-Westfalen, dem Bistum Münster, der Stadt Oelde, dem Kreis Beckum und vielen privaten Spendern.

Ausschnitt aus der Glocke anno dazumal

Ausschnitt aus der Glocke anno dazumal

Begonnen wurde mit dem Bau, der mitten in der Stadt in unmittelbarer Nähe eines Jugendheimes ( Anmerkung: Das Jugendwerk für die Stadt Oelde e.V. von 1976 bis 1981 an der Graf-von-Galen-Straße. Ab 1981 in der Alten Post an der Bahnhofstraße) liegt, am 20. März 1973, als Dr. Gustav Heinemann Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Willi Brandt Bundeskanzler, Heinz Kühn Ministerpräsident von 2015-03-30-Von Galen (5)Nordrhein-Westfalen, Theo Frisch Landrat des Kreises Beckum war, unter dem Bürgermeister Alexander Raestrup und dem Stadtdirektor Dr. Friedrich Schmänk. Dieser Grundstein wurde in der Eingangshalle eingebaut am 15. Juni 1973 unter dem Pontifikate des Papstes Paul VI., als Heinrich Tenhumberg Bischof von Münster war, und geweiht von den Dechanten an St. Joseph: Reiner Arens und von dem Pfarrer an St. Johannes: Anton Hartmann.

Alles zur größeren Ehre Gottes!

Wer du auch sein magst, der später dieses Dokument liest, denke daran, daß die Hände, die dieses unterschrieben und diesen Neubau schufen, schon längst zu Staub geworden sind, und ich bitte dich, deiner und unserer unsterblichen Seele im Gebete zu gedenken.

4740 Oelde (in Westfalen), den 15. Juni 1973

Mit diesen Zielgedanken sind die Menschen damals an den Bau des Altenwohnheims, dem Platz für unsere älteren Mitmenschen, ans Werk gegangen. Das Haus wurde in gemeinsamer Trägerschaft der Pfarrgemeinden St. Johannes und St. Joseph ins Leben gerufen. Nach der Gemeindefusion im Jahre 2012 ist der alleinige Träger die Pfarrerei St. Johannes.

Frau Schwichtenhövel berichtete uns während des Besuches darüber, dass man damals extra auch gegenüber vom Jugendheim gebaut habe, um Alt und Jung zu verbinden.

Das war zu der damaligen Zeit nicht selbstverständlich und seiner Zeit deutlich voraus.

, so Frau Schwichtenhövel.

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Nur ein paar Schritte vom Haus entfernt liegt der Parkweg

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Holzhahn im Park, der Teich und ein Blick von der Kreuzung Paulsburg / Ennigerloher Str. / Herrenstraße auf das Wohnheim im Hintergrund

Weiter war und ist die zentrale Lage der Institution ein wichtiger Aspekt für ein leichteres Dasein im letzten Lebensabschnitt der Bewohner. Somit können diese auf dem oben bereits erwähnten Patt, der Frischluftschneise hinter dem Haus, spazieren gehen und an Sonnentagen im Parkbereich verweilen oder Enten am Teich füttern. Ebenfalls können die Kinder vom St. Johannes- Kindergarten nur ein Stück weiter gesehen werden. Für den Besuch von Ärzten, der Fußgängerzone und von Cafés etc. bedarf es dann nur noch weniger weiterer Schritte. Somit befindet sich das Kardinal-von-Galen Wohnheim mitten am Puls des Geschehens.

Als wir das Gebäude besucht haben, ist uns direkt beim Betreten die gemütliche Atmosphäre aufgefallen. Pflanzen, Bilder, ein Holzpferd, eine alte Nähmaschine und schöne Sofas im Eingangsbereich laden zum Verweilen ein. Wir konnten Bewohner sehen, die im lichtdurchfluteten gläsernen Vorbau Zeitung lasen oder sich unterhielten. Wer aus Erfahrung mit anderen Einrichtungen einen krankenhausähnlichen oder muffigen Geruch erwartet, der wird positiv überrascht werden.

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Freundlich und hell wird man empfangen

Im Untergeschoss der Einrichtung befindet sich ein großer Saal, in dem die Bewohner u. a. Versammlungen, Feste und Veranstaltungen abhalten können.

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Die Bücherwand lädt im großen Saal zum Lesen ein

Direkt einen Raum daneben befindet sich das hauseigene Friseur-Studio mit drei Plätzen. An zwei festen Tagen in der Woche kommt eine Mitarbeiterin vom Haarstudio Saamen und bedient die zahlreichen Kunden.

Hier ist immer was los.

, berichtet uns Birgit Schwichtenhövel und erzählt uns, dass die Sitze der drei Friseurstühle an den besagten Tagen nicht kalt werden.

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Die guten alten Hauben sind einiges gewohnt

Zum Sinnesgarten gelangen die Bewohner ebenfalls über das Untergeschoss. Der angelegte Garten am Haus hat einen großen Tisch mit mehreren Feldern. In diesen Feldern sind Steine, Muscheln, Tannenzapfen und andere Dinge.

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Birgit Schwichtenhövel macht es uns vor und bringt die Schale zum Singen und Schwingen

Direkt daneben ist ein Hochbeet. In diesem sind viele unterschiedliche Kräuter wie Thymian, Curry, Rosmarin und viele andere angepflanzt. Eine Klangschale, welche mit Einfühlungsvermögen und Geduld zu einem Musikinstrument wird, führte uns Frau Schwichtenhövel ebenfalls vor.

Mit unterschiedlichen Handstellungen, Drücken und Reiben an den Klangschalengriffen lassen sich unterschiedliche Töne und Wellen im Wasser generieren.

Somit können die haptischen und akustischen Fähigkeiten trainiert werden, berichtete uns die Geschäftsführerin.

Weiter konnten wir einen Blick in den Speiseraum werfen. Eine lange Fensterfront zum rausschauen, Tische sowie eine Anrichte, die von allen “Buffet” genannt wird, stehen hier für die Einwohner zur Verfügung. In diesem Raum nehmen die Bewohner die Mahlzeiten ein. Gleichzeitig dient er in den Nachmittagsstunden als Aufenthaltsraum für Bewohner und Angehörige, die gemeinsam einen Kaffee trinken möchten. Im hinteren Teil des Raums steht ein Klavier, welches auch sehr oft genutzt wird zum Musizieren.

Freundlich sieht der Speiseraum aus

Freundlich sieht der Speiseraum aus

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Die Kapelle

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Der Verfasser dieses Artikels würde sich nicht unbedingt als besonders gläubig beschreiben, aber bei dem Besuch der hausinternen Kapelle wurde wieder deutlich, wie wichtig der Glaube ist. Gerade wenn ältere Menschen keine Angehörigen mehr haben, finden sie hier im Glauben halt. Regelmäßige Messen werden in der schön eingerichteten Kapelle abgehalten. Die Einrichtung, das Kunstwerk und der Tabernakel stammen vom lokalen und einem der bedeutendsten sakralen Bildhauer, Heinrich Gerhard Bücker, aus dem benachbarten Ort Vellern.

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Unter dem Altar befindet sich ein Reliquiar, in dem sich jeweils Überreste der Schwester Euthymia und von Clemens August Kardinal Von Galen befinden.

Einen Raum, den nur die wenigsten zu Gesicht bekommen, durften wir ebenfalls betreten. Den Abschiedsraum.

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Bei diesem Raum handelt es sich, wie es der Name bereits vermuten lässt, um einen Ruheraum, in dem Angehörige von ihren Eltern, Lebensgefährten und anderen Menschen Abschied nehmen können. Der Raum ist nicht sehr groß, dafür aber strahlt er eine gewisse Ruhe aus. Ein Kunstwerk auf beleuchtetem Glas taucht den Raum in ein sanftes Licht. Ein Kerzenständer, ein Kreuz sowie Sitzmöglichkeiten stehen hier den Angehörigen zur Verfügung, um ungestört in würdiger Umgebung Abschied nehmen zu können.

Beim Verlassen des Raumes denke ich noch “Irgendwie schön.”, während mich im gleichen Moment die Tatsache einholt, dass nichts unvergänglich ist.

Die Gründer des Hauses jedoch können sich glücklich schätzen. Der geäußerte Wunsch in der Urkunde “…in gutmenschlichem Einvernehmen zusammenzuleben…” “…ein Leben in Sicherheit, Frieden und christlicher Liebe…” wird in diesem Haus nach 40 Jahren immer noch gelebt.

Wer sich selbst ein Bild von der Einrichtung machen möchte, sollte sich den 19. April 2015 merken. Hier veranstaltet das Haus einen Tag der offenen Tür.