Leserbrief “Bürgerentscheid dominiert Parteitag”
Dr. Ralf Wohlbrück nimmt bezug zu einem Zeitungsbericht der Glocke vom 21.03.2019.
Herr Bürgermeister Knop machte der FDP seine Aufwartung und wird zitiert mit seinen Worten: “Wir wollen unsere Stadt weiterentwickeln und einer drohenden Verwahrlosung entgegenwirken“. Man könnte jetzt sagen: „Gut gebrüllt Löwe“. Oder doch lieber: „An ihren Worten werdet ihr sie erkennen, aber an ihren Taten messen“?
Dass unsere Stadt weiter zu entwickeln ist, steht wohl für
jeden außer Frage. Mit seiner Aussage suggeriert Herr Knop jedoch, dass der
Ausgang des Bürgerbegehrens mit einer möglichen Verwahrlosung der Stadt in Zusammenhang
gebracht werden könnte. Das ist natürlich nicht der Fall und nachzulesen auf
Seite 08 der Informationsbroschüre zum Bürgerentscheid. Dort wird klargestellt,
wofür sich Unterstützer der Initiatoren ausgesprochen haben.
Der Bürgermeister ist von den Bürgern gewählt und Chef der Verwaltung und somit letztlich verantwortlich. Deshalb ist es auch sein gutes Recht sich öffentlich zu äußern. Im Zusammenhang mit dem Wort „Verwahrlosung“ fallen mir allerdings einige Beispiele der Vergangenheit ein, für die er und seine Verwaltung allein die Verantwortung tragen.
Hat die Stadt Jahrelang im Tiefschlaf gelegen?
Während der kürzlich stattgefundenen Podiumsdiskussion wurden – im Zuge der Präsentation des Projektplaners für die geplante Marktplatzumgestaltung – Fotos lokaler Problemzonen des derzeitigen Marktplatzes mit beschädigtem Klinkerpflaster besonders hervorgehoben. Es war zwar Ziel des Vortragenden, Handlungsbedarf für einen Neubau des Marktplatzes zu untermauern. In Wirklichkeit hat er aber dokumentiert, dass die Stadt jahrelang im Tiefschlaf gelegen hat, anstatt mit geringem Aufwand diese Zonen kontinuierlich zu geringen Kosten auszubessern und in Ordnung zu halten.
Eine Verwahrlosung ist auch dadurch entstanden, dass die
Fugen der Natursteinpflasterung der Kreise innerhalb von 35 Jahre durch eine
Grundsanierung nicht zukunftsfähig gemacht wurden. Stattdessen wird ständig der
lose Füllstoff mit Reinigungsfahrzeugen mittels Hochvakuum herausgesaugt. Dann halten
sich regelmäßig zwei Tiefbaumitarbeiter ca. zwei Stunden auf dem Marktplatz auf,
um die Gesamtsituation in Augenschein zu nehmen und letztlich 8 bis 15 Natursteine
aufzunehmen und wieder einzubauen. Unwirtschaftlicher und effektloser wie
derzeit gehandelt wird, geht es wohl kaum.
Eine wirkliche Verwahrlosung hat jahrelang unter den
Platanen durch Vogelkot stattgefunden und die Sicherheit, Hygiene und
Gesundheit – insbesondere die der Kinder – gefährdet. Nachdem Bürgermeister und
Verwaltung den Zustand monatelang als unlösbares Problem dargestellt haben, ist
hier nun erst nach zig maliger Intervention der Bürger durch moderaten
Rückschnitt der Bäume, regelmäßige Kontrolle und Reinigung eine Verbesserung
eingetreten.
Um über Worte und Taten nachzudenken empfehle ich Herrn
Bürgermeister Knop, regelmäßig auf dem Stromberger Marktplatz unter dem dort
befindlichen, Schatten spendenden Baumskelett aus Chromnickelstahl, an einem
plätschernden Bächlein mit Niro-Abdeckung und einem tollen Betonsteinpflaster Platz
zu nehmen, sich eine erquickende Auszeit zu gönnen und dabei davon zu träumen,
unter den Platanen von Aix en Provence zu sitzen.