Am Donnerstag, den 29.01.2015 hatte die IG Metall in Ahlen, Beckum, Neubeckum, Ennigerloh, Dreinsteinfurt und auch in Oelde die Kolleginnen und Kollegen zu Warnstreiks aufgefordert. Der OELDER ANZEIGER mischte sich unter die Demonstranten und verfolgte das Geschehen.
Nachdem die Arbeitgeber ein Angebot unterbreitet hatten, die Löhne lediglich um 2,2 % anzuheben, ging nun die IG Metall zum ersten Warnstreik über. Die Gewerkschaft fordert 5,5 % mehr Lohn für die Arbeitnehmer. Hierzu marschierten diese u. a. von der GEA Westfalia Separator vom Werk in Oelde aus Richtung Hermann-Johenning-Platz mit Polizeieskorte, wo weitere Beschäftigte der Firmen wie Haver & Boecker aus Oelde sowie Beumer aus Beckum und Polysius aus Neubeckum dazu stießen.
Eskortiert von der Polizei ging es sicher durch die Stadt
Die Polizei sperrte die Straßen ab
Insgesamt waren ca. 150 – 200 Leute an der Demonstration beteiligt. Landesweit legten somit über 22.000 Beschäftigte die Arbeit nieder.
Auf dem Hermann-Johenning-Platz wurden die Protestler von Livemusik begrüßt. Auf einem Bühnenwagen samt Rednerpult und Tonanlage gab der Oelder Gitarrenlehrer & Musiker Martin Bischoff der Aktion musikalischen Rückenwind.
Brezeln, Kaffee und Tee stärkten die Teilnehmer des Warnstreiks und halfen gegen die Kälte.
Bevor es auf dem Platz richtig zur Sache ging, platzierten sich mutig vorweg die JAVs (Jugend- und Auszubildendenvertreter) auf der Bühne der GEA Westfalia Separator, um auf die Rede von Gewerkschaftssekretär Robert Bange einzustimmen.
Die Azubis machten es kurz und klar:
Kann man Bildung kaufen?
5,5 % – Wir haben es verdient!
Ist Fortbildung wirklich ein Fortschritt?
Müssen wir arbeiten bis zum Umfallen?
Robert Bange (Gewerkschaftssekretär der IG Metall Gütersloh-Oelde), den wir hier teilweise zitieren, übernahm nun unter dem Beifall der anwesenden Metaller das Mikrofon.
Stellt Euch vor, die Enterprise landet hier auf dem Platz. Die Besatzung, nach vielen Jahren im All, hört das Klagen der hiesigen Arbeitgeber:
Mangelnde Ausbildungsreife, akuter Facharbeitermangel, steigende Ausfälle wegen psychischer Belastungen und bestenfalls durchwachsene Geschäfte in Europa.
Dann hören sie die Forderungen der IG Metall:
Bildungsteilzeit, Altersteilzeit und mehr Geld für alle!
Ja, super, würde Captain Kirk vermutlich sagen. Das sind doch die passenden Antworten auf die drängenden Fragen der Zeit. Da kommen die Tarifparteien sicher schnell zusammen.
Weit gefehlt. Wie in allen Tarifrunden zuvor, beginnt das Wehklagen der Arbeitgeber. Auch diese Tarifforderungen, wie alle zuvor, ruinieren die Wirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit. Wenn sie zudem verlauten lassen, sie sehen ein großes Facharbeiterproblem, täten ansonsten aber mehr als genug für Aus- und Weiterbildung, bleibt festzustellen: entweder nehmen sie bewusstseinstrübende Drogen oder haben sich wahrlich dumm und dämlich verdient.
Liebe Arbeitgeber, entspannt euch. Wir wollen gar nichts von euch.
Klartext gab es von Robert Bange
Was wir wollen ist unser. Wir wollen unseren fairen Anteil von dem Kuchen, den wir gebacken haben. Ohne unserer Hände und Köpfe Arbeit läuft der Laden nämlich gar nicht.
Diese simple Wahrheit machen wir heute bewusst. Daran erinnern wir heute mit unserer ersten, kleinen Warnung: unserem Warnstreik!
Gegen die Dummheit und Arroganz der Macht setzen wir heute unsere solidarische Stärke! Darum sind wir heute hier!!
Die Einleitung von Robert Bange wurde mit großem Applaus belohnt. Der kalte Wind, der den Teilnehmern um die Ohren wehte, war plötzlich nicht mehr so scharf.
Im weiteren Verlauf der Rede, die unter anderem auch Radio WAF sowie “Die Glocke” auf den Plan riefen, ging Bange auch auf Punkte ein wie:
– Flexible Übergänge in die Rente
– Nein zur Rente mit 67
– Nein zu allen Gedankenspielen mit 70+
– Gesicherten tariflichen Anspruch auf Weiterbildung für alle
– 5,5 % mehr Geld für alle (Anmerkung der Redaktion: Die EZB hat ihr offizielles Inflationsziel auf 2% angesetzt, was bereits bei Kritikern als zu wenig gehandelt wird.)
– Beendung des Lohndumpings
Dunkle Wolken am Himmel
Mit den Worten:
Wenn die Arbeitgeber am 6.2. kein verhandlungsfähiges Angebot machen, legen wir noch eine Schüppe drauf. Aber wir verhandeln nicht bis zum St. Nimmerleinstag. Wenn die Arbeitgeber Wind säen, werden sie Sturm ernten. Wir haben nichts zu verlieren, aber ein Leben zu gewinnen. Es ist unser Leben!
beendete Robert Bange seine Rede.