Oelder Marktplatz und Bürgerbegehren – Interview mit Bürgermeister Knop

Karl-Friedrich Knop, Bürgermeister der Stadt Oelde

In Oelde soll der Marktplatz umgestaltet werden. Das hat eine rege Diskussion innerhalb der Bürgerschaft ausgelöst. Dabei wurde Zustimmung wie Unmut geäussert. Zur Diskussion um die Notwendigkeit der Neugestaltung des Oelder Marktplatzes hat der OELDER ANZEIGER Karl-Friedrich Knop, Bürgermeister der Stadt Oelde, einige Fragen gestellt, die dieser ausführlich beantwortet hat. Dieses Interview geben wir im Folgenden ungekürzt wieder.

OELDER ANZEIGER: Herr Bürgermeister, was war Anlass, den Marktplatz rund um die Kirche St. Johannes neu zu gestalten?

Bürgermeister Knop: Ausgangspunkt für das Projekt „Umgestaltung des Marktplatzes“ ist der Masterplan Innenstadt. Dieser wurde in 2013/14 mit der Zielsetzung aufgestellt, die Attraktivität und Funktionalität der Oelder Innenstadt zu stärken sowie einen Orientierungsrahmen für die künftige städtebauliche Entwicklung zu definieren. Wesentlicher Baustein bei der Entwicklung des Masterplans Innenstadt war ein umfangreicher Beteiligungsprozess (u.a. eine Ideenwerkstatt und drei Runde Tische). In diesem Rahmen wurde unter anderen mit den Bürger*innen, Anwohner*innen, Eigentümer*innen und Gewerbetreibenden intensiv über ihre Vorstellung über die Zukunft der Innenstadt diskutiert.

Der Oelder Marktplatz spielte in dem Prozess eine wichtige Rolle, wurde in den Masterplan Innenstadt nicht nur als eines von über 30 Projekten aufgenommen, sondern erhielt zudem als Schlüsselprojekt eine besondere Bedeutung:

Rückblick auf die Informationsveranstaltung der Stadt zu den ersten Entwürfen und Konzepten zur Umgestaltung des Marktplatzes.

Auszug aus Masterplan Innenstadt – Integriertes Entwicklungskonzept

5.5.2 Schlüsselprojekt 2: Gestaltung des Marktplatzes

Der Marktplatz ist das räumliche und funktionale Zentrum von Oelde: als einziger angelegter Platz der Innenstadt ist er auch der zentrale Veranstaltungsort.

In der Ideenwerkstatt und am Runden Tisch „Gestaltung der inneren Achse“ herrschte Einigkeit darüber, dass er dieser Rolle nicht gerecht wird und unbedingt umgestaltet werden sollte. Ihm fehlen die ihm angemessenen Gestaltqualitäten, er lädt – abseits von Veranstaltungen wie dem  Wochenmarkt – nicht zum Aufenthalt ein, seine Ausstattung wirkt „in die Jahre gekommen“. Eine Umgestaltung sollte demnach umfassend sein und sich nicht auf die Beseitigung etwa der störenden Hochbeete beschränken.
Ziel einer umgreifenden Neugestaltung sollte es sein, den Marktplatz wieder als einzigartigen  Schnittpunkt von „bebauter Achse“ der Fußgängerzone und „grünem Band“ der Grünzüge erlebbar zu machen. Eine gestalterische Verknüpfung und Einbeziehung der angrenzenden Bereiche von Herrenstraße und Carl-Haver-Platz ist hierfür Voraussetzung. Gleichzeitig kann ein multifunktional nutzbarer Stadtplatz entstehen, der die unterschiedlichsten Nutzungen miteinander verknüpft und aufeinander abstimmt: vom Marktgeschehen über Außengastronomie bis hin zu temporären Veranstaltungen.

Die Rutsche unter den Bäumen auf dem Marktplatz

OELDER ANZEIGER: Seit geraumer Zeit steht durch eine gutachterliche Stellungnahme fest, dass der Unterbau des Marktplatzes weder den momentanen technischen Regeln der Baukunst noch den zum Zeitpunkt der Abnahme geltenden Regeln der Baukunst entspricht. Ist das so korrekt?

Bürgermeister Knop: Es ist korrekt, dass der technische Aufbau des Marktplatzes weder jetzt noch zum Zeitpunkt der Herstellung in den 80er Jahren den technischen Regelwerken entsprach. Im Bezug auf Aspekte der Einbaustärken, Verdichtung und Nachweisführung war die Ausführung in 1985 nicht regelkonform.

OELDER ANZEIGER: Gibt es bereits Kennnisse darüber, wer diesen Verstoß gegen die Regeln der Technik und damit einhergehende mangelhafte Erstellung des Werks zu verantworten hat? Gibt es hier Verwantwortlichkeiten auch im Bereich der Verwaltung? Schließlich hätte die Ausführung ja leicht durch Aufmaßnahme der tatsächlich eingebauten Mengen überprüft werden können?

Bürgermeister Knop: Obwohl der Ausbau 1985 in Teilbereichen nicht regelkonform war, hält es die Stadt Oelde für nicht zielführend, auf Basis 35 Jahre alter Bauakten Verantwortlichkeiten festzustellen und einen ohnehin nicht mehr bestehenden Haftungsanspruch durchzusetzen.

Der Oelder Marktplatz

OELDER ANZEIGER: Kann diese gutachterliche Stellungnahme von der Bevölkerung eingesehen werden? Immerhin gibt es auch im Bereich der Oelder Bevölkerung etliche Personen, die ein derartiges Gutachten fachlich richtig einschätzen könnten!

Bürgermeister Knop: Das Gutachten des Sachverständigen Jürgen Dieker vom 08.01.2018 ist auf der Homepage der Stadt Oelde (hier) öffentlich einsehbar.

OELDER ANZEIGER: Wenn wir richtig informiert sind, erfolgte die Beschlussfassung des Rates der Stadt Oelde zur Neuerstellung des Marktplatzes unter dem Vorbehalt der Bezuschussung durch Landesmittel. Im Zuge der Durchführung des Bürgerbegehrens wurde dann aber argumentiert, dass die Erneuerung des Marktplatzes auf Grund des technischen Zustandes des Marktplatzes in jedem Fall über kurz oder lang erfolgen müsse. Ist der Zustand des Marktplatzes so schlecht, dass in wenigen Jahren mit einer vollständigen Sanierung zu rechnen sein wird? Hat der Sachverständige sich hierzu geäußert?

Bürgermeister Knop: Der Gutachter hat sich zum Thema Sanierung geäußert. Er stellt fest, dass das Pflaster zwar noch einige Jahre genutzt werden kann, doch durch bereits jetzt vorhandene Mängel wird sich der Zustand mit zunehmender Geschwindigkeit verschlechtern. Aktuell kann noch über Einzelmaßnahmen die Verkehrssicherheit gewährleistet werden, in absehbarer Zeit wird aber eine Erneuerung zwingend.

Herr Dieker schreibt in seiner Stellungnahme vom 10.01.2018 dazu:

„Die Vorstände an den Schachtabdeckungen, den Schieberkappen, einzelnen Gullys und an den Entwässerungsrinnen stellen, zumindest teilweise, bereits heute eine Unfallgefahr dar. Diese Gefahrenstellen könnten mit Maßnahmen der lnstandhaltung und Unterhaltung vorübergehend beseitigt werden, zeigen jedoch, dass eine Erneuerung des Belages innerhalb der nächsten Jahre erforderlich wird. Wenn eine Erneuerung in absehbarer Zeit nicht durchgeführt werden soll, müssen diese Gefahrenstellen auf jeden Fall zeitnah beseitigt werden. Den Aufwand hierfür schätze ich als relativ hoch ein, da relativ umfangreiche und großflächige Anpassungen erforderlich wären. Der Erfolg wäre immer auch nur von sehr begrenzter Dauer.

Wie ich bereits in meiner Stellungnahme Gutachten Archiv Nr.: 2018101-2 ausgeführt und begründet habe, ist bei Erneuerungsmaßnahmen immer auch zu prüfen, ob Verbesserungen am Untergrund, Unterbau und Oberbau erforderlich werden. Diese Überprüfungen haben eindeutig und zweifelsfrei ergeben, dass der vorhandene Aufbau technische Mängel aufweist und bei einer Erneuerung des Belages auch eine vollständige Erneuerung des Oberbaus erforderlich ist. Allein eine Erneuerung der Deckschicht reicht nicht aus.“

Neben weiteren Punkten wie heraus brechenden Pflastersteinen, Pfützenbildung und Muldenbildung lassen sich die technischen Mängel sehr anschaulich darstellen, in dem man mit dem Rad von der Geiststraße in Richtung Marktplatz fährt. Ein lautes Klappern der Steine macht die technischen Mängel hörbar.

Szene einer Veranstaltung auf dem Marktplatz.

OELDER ANZEIGER: Stimmen aus der Bevölkerung lassen Zweifel erkennen, dass die Erneuerung des Marktplatzes auf Grund es technischen Zustands tatsächlich erforderlich sein soll, immerhin erfüllt der vorhandene Pflasterbelag seit vielen Jahrzehnten seine Aufgabe. Ist die Erneuerung tatsächlich technisch erforderlich, oder ist die Stadt Oelde auf Grund der guten Kassenlage und der hohen Einnahmen lediglich bereit durch eine Neugestaltung des Marktplatzes eine Steigerung der Attraktivität der Innenstadt zu erkaufen?

Bürgermeister Knop: Die von Ihnen angesprochenen Zweifel in der Bevölkerung basieren leider auf einer falschen Grundlage. Der Marktplatz soll aus den unter Frage 1 dargestellten  Gründen umgebaut werden. Hier liegen die Ziele klar definiert in der Verbesserung von Aufenthaltsqualität und Multifunktionalität.

Im Laufe der letzten Jahre sind die unter 4 genannten Mängel zunehmend deutlicher geworden. Darüber hinaus wurde als ergänzende Information für die Konkretisierung der Planungen der vorhandene Untergrund untersucht und festgestellt, dass ein teilweiser Eingriff in die Oberflächen (z. B. zur Verlegung von Versorgungsleitungen, Entfernung der Hochbeete etc.) technisch falsch wäre. Ebenso ist eine Erneuerung der Deckschichten allein nicht zielführend.  Stattdessen soll aufgrund der technischen Mängel der gesamte Oberbau erneuert werden. In diesem Fall versteht es sich von selbst, dass nach gültigen technischen Vorschriften gebaut wird.Die gesamte Diskussion um den technischen Zustand des Marktplatzes resultiert einzig aus der Feststellung des Sachverständigen, dass bei der Erneuerung der Oberflächen gilt: „Alles oder nichts!“

Sitzbänke unter Kotschicht

Fazit: Der Marktplatz soll zur Steigerung von Aufenthaltsqualität und Multifunktionalität umgestaltet werden. Der aktuelle technische Zustand erfordert dabei leider, unabhängig von der aktuellen Finanzlage der Stadt Oelde, einen kompletten Vollausbau!

OELDER ANZEIGER: Der diesjährige Verlauf des Sommers mit seiner langen Trockenheit und seinen hohen Temperaturen hat ja nach Aussage vieler Klimaforscher deutlich gemacht, dass die Auswirkungen des Klimawandels nicht länger abstrakt, sondern sehr konkret sichtbar werden. Welche Pläne verfolgt die Stadt Oelde, um im Zuge der Neugestaltung des Marktplatzes, auch die Innenstadt an die Klimaveränderungen anzupassen, z. B. durch Begrünung von Fassade, Pflanzen von weiteren Bäumen und dem Aufstellen von Ruhemöglichkeiten oder Wasserspendern? Gibt es hier bereits Überlegungen, die in die vorhandene Planung eingeflossen sind?

Bürgermeister Knop: Im Zuge der Planung wurden unterschiedlichste Aspekte des Klimawandels erörtert und integriert. So soll die Platanengruppe zur Schaffung eines günstigen Mikroklimas erhalten bleiben. Unterstützt wird dies durch die Anordnung des Wasserspiels, welches gerade im Sommer positive Effekte bietet. Das Wasser befeuchtet die Umgebungsluft und trägt durch Verdunstungskälte zu deren Abkühlung bei. Darüber hinaus werden Bänke so platziert, dass sie in unterschiedlichen Jahreszeiten verschiedene Ansprüche bedienen (Schatten im Sommer, Sonne im Winter…). Zudem wird eine leistungsfähige Entwässerung installiert, die auch die bei den letzten Starkniederschlägen aufgezeigte Schwachstellen beseitigt.

OELDER ANZEIGER: Wird die geplante Vorgehensweise der Stadtverwaltung in Hinsicht auf die Erneuerung des Marktplatzes durch das Bürgerbegehren verzögert, oder laufen die Planung uns Ausschreibungsarbeiten parallel?

Bürgermeister Knop: Leider verzögert sich der Maßnahmenprozess allein durch die Antragstellung des Bürgerbegehrens. Da die Initiatoren bis zum 27.12.2018 Zeit haben, Unterschriften für die Zulassung des Bürgerentscheides zu sammeln, wird nach Prüfung der Listen im Januar im Rat über Zulassung oder Aufhebung des Ratsbeschlusses entschieden. Vor diesem Hintergrund kann die Stadt Oelde das Ausschreibungsverfahren nicht wie geplant noch in 2018 starten, da man sich mit parallel laufendem Verfahren des Bürgerbegehrens schadensersatzpflichtig gegenüber Bewerbern machen würde.

OELDER ANZEIGER: Gesetzt den Fall, das Bürgerbegehren hat keinen Erfolg, wann rechnen Sie mit einer Vergabe der Leistungen und einer Durchführung der Arbeiten?

Bürgermeister Knop: Sollte das Bürgerbegehren letztendlich scheitern und die Maßnahme unverändert weiter laufen, würde vor dem unter Punkt 7 genannten Grund die Leistung vermutlich nicht vor Ende April vergeben. Somit könnte frühestens im Mai mit den Arbeiten begonnen werden. Derartige Verzögerungen bergen dabei das Risiko, dass die Angebotspreise, je später veröffentlicht wird, deutlich steigen könnten.

Szene zeigt Oelder am 24.12.2017 auf dem Marktplatz nach der Messe.

OELDER ANZEIGER: Es gibt in und um Oelde ja eine Reihe von geeigneten Unternehmen, die in der Lage wären, die Arbeiten auszuführen. Ist von Seiten der Stadtverwaltung eine Vergabe in Losen vorgesehen, um eine möglichst breite Streuung der Auftragssumme zu ermöglichen?

Bürgermeister Knop: Die Maßnahme wird an einen geeigneten Straßenbauer über eine den Förderrichtlinien entsprechende öffentliche Ausschreibung vergeben. Eine losweise Vergabe ist dabei nicht angedacht.

OELDER ANZEIGER: Sollte das Bürgerbegehren Erfolg haben und ein sich daran anschließender Bürgerentscheid ebenfalls Erfolg haben, was würde das für die Erneuerung des Marktplatzes bedeuten?

Bürgermeister Knop: Sollte ein Bürgerentscheid erfolgreich sein und den Ratsbeschluss von September 2018 aufheben, würde entsprechend der Begründung des Bürgerbegehrens eine Neuausrichtung der Planung erforderlich sein. Es geht ja laut Initiatoren nicht um das Ob, sondern unter ergebnisoffener Beteiligung der Bürger nur um das Wie.

Der OELDER ANZEIGER dankt Herrn Bürgermeister Knop für das Interview.




Was wird aus dem »Oelde-Tag« oder: Wie die »Glocke« ihr Monopol missbraucht

Ursprünglich im April sollte ein »Oelde-Tag« stattfinden, der jedoch aufgrund des Rückzuges wichtiger Partner verschoben werden muss. Der OELDER ANZEIGER sprach mit Martin Bischoff, einem der Motoren der großen Party.

 Ruprecht Frieling: Martin, Du hast vor einigen Monaten die Facebook-Gruppe »Wir sind Oelder« ins Leben gerufen. Diese Initiative war so erfolgreich, dass jetzt bereits ein Zehntel der Bevölkerung der Stadt beigetreten ist. Nun wurde aus diesem Netzwerk heraus die Idee entwickelt, eine große Party, den »Oelde-Tag« zu veranstalten. Was ist darunter zu verstehen? 

Martin Bischoff: Etwa eine Woche nach Gründung der Gruppe kam die Frage nach einer Party auf und stieß auf viel Interesse. Daraufhin hat an einem Sonntag Herr Ludger Junkerkalefeld, Geschäftsführer von Forum Oelde, angerufen und uns Unterstützung zugesagt. Darauf gab es ein erstes Treffen mit rund 20 Teilnehmern. Es bildete sich das »Forum-Team«, bestehend aus mir, Torsten Schwichtenhövel, Jan Burwinkel und Marita Brormann. Wir nahmen Kontakt zum Forum auf und haben uns getroffen, um zunächst mal die Fronten zu klären und den Rahmen abzustecken.

RF: Eine Großveranstaltung ist eine kostspielige Sache …

MB: Es kristallisierte sich heraus, dass wir uns erstens auf die Waldbühne beschränken und es zweitens, insbesondere wegen des notwendigen Sicherheitskonzeptes, kostspielig werden wird. Drittens, dass wir uns einen Verein als Dach suchen wollten, um Spendenquittungen auszustellen zu können. Dafür hatten wir den Oelder Heimatverein auserkoren, der uns auch konkrete Unterstützung zusagte.

RF: Wie ging es dann weiter?

MB: Ein zweites Plenum fand in den Räumen des Heimatvereins statt. Es war auch ein Vertreter der »Glocke« dabei, um ausführlich zu berichten. Die »Glocke«-Verlagsleitung hatte ein Medienpaket in Aussicht gestellt. Dazu sollten Vorverkauf, ausführliche Berichterstattung und eine ganze Seite Berichterstattung gehören.

RF: Dann erschien erstmals der OELDER ANZEIGER und brachte eine Lawine ins Rollen, denn das passte einigen Herrschaften nicht.

MB: Als der OELDER ANZEIGER erschien, rotierte die »Glocke«. Die haben wohl riesigen Schiss bekommen, dass außerhalb ihrer Kontrolle Informationen und Meinungen verbreitet werden. So wurde der redaktionell Verantwortliche des OELDER ANZEIGER bei der »Glocke«-Verlagsleitung vorgeladen und sollte sich rechtfertigen.

RF: Du willst sagen, dass die »Glocke« ihre Unterstützung zurückzog, weil engagierte Bürgerjournalisten den OELDER ANZEIGER ins Leben riefen, der formal mit der Facebook-Gruppe überhaupt nichts zu tun hat?

MB: Diesen Eindruck macht es zumindest. Die »Glocke« kündigte uns ihre Unterstützung und das zugesagte Medienpaket für den »Oelde-Tag«. Es hieß lapidar: »Die Oelder Gruppe steht unter Beobachtung«.

RF: Moment mal: Der OELDER ANZEIGER hat mit der »Glocke« nicht das Geringste zu tun und strebt mit seinen paar tausend Lesern auch nicht nach der Weltherrschaft. Es handelt sich um ein Online-Medium, das zwar an Geschwindigkeit der Druckerpresse überlegen ist, aber doch gänzlich andere Themen und Genres pflegt. Da gibt es doch keinen Wettbewerb.

MB: Die »Glocke« sieht das offenbar anders …

RF: Aber der Oelder Heimatverein blieb Euch treu?

MB: Wir hatten darauf einen Termin mit Hans Rochol, dem Vorsitzenden des Heimatvereins. Der zog seine Unterstützung zurück, weil er die »Glocke« als Medium braucht und einen Konflikt fürchtet. Somit war eine wichtige Basis, die wir benötigten, um die finanzielle Seite abzusichern, mit einem Male verschwunden.

RF: Meinungsmonopol und Medienmacht wird missbraucht, um Kulturpolitik zu betreiben? Das ist in einer aufgeklärten Demokratie wohl nur noch in einem Einzeitungskreis wie Oelde vorstellbar. 

MB: Wir waren alle schockiert über diese ablehnend-feindliche Reaktion. Nur gut, dass es das Internet gibt, über das wir unabhängig informieren können.

RF: Damit bleibt als von den Meinungsmachern unabhängiger Partner das Forum Oelde. Es handelt sich um einen Eigenbetrieb der Stadt Oelde. Gegenstand des Betriebes ist die Planung und Durchführung von kulturellen Veranstaltungen in der Stadt Oelde, von Maßnahmen und Veranstaltungen des Stadtmarketings, die Förderung des Fremdenverkehrs, die nachhaltige Pflege und Entwicklung des Vierjahreszeitenparks – dem Kernstück der seinerzeitigen  Landesgartenschau 2001 -, sowie die Fortsetzung des Agenda-Prozesses. Also genau der richtige Partner für ein Kulturevent.

MB: Das Forum Oelde hat uns immer Unterstützung zugesagt und sich auch nicht zurückgezogen. Wir bauen darauf, dass wir hier weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit hoffen können. Das sind eher die geringsten Sorgen. Bislang standen uns das Forum und insbesondere Herr Junkerkalefeld mit gutem Rat zur Seite.

RF: Wie geht es jetzt konkret weiter? Wie sind die nächsten Schritte?

MB: Jetzt muss nach Alternativen gesucht werden. Da ohne den Heimatverein als unserem ersten Ansprechpartner das schützende Dach für die Feier erst mal eingestürzt ist, können wir entweder einen anderen Partner suchen oder aber eine weniger kostenintensive Veranstaltung planen. In Anbetracht der Tatsache, dass jetzt natürlich schon viel Zeit untätig vergangen ist, steht der 27. April nachvollziehbar arg auf der Kippe, so dass die Feier wahrscheinlich nach hinten verlegt werden muss. Zeitnah werden sich die übrig geblieben Planer treffen, um diese Alternativen auszuloten. Dann geht es endlich weiter.

RF: Und die »Glocke«?

MB: Sollte „Die Glocke“ Informationen zu der Veranstaltung wünschen, stehe ich ihr gerne zur Verfügung.

 




Fantasy-Autor Jörg Ringhoff aus Oelde im Interview

Jörg Ringhoff ist Fantasy-Autor mit Wohnsitz Oelde. Der OELDER ANZEIGER sprach mit ihm über sein Erstlingswerk. Einblicke in die Welt von: Legenden der Blutwölfe.

Der in Oelde beheimatete Autor Jörg Ringhoff (JR) öffnet OELDER ANZEIGER-Redakteur Torsten Schwichtenhövel (TS), die Türen seines Heimes, um in gemütlicher Atmosphäre über sein Buch  zu sprechen.

TS: Jörg, wer bist du genau und wie bist du zum Schreiben gekommen?

JR: Hallo, ich bin Jörg Ringhoff, 1974 geboren und stamme aus dem beschaulichen Oelde. Der Schreiberei fröne ich bereits seit mehreren Jahren, angefangen hatte dies bereits zu Schulzeiten. Aufsätze hatten immer einen gewissen Reiz, war es doch eine willkommene Möglichkeit, schon als Dreikäsehoch seine Fantasie ungezügelt herauszulassen. Die wilden Schlachten in meinen Geschichten kamen allerdings nicht immer so gut an, der Schreibstil dann schon eher.

Buchautor Jörg Ringhoff mit zwei Blutwölfinnen

TS: Woher kamen in deiner Jugend denn die Ideen, wer oder was hat dich da genau inspiriert?

JR: Als Kind der 80er Jahre bin ich mit He-Man-Figuren groß geworden. Strahlende Helden und finstere Schurken haben schon immer meine Geschichten geprägt, und deren Einfluss lässt sich auch in meinem veröffentlichten Buch nicht leugnen.

TS: Welche anderen Einflüsse gab es noch, und wie hast du deine Figuren dann dazu entworfen?

JR: Stimmt, außer dem 80er Merchandise gab es auch diverse Filme wie Highlander, Star Wars oder vor ein paar Jahren die Trilogie Herr der Ringe. Diese Genres haben immer eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt. Die ersten Figuren meines Buches entstanden wohl schon um die 90er Jahre, hier allerdings noch ziemlich roh und in Kurzgeschichten auftretend.

TS: Ich habe dein Buch Für Donnerhall ! gelesen, welche Figuren waren das, knapp 20 Jahre vor Veröffentlichung?

JR: Die Hauptfigur Lord Marzo geisterte tatsächlich schon Jahrzehnte vor der Buchveröffentlichung durch meinen Kopf, zwischen den Zeilen tauchen dann auch immer mal wieder ersonnene Charaktere aus dieser Zeit auf, meist aber in Nebenrollen.

TS: Du hast hier etliche Zeichnungen liegen, einige davon sieht man auch auf deiner Facebook „Aravia“ Seite. Was hat es damit auf sich? Sieht man diese auch in Deinem Buch?

JR: Ja, neben dem Schreiben habe ich auch tatsächlich ein Fable für das Zeichnen. Bevor ich überhaupt mit Aravia begann, musste ich mir einfach vorstellen können, wie die Helden und Bösewichter aussehen, das hat mir dann vieles erleichtert. Trotz allem sollte man erst das Buch genießen und die eigene Fantasie arbeiten lassen. Wer dann gerne wissen möchte, wie ich mir selbst die Alben, Gorgonen oder Argosianer vorstelle, dem empfehle ich dann, sich dies auf meiner Seite anzuschauen, es steckt wirklich viel Herzblut in jeder einzelnen Figur.

Die Zeichnungen des Autors inspirierten Ihn beim Schreiben.

TS: Ich hörte du bist oder warst Gildenleiter bei dem Online Spiel World of Warcraft, wie waren denn dort die Einflüsse bezüglich Aravia ?

JR: Sehr schön recherchiert, das muss ich schon sagen. Ja stimmt, momentan bin ich aber eher im vorgezogenen MMO ( Massive Multiplayer Online ) Ruhestand, aber der Pool von Fantasie, der sich mir dort aufgetan hat, ist sicherlich zu nicht unerheblichen Teilen in mein Buch eingeflossen. Eine geschlossene Fantasywelt mit eigenen Mythen war genau das, was ich mir für mein ersonnenes Universum vorgestellt habe. Darüber hinaus haben es auch viele Weggefährten von damals in mein Buch, also in meine Welt Aravia geschafft, ein Gruß hier an Eisenwolf, Mhari, Dragunar,Helvetia, Kasis und Co.

TS: Warum bist du nicht mehr voll aktiv in World of Warcraft, hängt das mit dem Schreiben deiner Geschichten zusammen?

JR: Nein, eher weniger. Momentan bin ich beruflich sehr stark eingespannt, hauptsächlich die Wochenenden lassen noch mal eine längere Onlinesession zu. Aber ich habe dort weiterhin tolle Menschen um mich, die die Gilde in meinem Sinne mehr als nur weiterführen. Im Moment fühlt es sich tatsächlich wie die berühmte Fahnenübergabe an, allerdings habe ich dem Spiel und den dortigen Gefährten, von denen einige inzwischen sogar zu richtigen Freunden geworden sind, einen Platz in meinem Herzen eingeräumt, waren wirklich fast fünf irre Jahre WoW.

TS: Man bezeichnet gern den typischen Online-Zocker als sozial isoliert und bildungsneutral. Also weniger als Schreiber, Erfinder und Denker einer gesamten Fantasy-Welt. Was sagst du denn dazu?

Jörg Ringoff in seinem Schreiber- und Zockertempel, dem Sekretär der Fantasie. Foto © TS

JR: Ja, diese Vorurteile sind schon krass und natürlich auch mir schon begegnet. Was viele Leute nicht verstehen, ist die Tatsache, das auch bei WoW ein soziales Umfeld existiert. Natürlich lasse ich den Rechner aus, wenn ich zu einer Party eingeladen bin oder im Kino ein Film läuft, den ich gerne sehen möchte. Das “Real Life”, wie wir Onlinespieler sagen, geht schließlich vor, da ist sich meine Gilde übrigens einig. Wir sind alle erwachsene Menschen, viele Anfang, Mitte 30. Ein Ingenieur ist dabei, mehrere Banker, Studenten, ein Koch und ein paar Informatiker. Viele sind verheiratet, etliche haben Kinder. Trotz allem können Real – und Onlinewelt kollidieren. Freitags ab 21 Uhr zog ich in der Vergangenheit mit neun anderen Spielern los. Dann zählte jeder Einzelne; war man zu spät oder gar nicht da, wurde neun Leuten der Abend versaut. Rief mich um 20:30 Uhr spontan eine Freund an und wollte vorbeikommen, vertröste ich ihn auf den nächsten Abend, weil ich meine Online-Bekannten nicht versetzen wollte. Sie sollten sich genauso auf mich verlassen können wie meine Freunde im „wahren“ Leben.  Hätte ich statt meines Online-Dates ein Punktspiel mit einem Fußballverein, würden mir vermutlich alle viel Erfolg wünschen. So aber erntete ich regelmäßig verständnislose oder gar besorgte Blicke. Von denselben Menschen übrigens, die ich am Samstagabend nicht anrufen durfte, wenn Deutschland sucht den Superstar  im Fernsehen lief, das mal dazu.

TS: Du sagst also, das Online Spielen war eher eine Inspirationsquelle, weniger ein „Zeitfresser“?

Inspiration durch WOW, Rick Flair (rote Figur World Wrestling Federation ) spielen beim Schreiben eine wichtige Rolle.  Foto © TS

JR: Ja genau, die Welt Aravia ist dem WoW-Universum nicht unähnlich. Meine Intention war es, beim Lesen einen ähnlich dichten Realismus dieser Fantasiewelt zu schaffen, es aber ganz anders aufzubauen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Rassen sind mehr herausgestellt, die Abenteuer der Blutwölfe von Donnerhall somit eine ganz eigene, persönliche Erzählung.

 TS: Wer genau sind denn überhaupt die Blutwölfe von Donnerhall in deinem Buch? Was kann der Leser von der Story erwarten?

JR: Um die Geschichte kurz anzureißen: Die Welt Aravia steht vor ihrem Untergang, unzählige Kriege der Völker lassen das Böse selbst wieder auferstehen. Die Vorsehung bestimmt daraufhin eine einzelne Elfe, ein Bollwerk der Rechtschaffenheit zu gründen, einen Zusammenschluss legendärer Helden und Abenteurer.

TS: Die Vorsehung? Ist das so etwas wie eine höhere Macht in deiner Erzählung?

JR: Richtig, die Vorsehung ist vergleichbar mit der Religion der Jedi Ritter aus Star Wars, nur dass sie keine besonderen Kräfte verleiht, aber die Erwählten der Blutwölfe Donnerhalls zusammenführt.

TS: Ok, wie geht es denn mit deinem Buchverkauf voran? Was hast du werbetechnisch bereits auf die Beine gestellt, und was erwartet uns da noch?

JR: Am letzten Samstag waren genau 85 Bücher verkauft. Das ist für einen Hobbyautor wie mich, ein echt toller Erfolg. Die installierte Facebook-Seite hat da auch einiges bewirkt, ein riesiges Dankeschön mal an alle, die dort die Welt Aravia „supporten“  und an Stefanie Kilp aus Kelkheim, die diese Seite hegt und pflegt. Die GLOCKE hat in einem großen Artikel über mich berichtet, und letzten Samstag durfte ich bei RADIO WAF ein wenig über mein Buch erzählen. Inzwischen sind Flyer gedruckt und weitere Projekte zwecks Werbung geplant. Ich bin natürlich jederzeit für neue Ideen offen, nur durch die Möglichkeiten sozialer Netzwerke, Facebook und Co. ist Aravia so gut gestartet.

TS: Wie sieht es denn mit einer E-Book Version der Blutwolf-Legenden aus?

JR: Gute Frage mal wieder, hier arbeite ich gerade an einer Möglichkeit. Sobald sich dort etwas ergibt, werde ich es auf meiner Facebook-Seite ankündigen, ich bin da guter Dinge.

Zu beziehen über EPUBLI.DE und AMAZON.DE   ISBN 978-3-8442-3427-5

TS: OK, dann die letzte Frage, wie sieht es mit einer Fortsetzung aus, oder hast du alle Geschichten um Lord Marzo und den Blutwölfen von Donnerhall bereits in Aravia erzählt?

JR: Auf keinen Fall, ich habe noch so viele Ideen für Aravia, auch hier möchte ich alle bitten, sich mal überraschen zu lassen. Ich zitiere mich jetzt mal selbst mit dem letzten Abschnitt aus meinem Buch:

Der Morgen näherte sich auf Sonnenschwingen, schon wurde es hell am eisigen Horizont. Sharella von Elfenhain fuhr fort zu erzählen, eine Geschichte die keiner von ihnen beenden konnte … denn sie hatte kein Ende … noch nicht.

An dieser Stelle bedanken wir uns recht herzlichst für das Interview und dem Blick hinter die Kulissen von Aravia und Jörg Ringhoff, einem Hobbyautor der Feuer und Leidenschaft versprüht. Wir sind gespannt darauf, bald wieder von ihm und Aravia zu hören.

Sollten Sie nun auf  Aravia neugierig geworden sein, können Sie das Buch z.B.: beim Epubli Verlag oder Amazon bestellen.

ISBN: 9783844234275