Als Bauernhof getarnt: Das Radiomuseum Wiedenbrück

Mehr als 3.000 Exponate aus der Geschichte des Rundfunks, der Telefonie und des Fernsehens beherbergt das Radio- und Telefonmuseum im Verstärkeramt. Sie erinnern an die gute alte Zeit des »Dampfradios« und seiner Vorgänger. Ein Besuch der Ausstellung bietet einen Tauchgang in die mediale Vergangenheit und einen spannenden Überblick der technischen Entwicklung.

Im Tarnkleid eines Bauernhofes versteckt sich das Radio- und Telefonmuseum Wiedenbrück

Das Radio- und Telefonmuseum im ehemaligen Hauptverstärkeramt im westfälischen Wiedenbrück stellt sich dem Betrachter als altes Bauernhaus dar. Doch das ist Fake. Denn dieses Gebäude wurde ursprünglich errichtet, um eine unterirdische Leitstelle für Telefonie vor neugierigen Augen feindlicher Flieger zu verstecken.

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Das mit bäuerlichem Equipment ausgestattete Gebäude und ein paar grasende Kühe wirken aus der Luft wie ein kleiner westfälischer Bauernhof. Im Dritten Reich wurden hier jedoch weder Kühe gemolken, noch Korn angebaut. Im Keller verbarg sich ein Geheimnis.

Unter der Oberfläche saßen Techniker, deren Aufgabe darin bestand, das damalige schwache Fernsprechsignal elektrisch zu verstärken, damit es bis zur nächsten Funkleitstelle weitergeschickt werden konnte. Die grenzenlose Freiheit der Telefonie war vor einem guten Jahrhundert eben noch nicht so grenzenlos entwickelt wie in der heutigen Zeit.

In bis zu zehn Metern Tiefe saßen einstmals die Techniker und verstärkten Signale

Etwa alle 100 km mussten kabelgebundene Relaisstationen Signale weiterleiten, sonst wäre die Telekommunikation zusammengebrochen. Mit Verstärkern wurden die Pegel von Telefon-, Radio- und Fernsehsignalen angehoben, um Kabelverluste auf langen Leitungswegen auszugleichen und Richtfunkstrecken anzugleichen.

Die Station war für das kriegslüsterne Nazideutschland von strategischer Bedeutung. So arbeiteten die Techniker im Verstärkerwerk wie Kölner Heinzelmännchen unter der Erde und kamen nur bei Nacht und Nebel an die Oberfläche.

In grauer Vorzeit stöpselte das Fräulein vom Amt noch jede einzelne Verbindung in die Ferne

Vor diesem historischen Hintergrund ist ein Besuch des Museums besonders anregend. Rund sechstausend Besucher finden pro Jahr den Weg in das geheimnisvolle Gebäude. Die Vereinsmitglieder stehen mit Informationen auskunftsfreudig zur Verfügung. Da die Ausstellungsfläche untertage liegt, ist es dort auch an heißen Tagen kühl und stets ein wenig feucht.

Bekannte Gesichter aus Vergangenheit und Jugend

Alles basiert auf privater Initiative. Rund 70 Freunde haben sich zu in einem Förderverein zusammengeschlossen, um dem Publikum am Wochenende Zugang zu ermöglichen. Angeboten werden auch Führungen an beliebigen Wochentagen.

Radio- und Telefonmuseum im Verstärkeramt, Eusterbrockstrasse 44, 33378 Rheda-Wiedenbrück. Homepage: https://www.verstaerkeramt.eu/