Ein Blick in die Zukunft mit Oliver Bäumker
Der OELDER ANZEIGER hat mit allen vier Kandidatinnen / Kandidaten Kontakt aufgenommen, die um das Amt der / des ersten Bürgers in Oelde werben. Jeder erhielt hierzu die gleichen Fragen und erhält den gleichen Platz eingeräumt. Abhängig von den Antworten, können die Texte unterschiedlich lang sein. Die Veröffentlichung erfolgt in alphabetischer Reihenfolge, sofern uns geantwortet wurde.
Oliver Bäumker. Wir blicken heute in die Zukunft, in der Sie als Bürgermeister tätig sein wollen.
Wie stehen Sie zu folgenden Fragen?
Marktplatz
OeA: Das Bürgerbegehren zum geplanten Umbau fiel knapp aus, sodass ein Meinungsbild von nahezu 50/50 % vorhanden war. Somit zwei gleichgroße PRO und CONTRA Lager.
Sollte ein weiterer Anlauf versucht werden, den Marktplatz umzugestalten und wenn ja, wie sollte das geschehen?
Oliver Bäumker: Aufgabe des Bürgermeisters und des Stadtrats wird es sein, zunächst einmal behutsam zu ermitteln, was für ein Sanierungsbedarf tatsächlich gegeben ist. Wir müssen uns darüber klar sein, dass ein erneuter Anlauf, als sei nichts gewesen, nicht in Frage kommt. Ich möchte die Aufenthaltsqualität für den Bürger verbessern, was letztlich zum Wohl von Handel und Gastronomie ist.
Wichtig ist mir auch, dass wir die angrenzende Herrenstraße in den Blick nehmen, an deren Beginn die Überquerung von Paulsburg und Wallstraße verbessert werden müssen, dann in ihrem Verlauf Barrierefreiheit geschaffen werden muss, schließlich dann auf dem Marktplatz die Schnittstelle für Weihnachtsmarkt, Veranstaltungen und Wochenmarkt verbessert werden muss. Nach derzeitigem Stand ist das deutlich kostengünstiger als ursprünglich geplant möglich und eher eine Frage des Hochbaus als eines kompletten Aufrisses des Marktplatzes.
Grundsteuer
OeA: Die Grundsteuer B wurde in der Vergangenheit kontinuierlich angehoben. Setzen Sie sich für eine Entlastung des Steuerzahlers ein oder geht der Aufwärtstrend weiter?
Oliver Bäumker: Weitere Steuererhöhungen sind nicht geplant und ich werde auch keinen Haushalt einbringen, in dem das geschehen wird. In der Zeit während und nach der Corona-Epidemie müssen wir die Menschen stärken, nicht schwächen. Und davon profitieren Handel und Gastronomie dann auch.
Vier-Jahreszeiten-Park
OeA: Soll es künftig eine andere Zutrittsregelung zum Vier-Jahreszeiten-Park geben?
– eine nur für Schwimmer
– eine nur für Spaziergänger
– eine Variante die beides beinhaltet (Park und Parkbad)
Wie sind ihre Pläne, um mehr Einnahmen zu generieren, bzw. Kosten zu reduzieren?
Oliver Bäumker: Ich bin offen für andere Modelle, halte aber derzeit nach vielen Gesprächen vor allem mit sozial schwachen und kinderreichen Familien das mir wichtige Thema des Zugangs für alle Menschen für gewährleistet. Sollte ich im Amt andere Erkenntnisse erhalten, gilt es zunächst nachzudenken, wie bei Beibehaltung des Standards die soziale Komponente gewährleistet bleibt. Über eine neue Oelde-App und Oelde-Card können zusätzliche Impulse erfolgen, beispielsweise eine starke Ermäßigung für Jugendliche und junge Erwachsene, freier Eintritt für bestimmte Veranstaltungen, wenn die Karte vorher beim Einkauf in Oelder Geschäften und dem Besuch der Oelder Gastronomie eingesetzt wurde, sozusagen als eine Art des lokalen Paybacks.
Auf der Einnahmeseite muß darauf geachtet werden, dass Großveranstaltungen nicht über städtische Zuschüsse quersubventioniert werden, sondern von den Besuchern getragen werden, insbesondere auch, was immer willkommene Gäste aus entfernteren Kommunen betrifft. Die Ausgabenseite wird bereits jetzt ständig einer kritischen Betrachtung unterzogen, das werde ich nach Amtsübernahme nochmals tun. Ich will keine unnötigen Planungskosten für Büros von außerhalb ausgeben, sondern dass sich die Oelder Planungsbüros und die Mitarbeiter im Planungsamt damit immer wenn irgend möglich selbst beschäftigen.
Online Marktplatz für Oelde?
OeA: In unseren Berichten (Links siehe unten) vom 31. Mai und vom 24. Juli 2018 ging es unter anderem darum, wie die Verwaltung und der Einzelhandel zu einer Online-Handelsplattform für Oelde stehen. Werden Sie als neue*r Bürgermeister*in versuchen, dieses Thema erneut anzuschieben, um zusätzliche Einnahmequellen zu generieren?
Oliver Bäumker: Ich habe bereits an mehreren Stellen klargestellt, dass das Stadtmarketing für mich eine zentrale Rolle spielen wird. Die Idee einer Oelder Handelsplattform ist nicht neu. Wenn die Einzelhändler, wie in der Corona-Krise begonnen, dauerhaft dieses Projekt verfolgen wollen, ist das Stadtmarketing selbstverständlich im Boot, auch über eine von vielen geforderte Oelde-App.
Kinderbetreuung
OeA: Viele berufstätige Eltern haben in den letzten Monaten erleben müssen, dass die Kinderbetreuung Defizite vorweist. Wie wollen Sie Ihr Amt nutzen, um berufstätige Eltern zu entlasten?
Oliver Bäumker: Oelde hat in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich die Kapazitäten und den Standard der Kinderbetreuung hochgefahren. Jetzt geht es an den Feinschliff, beispielsweise in der Frage um einen Neubau des Kindergartens in Lette, allgemein um Sanierungsmaßnahmen und Ausbau wie in Stromberg.
Es muss sichergestellt sein, dass die von den Eltern jeweils gewünschten Betreuungszeiten auch tatsächlich angeboten werden, nach Möglichkeit in der unmittelbaren Umgebung. Da ist noch viel Arbeit zu leisten, ich werde das mit den Mitarbeitern des Jugendamtes forcieren, gleich am Beginn meiner Amtszeit.
Wichtig sind mir auch die unterschiedlichen Modelle der Tagesmütter. Auch diese leisten gute Arbeit und müssen mehr bekannt gemacht werden.
Gesundheit
OeA: Sollen mehr Ärzte in Oelde (besonders auch in den Ortsteilen) ansiedeln und wenn ja, wie wollen Sie eine Ansiedlung fördern?
Oliver Bäumker: Ich habe dazu bereits mehrfach die Absicht bekundet, in der Verwaltung einen sogenannten Arztlotsen zu installieren, der sich genau um die Frage der Praxisnachfolge in Oelde und den Ortsteilen kümmern wird.
Hier ist es erforderlich, ein Netzwerk zu gründen, welches ärztliche, palliative, pflegerische Versorgung und die Belieferung mit Medikamenten in den Blick nimmt. Vermittlung von Räumlichkeiten, Anbindung an das Krankenhaus, ambulante Besuche vor Ort, dass alles sind die Fragen, die zügig beantwortet werden müssen.
OeA: Wie und wo werden ältere Mitmenschen in Oelde leben können?
– bezahlbarer Wohnraum?
– Barrierefreiheit?
– Inklusion statt Isolierung?
– Pflege?
Oliver Bäumker: Bei der Frage nach Wohnraum und Barrierefreiheit, vor allem im öffentlichen Raum, hinken wir hinterher. Nicht nur für die ältere Generation ist Wohnraum eine wichtige Frage, auch für die Jugend und für Alleinstehende. Selbstverständlich ist es Ziel, den Menschen, die nicht alleine wohnen möchten, die Chance zu geben, in eine für sie optimale Unterbringungsform zu wechseln. Es wird mittlerweile in allen Ortsteilen der Stadt viel und vor allem viel Gutes in dieser Hinsicht getan.
Ein Augenmerk sollte noch Formen des gemeinsamen Wohnens vor einer Pflegebedürftigkeit gelten, gemeint ist die sogenannte Senioren-WG. Bei der Pflege sind wir auf einem guten Weg, obschon vieles leider nur durch die Gesetzgeber aus Bund und Land beeinflussbar ist.
Im Palliativbereich wünsche ich mir eine Verstärkung des bestehenden lokalen Angebots durch ein stationäres Hospiz, hierzu habe ich bereits erste Gespräche geführt.
Verwaltung
OeA: Eine neue Führung kann frischen Wind in die Verwaltung bringen. Welche Art von Oelder Wind wird den Angestellten künftig ins Gesicht wehen?
Oliver Bäumker: Mir gefällt das Bild vom “ins Gesicht wehen” nicht, mehr gefällt es mir, in diesem Zusammenhang von “Rückenwind” zu sprechen. Es geht darum, die Mitarbeiter der Stadtverwaltung zu motivieren, innovativ zu sein, den Bürger und die Gewerbetreibenden als Kunden zu betrachten, im Team zu arbeiten.
Natürlich muss es wieder mehr und klarere Vorgaben durch die Verwaltungsleitung, also den Bürgermeister geben. Das bedeutet aber allenfalls für den, der ausschließlich “Dienst nach Vorschrift” macht, unbequeme Nachfragen.
Ich bin aber guter Dinge, dass wir einen gewaltigen Aufbruch erleben werden. Gerade das möchte ich auch initiieren: Gestaltung statt reiner Verwaltung.
Umwelt & Klimaschutz
OeA: In wieweit werden die Oelder in Zukunft mit ihnen sauberer und besser durchatmen können?
Oliver Bäumker: Ich habe nicht den Eindruck, dass es ganz so schlecht um unsere Luft in Oelde bestellt ist, was natürlich an der schönen umgebenden münsterländischen Parklandschaft liegt. Daher gelten die Bemühungen um die Luftqualität immer vorrangig den unversiegelten Flächen. Natürlich muss auch im innerstädtischen Verkehr die Luftqualität überprüft werden. Derzeit sehe ich aber noch nicht die Notwendigkeit, über Einschränkungen der Automobilität nachzudenken. Dennoch bleibt das im Hinterkopf, wenn Handlungsbedarf entsteht.
OeA: Wo werden Grünbereiche geschaffen, wo soll Beton weichen?
Oliver Bäumker: Mir liegt insgesamt die Pflege der öffentlichen Grünflächen und Grünstreifen sehr am Herzen. Beton ist nicht mein Freund und wird es auch nicht werden, es gibt weitaus bessere Lösungen. Da ich den Haushalt unter den Vorbehalt der Nachhaltigkeit stellen will, werde ich auch diesen Punkt entsprechend kritisch betrachten, was grundsätzlich alle Bereiche öffentlicher Flächen betrifft, die Verkehrswege für Autos selbst natürlich ausgenommen.
OeA: Wie stehen Sie zur autofreien Innenstadt?
Oliver Bäumker: Die autofreie Innenstadt ist vor über 30 Jahren erkämpft worden, ich sehe derzeit keine Alternative dazu. Allerdings müssen von Zeit zu Zeit Dinge einer Überprüfung unterzogen werden. Offen bin ich für eine temporäre Prüfung, ob vormittags für 1-2 Stunden eine Öffnung möglich wäre, beispielsweise, um sperrige Güter oder Einkäufe direkt am Geschäft abzuholen. Und auch für Menschen mit Behinderungen, die auf ein Fahrzeug angewiesen sind, könnte eine Ausnahmeregelung getroffen werden.
Wir sollten das zusammen mit den neuerlichen Planungen für den Marktplatz und die Herrenstraße auf breiter Ebene erörtern.
Wirtschaft
OeA: Wie wollen Sie weitere Unternehmen nach Oelde locken?
Oliver Bäumker: Ich will zukunftsfähige Technologien nach Oelde holen, ob auf die AUREA oder ins A2-Gewerbegebiet. Wirtschaftliche Entwicklung benötigt Raum, aber ich möchte, dass dieser Raum auch nachhaltig bewirtschaftet wird. Daher eine klare Aussage: Ich setze auf Wachstum in ökologisch nachhaltiger Dimension.
Sollte wir es uns eines Tages erlauben können, Steuern zu senken, sollten wir das auch tun. Anpassung kann nicht immer nur Steigerung bedeuten, auch nach unten kann und muss angepasst werden, wenn der Haushalt das hergibt. Es geht um Arbeitsplätze für unsere Bürger und deren Familien.
OeA: Wie werden Sie bestehende Unternehmen unterstützen, damit diese bleiben?
Oliver Bäumker: Hier sind eine gute Kommunikation, der stetige Austausch über Probleme und Wünsche der Firmen sowie ein niedriger Gewerbesteuersatz zu nennen. Zudem Attraktivität, was Wohnen und Leben angeht, gute Bildungseinrichtungen, die gute Facharbeitskräfte für die Unternehmen schulisch vorbereiten, und eine gute Infrastruktur, was Verkehrswege und Digitalisierung angeht.
Kurzfragen
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?
Ruhe, Genügsamkeit, konstruktive Selbstbeschäftigung, gute Gespräche und ausreichend Schlaf
Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Nach wie vor Mutter Teresa
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Flüchtigkeitsfehler
Was ist ihre stärkste Charaktereigenschaft?
Kommunikations- und Durchsetzungsfähigkeit
Platz für persönliches
Jede Kandidatin, jeder Kandidat erhält eine DIN A4 Seite zur freien Verfügung. Die Formatierung des Textes wurde so gut es die Technik erlaubt, vom Originaltext übernommen/ angeglichen.
Persönliches sollte auch persönlich bleiben.
Nur so viel: Ich mag den Austausch mit ehrlichen Menschen, und davon habe ich im Wahlkampf sehr viele erlebt. Schade ist, dass manche versuchen, die gute Sache, um die es geht, nämlich Oelde zu verbessern, dadurch zu konterkarieren, dass sie sich nicht mit der Sache, sondern mit Beschimpfungen unter der Gürtellinie – gleich gegen welchen Kandidaten auch immer – beschäftigen. Das schadet der demokratischen Legitimation ungemein.
Privat bin ich bekanntlich ein eher zurückgezogener Mensch, der gerne einfach nur im kleinen Kreis zusammensitzt und sich unterhält. Ich verreise gern, nicht nur in meine frühere Wahlheimat Italien, auch in andere Länder. Ich erfreue mich an klassischer Kunst, Musik, Fußball im Stadion und am Karneval in Köln.
Eine Eigenschaft, die ich nicht habe, ist, nachtragend zu sein. Die Eigenschaft, auf die ich stolz bin ist, dass mir die Gabe vergönnt ist, mit Menschen jedweden Alters, Herkunft, Bildung, Geschlechts oder Religion schnell ins Gespräch zu kommen und mich anzufreunden. Ich empfinde das als eine enorme Bereicherung.
Das wichtigste in meinem Leben aber ist meine Tochter, die auf einem sehr guten Weg ist. Ich bin ein gläubiger Mensch, aus meinem Glauben schöpfe ich Kraft und Zuversicht.