Pfingstenkranz: Wotanskult blüht in Oelde

So sah es in Oelde zu Pfingsten vor einem halben Jahrhundert aus. Foto: © Wolfgang F. Pestel

So sah es in Oelde zu Pfingsten vor einem halben Jahrhundert aus. Foto: © Wolfgang F. Pestel

Jedes Jahr zu Pfingsten wird in Oelde ein dreibeiniger Maibaum aufgestellt: Das ist der Pfingstenkranz, um den Jung und Alt begeistert tanzen. Doch woher stammt dieses Brauchtum?

Pfingstenkranz in Oelde
Fotos mit freundlicher Genehmigung:
©Meik Libor/Pfingstenkranzgemeinschaft St. Joseph

Der Tanz um den Pfingstenkranz stammt aus den Zeiten des Odin-Kultes. Odin (auch Wotan genannt) war der Gott der Ernte, des Ackerbaus und der Viehzucht. Er wurde von den Germanen als Hauptgott verehrt. Gehuldigt wurde ihm unter anderem von den Sachsen, deren Kernland sich im heutigen Westfalen befand.

Kreuzzüge gegen heidnisches Brauchtum

Karl der Große versuchte, die heidnischen Sachsen zu unterwerfen und rückte vom Rhein gen Norden vor. Zweiunddreißig Jahre lang führte er von 772 bis 804 einen Unterwerfungskrieg gegen die „Ungläubigen“. Als „Sachsenkriege“ schmücken diese blutigen Schlachten die Annalen der Geschichte. Es ging Karl dem Großen, der dafür den Spitznamen „Karl, der Schlächter“ erhielt, dabei weniger um den wahren Glauben als um Macht, Einflussbereiche und tributpflichtige Vasallen.

Pfingstenkranz auf der Warendorferstraße ca. 1954. Foto: © Norbert Löbbert

Pfingstenkranz auf der Warendorfer Straße ca. 1954.  OeA Leser Norbert Löbbert war selber dabei, die Straße wurde damals extra abgesperrt. Man beachte den Straßenbelag.  Foto: © Norbert Löbbert

Mit dem Niederschlagen der heidnischen Religion und der Durchsetzung des Christentums wurde auch das Brauchtum verändert. Im Gesetzeswerk Lex Saxonum ließ Kaiser Karl seine Rechtsauffassung festschreiben: „Alle stimmen dem Prinzip zu, dass die Kirchen Christi in Sachsen nicht geringere, sondern erheblich höhere Geltung haben sollen als die Götzenstätten.“ Spätestens damit hieß der offizielle neue Gott der Sachsen nicht länger Odin oder Wotan sondern Jesus Christus.

Wotanskult in Oelde

kinderbauerIm ehemals sächsisch-westfälischen Ackerbürgerstädtchen Oelde, einstmals Ulithi geheißen, hält sich der Wotanskult indes bis heute. Jeweils zu Pfingsten wird ein dreibeiniger Baum aufgestellt und geschmückt. Mit diesem Maibaum feierten die Vorväter alljährlich im Wonnemonat das „Mai- und Blumenfest“.

In seiner ursprünglichen Form handelte es sich um eine mit Bändern und Fähnchen geschmückte Birke als Symbol der Gesundheit. Die Birke war der heilige Baum der Fruchtbarkeitsgöttin Freya, die in vielen Gegenden unter Gesang von Haus zu Haus getragen und zuletzt auf dem Marktplatz des Ortes aufgestellt und von jung und alt bis in die Nacht hinein umtanzt wurde.

Amtskirchen nutzen den Brauch

2013_1Im Laufe der Jahrhunderte erhielt der Maibaum einen christlichen Einschlag, und der „Pfingstenkranz“ wurde bewusst vor den Oelder Kirchen aufgestellt. Uralte Lieder, die ursprünglich der Naturverehrung dienten, wurden vermischt mit Liedern der christlichen Religion, um dem bäuerlichen Volk den neuen Glauben nahe zu bringen. Heute wissen nur noch wenige Historiker um den wahren Kern des uralten Brauchs.

Der Oelder Pfingstenkranz wird heutzutage als Dreifuß aus drei Holzbalken gebildet, der in der Spitze zusammengebunden und durch Querbalken Standfestigkeit bekommt. Das Gestell wird mit Birkengrün oder auch Tannengrün umwickelt, mit Fähnchen besteckt und mit Fackeln behängt, die den Pfingstenkranz am Abend stimmungsvoll beleuchten.

Die Oelder Pfingstenkranzlieder

2013_7Nachmittags tanzen vor allem Kinder im Reigen um den Pfingstenkranz und singen Lieder, die ihnen bereits im Kindergarten vermittelt werden. Typische Pfingstenkranzlieder sind „Oh Buer wat kost’ ju Hei?“, „Oh Bauer hast Du Geld“, „Wir öffnen jetzt das Taubenhaus“, „Guter Freund ich frage Dir“, „Schön Hannchen in der Mühle“ und „Das Oelder Lied“.

Das bekannteste und beliebteste Pfingstenkranzlied wird auf plattdeutsch gesungen. Es handelt sich um einen Wechselgesang mit Reigentanz, bei dem immer mehr Teilnehmer in einen inneren Reigen, der gegenläufig wandert, einbezogen werden. Inhaltlich wird einem als westfälischer Bauer verkleideter Sänger, dem »buer«, der ganze Hof und der Hausstand eingerichtet. Die Mitspielenden geben ihm nacheinander Frau Kind, Wagen, Piärd, Ossen, Knächt, Swiepe, Kauh, Magd, Maschine, Pott, Släif, Liäpel, Schinken und Schamiesken. Zum Schluss kriegt er einen Schubs und wird unter großem Gejohle aus dem Kreis hinaus geprügelt.

Oh Buer, wat kost’ Ju Hei?

Chor: Oh Buer, wat kost’ Ju Hei? Oh Buer, wat kost’ Ju Hei? Oh Buer, wat kost’ Ju Kirmeshei, et gäiht so viel fö Kirmeshei, Oh Buer wat kost’ Ju Hei?

Bauer: Min Hei, dat kost’ ne Kraun, Min Hei, dat kost’ ne Kraun, Min Hei, dat kost’ ne Kirmeskraun, et gäiht so viel fö ne Kirmeskraun, Min Hei, dat kost’ ne Kraun!

Chor: Ju Hei is viel to düer, Ju Hei is viel to düer, Ju Hei is viel to kirmesdüer! Et gäiht so viel fö kirmesdüer, Ju Hei is viel to düer!

Bauer: Min Hei is nich to düer, Min Hei is nich to düer, Min Hei is nich to kirmesdüer! Et gäiht so viel fö kirmesdüer. Min Hei is nich to düer.

Chor: Nu gifft den Buer ne Frau, Nu gifft den Buer ne Kirmesfrau, Et gäiht so viel fö ne Kirmesfrau! Nu gifft den Buer ne Frau!

Bauer (zeigt auf ein Mädchen im Kreise): Dat is min läiwe Frau, Dat is min läiwe Frau, Dat is min läiwe Kirmesfrau! Et gäiht so viel fö Kirmesfrau, Dat is min läiwe Frau … usw.

Im Anschluss an dies plattdeutsch gesungene Lied wird meist ein hochdeutsches Lied gesungen. Wieder wird ein Bauer in den Kreis gestellt. Diesmal singt der Darsteller des Buer aber nicht mit. Der Chor singt allein: „Oh Bauer, hast du Geld? Oh Bauer, hast du Kirmesgeld, Kirmes-, Kirmes-, Kirmesgeld, Oh Bauer, hast du Geld?“




Pfingstenkranzgemeinschaft besucht Abgeordneten

Oelde. Einen Einblick ins politische Berlin erhalten und mit ihrem Abgeordneten ins Gespräch kommen, das stand für die Mitglieder der Pfingstenkranzgemeinschaft „Club Frohsinn“ an, als sie den SPD-Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup in Berlin besuchten.

Viele Mitglieder des Club Frohsinn haben Bundestagabgeordneten Bernhard Daldrup (mitte schwarzer Anzug) besucht.

Der erste Besuchstag beschäftigte sich vor allem mit deutscher Geschichte: So gab es zunächst Gelegenheit zum Besuch der Dauerausstellung „Tränenpalast“ zum DDR-Alltag und anschließend eine Begehung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas im Herzen der Hauptstadt.

Der nächste Tag war weniger bedrückend und hatte vor allem das aktuelle Berlin zum Thema. Bei einer an politischen Gesichtspunkten orientierten Stadtrundfahrt erhielten die Gäste einen Einblick in die wichtigsten Örtlichkeiten der Hauptstadt wie Ministerien und Botschaften. Den Höhepunkt des Tages bildete das Treffen mit Bernhard Daldrup, der zu der Reise eingeladen hatte. Er nahm die Gruppe im Paul- Löbe- Haus in Empfang und nutzte die Gelegenheit, sie in dem architektonisch eindrucksvollen Bürogebäude, das auch die Ausschusssäle beherbergt, herumzuführen. Die sich anschließende Diskussion war vielfältig: angefangen mit der Popularität des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz bis hin zum angespannten Verhältnis mit der Türkei – an Gesprächsbedarf mangelte es nicht.




Wotans-Kult in Oelde

2015-05-21-PfingstkranzBereits am Donnerstag, den 21.05.2015, haben wir einen der ersten Pfingstkränze diesen Jahres besucht. Die Kindergartenkinder, Eltern und Erzieher des evangelischen Wichern-Kindergartens tanzten zu: „O Buer, wat kost´ju Hei?“, „Und wer im Januar geboren ist“, „Schönhannchen in der Mühle“ oder zu „O Bauer, hast du Geld?“.

An dem Fest haben ebenfalls viele Eltern und Kinder vom St. Marien Kindergarten teilgenommen. Beflügelt wurde das Fest durch herrlichen Sonnenschein, Akkordeonmusik und Gesang sowie durch leckere Bratwürstchen und Getränke.

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Ingo Class hat das Fest im Kindergarten bereits mehrfach mit seinen mobilen Grill unterstützt

Der Oelder-Anzeiger hat hier für das kommende Wochenende die Adressen und Uhrzeiten aller wichtigen Pfingstenkränze in und um Oelde zusammengetragen.

Pfingstenkranzgemeinschaft St. Joseph, ab 15:00 Uhr2013-05-20-Pfingstkranz 01 (4)

Auf dem Kirchplatz St. Joseph, Wibbeltstraße, Oelde

Pfingstenkranzgemeinschaft Altenfelde ab 14:30

Ecke Mittelweg / Am Landhagen, Oelde

Pfingstenkranzgemeinschaft Club Frohsinn, ab 16:00 Uhr

An der Pott`s Brauerei, In der Geist, Oelde

Pfingstenkranzgemeinschaft Lette, ab 14:30 Uhr

So sah es in Oelde zu Pfingsten vor einem halben Jahrhundert aus. Foto: © Wolfgang F. Pestel

So sah es in Oelde zu Pfingsten vor einem halben Jahrhundert aus. Foto: © Wolfgang F. Pestel

An der Letter Mühle, Oelde – Lette

Pfingstenkranzgemeinschaft Schultenfeld, ab 15:00 Uhr

Schultenfeld, Oelde – Lette

Ökumenischer Pfingstenkranz, ab 15:00 Uhr

Parkplatz Paulusheim St. Johannes, Oelde

Pfingstenkranzgemeinschaft Schützenverein Ahmenhorst, ab 15:00 Uhr

Schützenplatz Ahmenhorst, Oelde

Pfingstenkranzgemeinschaft Möhler, ab 17:00 Uhr

Mitte Möhler




Pfingstenkranz St. Joseph- Gemeinde

Ein Fest mit Tradition konnten die zahlreichen Besucher des Pfingstenkranzes am Pfingstsonntag an der St. Joseph- Kirche in Oelde feiern.

Der Oelder Pfingstenskranz, vertreten an acht Standorten in und um Oelde, ist woanders kaum bekannt,  obwohl dieser Brauch mehrere hundert Jahre alt ist. Unter den alten Germanen war Wotan der Gott der Ernte, des Ackerbaus und der Viehzucht. Mit dem Pfingstkranzfest wird der Ausdruck der Freude über das Erwachen der Natur gefeiert und die einstigen Bauern fieberten einer guten Ernte entgegen.

Eine Birke, die mit Fähnchen und Bändern geschmückt ist, von Groß und Klein umtanzt. Dabei werden unter anderem die Lieder ” O Bur, wat kost´Ju Hei? ” oder das beliebte Kinderlied “Wir öffnen jetzt das Taubenhaus” gesungen. Bei dem letzteren Lied wird von den Erwachsenen händehaltend ein Kreis um den Pfingstenkranz gebildet. Diese gehen singend kreisum um den Kranz. Die Kinder sind als Tauben in der Mitte und fliegen an der richtigen Passage des Liedes durch das geöffnete Taubenhaus hinaus ( Die Erwachsenen halten die Hände hoch ). An einer anderen Passage wird das Taubenhaus geschlossen und die Kinder müssen schnell wieder einkehren.

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Tradition wird hier bereits den Kleinsten weitergegeben

Der traditionelle Brauch wurde am Pfingstenkranz gestern ordentlich getanzt. Der Platz um die St.Joseph- Kirche war wirklich sehr gut besucht. Familien und Kinder, Opas und Omas, Jugendliche und sogar Hunde waren vertreten auf dem Fest. Auf der Wiese bolzten die Jungs und die Mädchens gaben sich dem Tanz hin.

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Hüpfburg und Schminken war hier nicht notwendig. Eine Wiese und ein Ball hat für vollen Spaß gesorgt.

Die St. Joseph Gemeinde hat diesen traditionellen Brauch fest verankert und zelebriert ihn jeden Jahr aufs Neue. Das Preismodell von Speisen und Getränken ist dabei wirklich absolute Klasse! Eine Limonade oder Waffel gab es bereits für jeweils schlappe -,70 €. Alle anderem Getränke und Speisen für 1,30€ und 2,00€.

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Von links, Bierbude, St.Joseph- Kirche und der Pfingstkranz. Alle Bilder © Schwichtenhövel (zur freien Verfügung für St. Joseph & Pfingstkranzgesellschaft)

Der OELDER ANZEIGER ist der Meinung, dass hier wirklich an Traditionen festgehalten wird. Ein Pfingstkranz, drei Sänger, ein Akkordeonspieler, der Bauer und die Bäuerin reichten hier aus, um jedem eine Freude zu bereiten. Von einem anderem Pfingstkranz haben wir erfahren, dass eine Hüpfburg und Kinderschminken angeboten wurde. Ob dieses Überangebot notwendig ist stellen wir als Frage in den Raum, oder ist es als cleverer Schachzug anzusehen, auf dass der Vater dort in Ruhe mal ein Pils trinken kann?