Heute berichtet ebenfalls Frau Christiane Glitscher-Krüger im OELDER ANZEIGER zum 70. Gedenktag der Reichspogromnacht. Dabei wird viel Hintergrundwissen vermittelt zu den damit verbundenen Oelder Juden damaliger Zeit und den Stolpersteinen.
Bürgemeister Karl-Friedrich Knop, Christiane Glitscher-Krüger, Elisabeth Lewanschkowski, Doris Leeser, Person unbekannt. Foto: Leeser
Text von Christine Glitscher-Krüger
Seit es den Gedenkstein für die in der NS-Zeit deportierten und ermordeten jüdischen Mitbürger im Innenhof des Rathauses gibt, haben dort einzelne Personen in Eigeninitiative Kerzen am 9. November aufgestellt.
Zum 70. Gedenktag der Reichspogromnacht 2008 – „Reichskristallnacht“ wurde sie im Volksmund auch genannt – gestaltete der ökumenische Arbeitskreis „Wir Christen in Oelde“ eine besondere Feier am Standort der ehemaligen Synagoge neben der Volksbank in der Ruggestraße.
Gedenkstein
Der damalige Bürgermeister Helmut Predeick regte bei dieser Feier an, einen Gedenkstein vor der ehemaligen Synagoge in der Ruggestraße ins Pflaster zu legen. Diese Anregung nahm der Ökumenische Kreis auf und initiierte die Verlegung der „Stolpersteine“ in Oelde und Stromberg in Zusammenarbeit mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig und der Stadt Oelde.
Stolpersteine
Vor jedem Wohnhaus, in dem Juden gelebt hatten, wurden „Stolpersteine“ mit deren Namen, dem Deportationsort und, so weit bekannt, dem Todesdatum ins Pflaster eingelassen.
Hatte die NS-Propaganda das erklärte Ziel, Juden in Deutschland und ihre Namen ein für alle Mal auszulöschen, so versucht der Ökumenische Kreis dagegen, das Andenken der ehemaligen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Oelde in Erinnerung zu halten. So werden jedes Jahr alle 53 Namen bei einer Gedenkfeier im Rathausinnenhof am Gedenkstein verlesen.
Jüdischer Friedhof in Oelde
Foto: Heinz-Werner Drees
Einige Male wurden in einem Rundgang die Stolpersteine aufgesucht und weiße Rosen auf ihnen niedergelegt. Ein anderes Mal ging der Weg zum Denkmal für die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege auf dem Friedhof, wo die Namen der deportierten und ermordeten Juden in Oelde ebenfalls aufgeführt sind.
Nachforschungen
„Wir Christen in Oelde“ bemühte sich um Nachforschungen über die einzelnen Schicksale und erhält immer noch viele Hinweise aus der Bevölkerung. Etliche ältere Menschen wenden sich auch jetzt noch an die Mitglieder und berichten über ihre Erlebnisse rund um die Reichspogromnacht.
Schulthema
In den letzten Jahren haben viele Schulklassen die „Stolpersteine“ aufgesucht. Am Thomas-Morus-Gymnasium schrieben zwei Oberstufenschülerinnen ihre Facharbeit im Fach Geschichte zu Schicksalen von Menschen, für die ein Stolperstein verlegt worden war. So ist sichergestellt, dass das Erinnern auch an die junge Generation weiter gegeben wird.
Gedenkblätter
Diese recherchierten Einzelschicksale hat der ökumenische Kreis dem Geschichtsort „Villa ten Hompel“ in Münster zur Verfügung gestellt, wo sie in den „Gedenkblättern“ gesammelt und ausgestellt werden. Jedes Jahr im Dezember werden dort neue Gedenkblätter hinzugefügt (Am 10. Dezember 1941 waren von dort aus die Juden aus dem Münsterland, auch aus Oelde, ins KZ Riga deportiert worden).
Auch in diesem Jahr hat der Kreis „Wir Christen in Oelde“ eine Gedenkfeier im Rathausinnenhof abgehalten. Viele waren gekommen, um sich gemeinsam zu erinnern und vor neuerlichem Faschismus und Rassismus zu warnen.