Neunter November 1938
Am 9. November 1938 kam es im gesamten Deutschen Reich zu massiven Ausschreitungen gegen jüdische Bürger und jüdische Einrichtungen. Angehörige von SS (Schutzstaffel) und SA (Sturmabteilung) zerstörten Wohnungen, Geschäfte, Gemeindehäuser und Synagogen. Bei diesen Ausschreitungen und Misshandlungen kamen zahlreiche Menschen ums Leben. Die Hintergründe der Verfolgung waren der staatlich angeordnete Antisemitismus und Rassismus, die per Gesetz geforderte Arisierung und die vorgesehene Zwangsenteignung von jüdischem Eigentum. Damit sollte auch die deutsche Aufrüstung mitfinanziert werden.
Übergriffe in Oelde
Auch in Oelde kam es zu organisierten Übergriffen. Die Synagoge auf der Ruggestraße wurde verwüstet, Geschäfte und Wohnungen ausgeräumt oder beschädigt. Die jüdische Bevölkerung in Oelde wurde verhöhnt, geschlagen und in Schutzhaft genommen.
Verantwortlich für diese Taten waren angeblich SA-Leute aus Ahlen, doch mit reger Beteiligung der Oelder Parteigenossen, darunter viele stadtbekannte Bürger.
Die Verfolgung der Juden endete im Holocaust und die Alliierten befreiten Deutschland im Mai 1945 vom nationalsozialistischen Terror.
Stolpersteine in Oelde
An die Übergriffe vom 09.11.1938 erinnern heute auch in Oelde eine Anzahl von Stolpersteinen, mit denen der Künstler Gunter Demnig europaweit an das Schicksal der verfolgten, deportierten und ermordeten Juden erinnern will.
Die Stolpersteine findet man unter anderen in Stadt Oelde in folgenden Straßen:
Lindenstraße 23
Das Kriegsende und die Befreiung vom Nationalsozialismus war allerdings nicht das Ende dieser menschenverachtenden Ideologie. Die Liste der rechten Parteien in Deutschland nach 1945 ist lang, dazu gehören die Sozialistische Reichspartei, Nationaldemokratische Partei Deutschlands, die Republikaner und die Deutsche Volks-Union.
Die Gefahr, dass sich die Geschichte wiederholt, zeigt sich erneut.
Heute erleben wir wieder ein Erstarken von rechten Parolen und rechtsradikaler Gewalt. Menschen werden auf Grund ihrer Hautfarbe und Religion unter Generalverdacht gestellt. Asylbewerberheime gehen in Flammen auf. Wachsende Fremdenfeindlichkeit, offener Rassismus und eine gesteigerte Aggression gegenüber Menschen die eine andere Meinung haben, sind an der Tagesordnung. AfD, Pegida und selbst ernannte Wutbürger bedienen sich dabei eines Vokabulars, das an die Nazizeit erinnert. Begriffe wie völkisch, Altparteien und Lügenpresse sind nur einige Beispiele, die direkt aus dem “Völkischen Beobachter” stammen könnten. (Der Völkische Beobachter war bis April 1945 das publizistische Parteiorgan der NSDAP.)
Sinne schärfen
So sollten uns die fürchterlichen Ereignisse vom 9. November 1938 nicht nur eine mahnende Erinnerung sein, sondern sie sollten auch unsere Sinne schärfen gegen Unrecht, Gewalt und Rassismus.