Das Warten hat bald ein Ende

Mitte September wird Margret Holota aus Hamm in der Oelder Fußgängerzone eine inhabergeführte Buchhandlung eröffnen. Schon seit Wochen weist in der Lange Straße 11, wo vorher Vodafone einen Telefonladen betrieb, eine Informationstafel  auf den Geschäftsstart im nächsten Monat hin. Über viereinhalb Jahre nach der Schließung der traditionsreichen Buchhandlung Holterdorf wird demnächst wieder literarische Sach- und Fachkompetenz durch ausgebildete Buchhändler in der Innenstadt angeboten.

Margret Holota zu Gast bei Wolfgang Bovekamp in Oelde. Die beiden sprechen über mögliche gemeinsame literarische Projekte. So kamen Lesungen, Ausstellungen und Leseförderungs-Aktionen zur Sprache.

Für Wolfgang Bovekamp, Leiter des Oelder Literaturgesprächskreises, hat sich damit ein Wunschtraum erfüllt. Immer wieder hatte er gehofft, dass individuelle Beratung und unverbindliches  Stöbern in einem breitgefächerten Sortiment unterschiedlichster Literatur in einem örtlichen Bücherladen wieder möglich wird. Er lud Margret Holota kürzlich zu einem Kennenlerngespräch nach Oelde ein. Die Inhaberin von Buchhandlungen in Hamm und Beckum sieht der Eröffnung einer weiteren Filiale erwartungsvoll entgegen.

Ob Krimi oder Sachbuch, ob leidenschaftlicher Liebesroman oder düsteres Familiendrama: „Wir wollen Literatur in allen Facetten erlebbar machen.“ Diesem Credo fühlen sich Margret Holota und ihre zwölf Mitarbeiter seit nunmehr siebenundzwanzig Jahren verpflichtet. Die unkompliziert und unermüdlich  gesprächsbereit wirkende 62-Jährige freut sich auf viele Begegnungen in Oelde. So sind Kontaktaufnahmen mit Schulen, Kindertagesstätten und Vereinen geplant. Auch eine Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei, der VHS und der Familienbildungsstätte kann sie sich gut vorstellen. „Ich möchte Bücher für möglichst viele Menschen in den Lebensmittelpunkt rücken!“ unterstreicht die studierte Diplom-Pädagogin, die vor ihrer Zeit als Inhaberin von Buchhandlungen in einem Frauenhaus als Sozialarbeiterin tätig war.

Trotz wachsender Konkurrenz durch den Online-Handel will Margret Holota bald die dritte Filiale eröffnen. Bedroht fühlt sich die Inhaberin durch Online-Versandhändler wie Amazon nicht. „Es zeichnet eine Unternehmenspersönlichkeit aus, sich den Gegebenheiten anzupassen“, hebt die vor einigen Jahren für den Westfälischen Handelspreis nominierte Hammerin hervor. Anerkennung und Lob für ihre buchhändlerische Arbeit bekam Holota auch durch die zweimalige Auszeichnung mit dem Deutschen Buchhandlungspreis.

Am Donnerstag, 03. September, ab 20.00 Uhr wird Margret Holota zu Gast beim Oelder Literaturgesprächskreis im Dietrich-Bonhoeffer-Haus (Abstands- und Hygienevorschriften sind im Haus zu beachten) sein. Nach langer coronabedingter Pause freuen sich die Bücherfreunde auf die nächste Buchbesprechung: Der Roman „Unsere Seelen bei Nacht“ von Kent Haruf steht zur Erörterung an. Als zweiten Gast wird Wolfgang Bovekamp an diesem Abend den Filialleiter der neuen Oelder Buchhandlung, Christian Höpker, begrüßen können. Höpker ist in Oelde kein Unbekannter: Er stammt von hier.

Auskünfte zum Literaturgesprächskreis können bei Wolfgang Bovekamp telefonisch erfragt werden:  02522 838563.




52 Münsterländer besuchten die Bundeshauptstadt

52 Münsterländer besuchen Berlin. In der ersten Reihe rechts Reiseleiter Wolfgang Bovekamp, der Gastautor des Beitrages

Ein Bericht von Wolfgang Bovekamp, Oelde 

Die Reihe der kulturellen Studienfahrten der Oelder Reisegemeinschaft Wolfgang Bovekamp ist jetzt mit einer vorweihnachtlichen Drei-Tage-Reise in Berlin fortgesetzt worden.

52 Frauen und Männer ließen sich am verlängerten zweiten Adventswochenende durch nachhaltig berührende Begegnungen, Führungen, Vorträge und Konzerte auf Weihnachten einstimmen.

Am Abend des ersten Berlin-Tages trafen die Ausflügler das Berliner Multitalent Ruprecht Frieling. Der Sachbuchautor, Verleger und Journalist Frieling wuchs in der Nachkriegszeit in Oelde auf und lebt seit fünfzig Jahren in Berlin. Er rebellierte gegen die konservative Enge der Adenauer-Zeit – auch im eigenen Elternhaus.

Ruprecht Frieling bei einer Lesung auf Haus Nottbeck 2017

Schon früh verließ Frieling seine Familie und begann ein außergewöhnliches Leben und Wirken fern der Heimat. Der Wahlberliner ist auch ein Fachmann, wenn es um die Opern Richard Wagners geht. „Eine Wagner-Oper ist wie ein gigantisches Rockkonzert“, fasst Frieling seine Begeisterung in Worte. Er betreibt zudem einen Opern-Blog, mit dem er dazu anregen möchte, die farbenfrohe Welt der Klassik zu entdecken.

Am darauffolgenden Morgen stand eine ausführliche Stadtrundfahrt auf dem Programm. Erneut war es der Oelder Gruppe vergönnt, eine beeindruckende Berliner Persönlichkeit kennenzulernen:  Angela Spuhr, die sich selbst eine unverwechselbare „Berliner Pflanze“ nennt, erwies sich als Gästeführerin mit Herz und Schnauze.

Sie verstand es, die unterschiedlichen Informationen so weiterzugeben, dass Nachdenklichkeit, Betroffenheit und Heiterkeit bei den Gästen eine gelungene Einheit bildeten. Auch diejenigen, die Berlin bereits mehrfach besucht hatten, konnten sich über den Gewinn zusätzlicher Einsichten und Erkenntnisse freuen.                                                                                                                            

Viel Spaß hatten die Berlin-Besucher bei den Schnurren von Ruprecht Frieling, der auch seine Erzählung »Der Fahrlässige Kupferschmied« vortrug

Höhepunkt der Berlin-Visite im Advent wurde der Besuch des Weihnachtskonzertes im Konzerthaus auf dem Gendarmenmarkt. Der Dresdner Kreuzchor, einer der ältesten und berühmtesten Knabenchöre der Welt, stand im Mittelpunkt der abendlichen Veranstaltung. Die von den Kruzianern a cappella vorgetragenen Weihnachtslieder wurden von den begeisterten Zuhörern mit viel Beifall bedacht. Neben Johann Sebastian Bachs festlich-freudvoller Kantate „Unser Mund sei voll Lachens“ wurde in vergleichsweiser introvertierter, lyrischer Festlichkeit das „Oratorio de Noel“ von Camille Saint-Saens zu Gehör gebracht. 

Am Sonntagmorgen fanden sich die Studienfahrer zum Festgottesdienst mit Taufe und Abendmahl im Berliner Dom ein. Zum spirituellen Erlebnis in dieser besonderen Kirche trug auch der Staats- und Domchor Berlin bei. Derzeit werden in diesem Chor rund 250 Knaben- und über 75 junge Männerstimmen in elf unterschiedlichen Chorgruppen ausgebildet.

Am Sonntagmorgen fanden sich die Studienfahrer zum Festgottesdienst mit Taufe und Abendmahl im Berliner Dom ein.

Zum spirituellen Erlebnis in dieser besonderen Kirche trug auch der Staats- und Domchor Berlin bei. Derzeit werden in diesem Chor rund 250 Knaben- und über 75 junge Männerstimmen in elf unterschiedlichen Chorgruppen ausgebildet.


Gastautor Wolfgang Bovekamp war 37 Jahre lang als Stadtkirchen-Pfarrer in Oelde tätig. 2011 ging der als fröhlich und kunstsinnig bekannte bekennende Lutheraner in den wohlverdienten Ruhestand. Seitdem organisiert und leitet er Kunstreisen, die aufgrund ihrer sorgfältigen Vorbereitung viel Anklang beim Publikum finden. Auf seiner jüngsten Reise führte er 52 Münsterländer durch die Bundeshauptstadt Berlin.