Wölfe im Münsterland: Oelde wird zum Krimi-Schauplatz
Anfang April 2016 riss ein Wolfsrüde drei Schafe in der Nähe von Oelde. Nach Jahrhunderten gab es damit wieder Wölfe im Münsterland. Nun nimmt die im Outback von Drensteinfurt lebende Diplom-Pädagogin Sabine Gronover sich des Themas als Ausgangspunkt für einen Regionalkrimi an.
Die Bewohner des beschaulichen Oelde im Münsterland sind verstört. In dem 30.000-Seelen-Ort fließt Blut. Die Wölfe sind zurückgekehrt! Eine Ziege wird von einem Wolf gerissen, Kindergartenkinder stehen plötzlich dem Tier gegenüber, und zu allem Überfluss wird noch die Frau von Bauer Schulze-Brinkhoff mit zerbissener Kehle auf einer Pferdekoppel gefunden.
Schnell kocht die Stimmung hoch und ruft neben der Polizei auch Bürgermeister und lokale Presse auf den Plan. Schließlich wird der Wolf von frommen Christenmenschen gemäß der Lehre des Alten Testaments als Sinnbild für das Böse angesehen, als Satan, der dem guten Hirten, dem Diener Gottes, entgegentritt. Da bietet sich manch glaubensstarker Jägersmann an, die Tiere zu »entnehmen«.
Kommissar Schmitt und sein Kollege Dirk Kemper ermitteln vor diesem Hintergrund mehr oder weniger planlos. Dabei kommen sie den Ereignissen kaum hinterher. Denn plötzlich taucht auch eine rumänische Räuberbande im Ackerbürgerstädtchen auf und räubert gleich drei Haushalte in einer Nacht aus. Zu allem Überfluss wird dabei sogar noch eine alte Dame, die von den Dieben aufgeschreckt wird, mit einer Madonnenfigur erschlagen.
Als sich dann noch herausstellt, dass die Mutter von Schulze-Brinkhoff ebenfalls aus Rumänien stammt, wird der Fall immer verwickelter. Welches düstere Geheimnis verbirgt die alte Frau, die im heimatlichen Transsylvanien als Hexe gilt?
Es soll hier nicht der vollständige Handlungsablauf verraten werden. Die Autorin gestaltet mit großem Personalaufwand ihre Geschichte um die zwei- und vierbeinigen Wölfe, die ins Münsterland einfallen. Rumänen, Hexen, Rottweiler, Wölfe, Holländer machen die Story undurchsichtig. Mehr noch: Die vielen Nebenstrecken und falschen Fährten nehmen der Geschichte Tempo.
Sabine Gronover verzichtet leider darauf, ihre vielen Figuren auszuführen und in ihren Eigenarten zu schildern. Da treten beispielsweise »eine Frau von der Zeitung« auf oder »ein Mann mit dem typischen Aufzug, der den leidenschaftlichen Jäger verriet«. Wie diese Leute aussehen, darf der Leser imaginieren. Hier hätte ein Lektor die Autorin an das Prinzip »Show, don´t tell« erinnern sollen, damit der Roman seine Beliebigkeit verliert und das Charakteristische der Bevölkerung herausarbeitet. Denn an einschlägigen Charaktertypen besteht in den Stadtteilen Lette, Stromberg und Sünninghausen wahrlich kein Mangel. Ein exzellenter Regionalkrimi verlangt schon sehr viel mehr schriftstellerische Recherche als den Namen eines Eiscafés und eines Hotels zu nennen.
»Wölfe im Münsterland« ist ein unterhaltsam-betulicher Krimi ohne stilistische Besonderheiten. Er spricht Leser an, die gern über populistische Themen debattieren, wenig Hochspannung vertragen und auch nach der Lektüre ruhig schlafen wollen.
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