Oelde – Paradies für Fahrraddiebe?

Vor dem Oelder Bahnhof konzentrieren sich die Räder Foto: © Torsten Schwichtenhövel

Vor dem Oelder Bahnhof konzentrieren sich die Räder
Foto: © Torsten Schwichtenhövel

Ist Oelde das neue Paradies für Fahrraddiebe? Die zahlreichen Hilferufe bestohlener Radler in der Facebook-Gruppe »Wir sind Oelder« lässt diesen Verdacht aufkommen. Der OELDER ANZEIGER ging der Frage auf den Grund und sprach mit der Polizei.

Maxi Saamen, Ingo Westarp und Stefanie Brand suchten in den vergangenen Tagen die Hilfe der Oelder-Facebook-Community, um ihr Rad wiederzufinden, das kurz zuvor entwendet worden war. Liest man die Hilferufe der bestohlenen Radler, dann wirkt es so, als sei das gute alte Oelde zu einem Mekka der Zweirradräuber mutiert.

Positiv an den Suchmeldungen ist, dass die Leserschaft sensibilisiert wird und es dazu kommen kann, dass eventuell von den Dieben aufgegebene Räder wieder zu ihren Besitzern zurückfinden. Negativ hingegen sind ausländerfeindliche Kommentare, die den Täterkreis ohne Prüfung festnageln und seitens der Admins gelöscht werden müssen. – Was ist aber nun wirklich los mit dem Fahrradklau in Oelde?

Ludger Lietmann, Kripo Warendorf

Ludger Lietmann, Kripo Warendorf

Ludger Lietmann, Leiter des Kriminalkommissariates Nord mit Sitz in Warendorf, ist zuständig für die Verfolgung der Diebe. Obwohl die meisten Diebstähle eher nicht angezeigt werden, stellte die Kripo »signifikant mehr Diebstähle fest als in den letzten Jahren«, so der erfahrene Kripobeamte gegenüber dem OELDER ANZEIGER. Wurden der Polizei im Jahre 2011 insgesamt 99 Diebstähle zur Anzeige gebracht, waren es im vergangenen Jahr bereits 157 als gestohlen gemeldete Räder.

Dabei kann die Kripo bislang keine Konzentration an bestimmten Orten der Stadt feststellen. Dies würde die Ermittlungsarbeit erleichtern. Trotzdem, und das überrascht den Berichterstatter positiv, werden viele Fälle aufgeklärt. Im Jahre 2011 betrug die Aufklärungsquote immerhin 14,14 Prozent, erläutert Ludger Lietmann.

Wer sein Rad vermisst, sollte also durchaus darüber nachdenken, dies auch der Polizei zu melden. Eine Anzeige kann unabhängig davon geschehen, ob die Versicherung zahlt oder der Drahtesel vielleicht geringwertig zu sein scheint. Das Kommissariat gewährleistet im Tagesdienst die sach- und fachgerechte Aufnahme von Strafanzeigen über das Anzeigentelefon der KK Nord: 02581 94100-300.

Durch die technische Entwicklung und die Möglichkeiten des Internets gibt es inzwischen übrigens auch die Möglichkeit, sein Fahrrad außer mit einem stabilen Schloss mit einem QR-Code zu kennzeichnen. Die Plattform http://www.fahrradjaeger.de bietet beispielsweise entsprechende Hilfen an. Allerdings sind dort erst rund 3.500 Biker registriert, eine effektive Wirkung ist damit noch lange nicht gegeben.

Räder am Bahnhof Oelde © Torsten Schwichtenhövel

Räder am Bahnhof Oelde
© Torsten Schwichtenhövel

Technisch genial ist ein GPS-System, bei dem in ein spezielles Rücklicht eine Sim-Karte verbaut wird, mittels derer der Weg des Rades auf dem Smartphone exakt verfolgt werden kann. Bei Kosten von etwas € 150,00 lohnt sich die Investition aber nur für sehr teure Räder wie beispielsweise Elektroräder, die in Großstädten inzwischen zu den bevorzugten Zielen der Langfinger zählen.

Fazit: Wer in Oelde sein Rad gut sichert und im Falle eines Falles den Diebstahl der Polizei meldet, hat gute Chancen, lange Freude an seinem Drahtesel zu haben. Jedenfalls ist in Oelde die Welt in Sachen Fahrradklau noch in Ordnung, vergleicht man die Statistik mit Berlin. In der Hauptstadt der Fahrraddiebe werden den Ordnungshütern täglich (!) 71 Bikes als gestohlen gemeldet.

 

 

 

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