Andreas Rohde, Vorsitzender der Piratenpartei Wesel, hielt am 3. Januar 2013 einen Gastvortrag im Oelder Bürgerhaus zur Drogenpolitik. Der OELDER ANZEIGER war dabei.
Der Oelder Anzeiger hatte bereits mit einer Bekanntmachung des Treffens der Piratenpartei am 27. Dezember und dem darauf folgenden Terminhinweis in der Facebook-Gruppe: “Du bist Oelder, wenn…” eine überaus lebhafte Diskussion ausgelöst. In der Facebook-Gruppe wurde im Vorfeld viel diskutiert über Cannabis, Zucker, Alkohol, Zigaretten, Koffein und andere Suchtstoffe.
Der gut dreieinhalbstündige Vortrag von Andreas Rohde (AR) zur Drogenpolitk der Piratenpartei NRW im Oelder Bürgerhaus, gliederte sich in drei Teile.
Teil eins befasste sich mit dem geschichtlichen Hintergrund der Drogen, wo die Zuhörer auf eine interessante Zeitreise mitgenommen wurden. Diese startete im Jahre 1820 und erklärte unter anderem, wie Opium durch die Briten nach China gelangte, um dort die Wirtschaftlichkeit des Landes zu paralysieren. Heroin bekam als Schmerzmittel im ersten Weltkrieg eine gewisse Bedeutung und entwickelte sich im Anschluss zu einem Exportschlager der deutschen Pharmaunternehmen. 1920 konnte Haschisch in Deutschland noch frei erworben werden, berichtet AR. Dieses wurde unter anderem eingesetzt als Schmerzmittel und für viele andere chronische Krankheiten. Hühneraugen und Warzen zu bekämpfen war unter anderem ein kurioser Ausreißer der Geschichte. Weiter später folgen im Geschichtsteil das Zurückschwappen der Opiumwelle aus Fernost in die westlichen Länder. Aufgrund der dort entstehenden Probleme werden die ersten Opiumkonferenzen und auch Gesetze zum Verbot eingeführt.
1968 folgten die Hippies aus den Staaten, süchtig zurückkehrende GI´s aus Vietnam brachten unerwünschte “Präsente” mit ins Land. Das “Take it easy” Verhalten und “bleib daheim und geh nicht arbeiten”, löste nur in den strikt konservativen Denkmustern der damals Regierenden diffuse Ängste aus. Afghanistan, der Iran und wie die Amis den Iranern das Herstellen von Opium beibrachten, fesselte.
Fast unglaublich ist die Information, dass Heroin von BAYER hergestellt wurde.
Im zweiten Teil seines Vortrags ging Andreas Rohde auf die Thematik ein, wie es in Deutschland um die Drogen steht und wie es weiter geht. Dazu erläuterte er die vier Säulen der aktuellen Drogenpolitik der BRD: Diese bestehen aus Prävention, Therapie, Schadenbegrenzung, Suchtbegleitung und letzten Endes Repression.
Die Prävention und Aufklärung, berichtete AR, bezieht sich auf das Verteilen von Flyern und andere kleine Aktionen. Hier wird definitiv zu wenig Aufklärung betrieben.
Die zweite Säule ist die Therapie und Hinführung zur Abstinenz, diese wird vom Staat zu gering unterstützt. An anderen Stellen gibt der Staat für andere Programme mehr Geld aus, so Andreas Rohde.
Zum Stichwort dritte Säule, Schadenminimierung und Suchtbegleitung, ging der Pirat auf ein kompliziertes Methadonprogramm ein. “Diese Patienten müssen sich einem Reiseproblem stellen, wenn sie auf dem Lande leben. Flächenabdeckende Ausgabestellen sind nicht verfügbar. Resozialisierung oder die Suche nach einer neuen Arbeitsstelle wird durch die Reisen gehemmt,” berichtete der Referent.
Die kostspieligste vierte und letzte Säule ist die Repression und Bekämpfung. Hier pumpt der Staat Unmengen Geld rein. Andreas Rohde rechnete das am Beispiel der aktuell ca. 24.000 Inhaftierten vor, die wegen des Besitzes von Drogen einsitzen. Je Tag werden ca. 100 € pro Häftling vom Staat ausgegeben. Das macht täglich ca. 2.400.000 Euro. Hinzu kommen noch die Kosten für die Ermittlungsverfahren, die Kosten der Polizei und anderer Verfahren.
Zu dem Teil der Vier-Säulen-Politik zur aktuellen Situation der BRD, foderte AR, dass die Repression / Kriminalisierung komplett weg müsse. Teile der frei werdenden enormen Mittel sollen konsequent in die umfangreiche Begleitung eines legalisierten Marktes geführt werden. Es solle endlich ein ehrlicher und funktionierender Jugend-, Verbraucher- und Gesundheitsschutz den Stellenwert erhalten, der heute durch die Repression verhindert wird. Alle Zahlen und Fakten der vergangen Jahrzehnte haben bewiesen, dass die derzeitige Politik lediglich einen schlechten Status Quo erhalten kann. Niemals kämen wir so den angesagten Zielen auch nur näher, berichtete Andreas Rohde.
In der Pause zum dritten und letzten Akt spielte Andreas Rohde ein Musikvideo ein. Das Lied: “Die Zaubersteuer” von Götz Widmann. Hier zu hören / sehen.
Im Schluss des dreiteiligen Vortrages erfuhr man, wie die Piratenpartei Ihre Drogenpolitik durchsetzen will.
Die Position der Prävention wird mit den Piraten weiter ausgebaut. Es sei eines der wirksamsten Mittel, die es zur Abwendung von Suchterkrankungen und dem Missbrauch vom Drogenkonsum gibt. Kinder und Jugendliche sollen hier fortlaufend an Schulen altersgerecht aufgeklärt werden. Lehrer sollen besser ausgebildet werden.
Cannabis sollte bedarfsgerecht angebaut werden und eine lückenlose kontrollierbare Versorgung vom Anbau bis zum Endkunden vorweisen. Dies soll dem Schwarzmarkthandel den Boden entziehen.
Ein Werbeverbot für Cannabis soll klar machen, dass nur ein verantwortungsbewusster Umgang zur Legalisierung führen kann. Ein Verbot der Werbung von legalen Drogen, die auf Umsatzsteigerung aus ist, muss ausgesprochen werden.
Der Spieß wird umgedreht, aus Kosten werden Gewinne.
Das Hilfsprogramm muss weiter unterstützt werden. Diese weisen nachhaltige Erfolge vor.
Andreas Rohde beendet gegen 23:45 den Vortrag zur Drogenpolitik. Anschließend diskutieren noch Zuhörer und Piraten über die Thematik. Die nächste Sitzung des Gründungsstammtisches der Piraten wird am 24.Januar 2013 in Oelde abgehalten. Die Lokalität steht noch nicht fest, wird aber rechtzeitig bekanntgegeben.
Wer mehr zu dem Thema der Piraten-Drogenpolitik erfahren möchte, kann hier Informationen erhalten.
Die Drogenberatung in Oelde ist hier erreichbar.
Danke für den Service in Form von Zusammenfassung des Vortrags.
Piraten finde ich echt gut. Eine Freigabe von Schitt würde auch den Preis in bezahlbare Regionen druecken. Hätten viel mehr Kiffer an der Piratenveranstaltung teilnehmen müssen. Dann ständen die auch bei mehr als 3 Prozent.