22 „Knaben“, die Ostern 1958 in die Overbergschule aufgenommen worden waren, um dort Lesen, Schreiben und das kleine Einmaleins zu lernen, trafen sich am Wochenende in Oelde.
Aus den „Knaben“ sind im Laufe von mehr als einem halben Jahrhundert „Herren“ geworden, von denen jeder seinen eigenen, individuellen Lebensweg gesucht und gefunden hat. Mancher Teilnehmer des Klassentreffens war mit durchaus gemischten Gefühlen zu dem Treffen gekommen. Erkannte man sich wieder? Hatte man sich noch etwas zu sagen? Gab es gemeinsame Themen? Die Antwort auf diese Fragen fiel eindeutig aus: Neun Stunden verbrachten die „Knaben“ in froher Runde und befeuchteten ihre vom vielen Erzählen und Lachen trockenen Münder mit Oelder Bier, „Pissfix“ und anderen heimischen Delikatessen.
Im Mittelpunkt der Erinnerungen standen neben den harmlosen Streichen, die man seinerzeit dem pädagogischen und kirchlichen Personal spielte, die Prügelstrafen, mit denen jene Zeit äußerst großzügig umging. So gab es kaum einen der Anwesenden, der sich nicht erinnern konnte, regelmäßig körperlich gezüchtet worden zu sein. Dabei hatte Klassenlehrer Rupp alle Hände voll zu tun: 51 Erstklässler mussten in Schach gehalten und unterrichtet werden.
Die moralische Rechtfertigung für die teils brutalen Körperstrafen lieferte übrigens die Kirche mit den Sprüchen Salomos aus dem Alten Testament: „Steckt Torheit im Herzen des Knaben, die Rute der Zucht vertreibt sie daraus“. Theoretisch abgesichert waren die Methoden der „Schwarzen Pädagogik“ unter anderem durch Daniel Gottlob Moritz Schreber, einem so genannten Leipziger Reformpädagogen und Begründer der nach ihm benannten Kleingärten. Ein gesetzliches Verbot für die Dressur der Schüler durch Züchtigung wurde in der BRD 1973 erlassen, ohne gleich konsequent angewandt zu werden.
Welche Spuren in der Erinnerung die damaligen Prügelstrafen hinterlassen haben, bewiesen die Gespräche auf dem Klassentreffen. Zum Glück ist trotz der Züchtigungspädagogik ein Haufen prächtiger Menschen aus dem Overberg-Schul-Jahrgang 1958 hervorgegangen. Die Herren trennten sich in der festen Überzeugung, nicht noch einmal 55 Jahre bis zum nächsten Treffen warten zu wollen.
fri
Es ist schon erschreckend, wie gerade mal vor wenigen Jahren noch Unterrichtet wurde. Wenn man die Kommentare in der Oelder Facebook-Gruppe: Du bist Oelder, wenn… liest, läuft es einem kalt dem Rücken herunter.
Prügelstrafen und Demütigung gehörten wohl damals mit zur “Pädagogenausbildung”. Wenn Kinder Erwachsene so weit treiben das diese jene dann als Ausweg prügelten ist und bleibt ein Armutszeugnis für die Lehrkräfte, hoffentlich vergangener Tage.
Wer weiß warum das Gymnasium als einzige Schule in Oelde, die Stimmzettel zur allgemeinen Befragung der Schüler und der Stimmung an deren Schulen, hat einbehalten?