Oelder Fraktionen geben Empfehlung zur Beschlussfassung für die Overbergschule vor

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Wie im OELDER ANZEIGER angekündigt, fand am 11.09.2014 eine öffentliche Ratssitzung statt. Ein Unterpunkt war die Vorberatung zum Thema der Reduzierung der Zügigkeit an der Overbergschule.

Stellvertretend sprach für die Fraktionen CDU, SPD, FWG, Bündnis 90/Die Grünen das Ratsmitglied Rainer Fust von der SPD in dieser Sitzung, um folgende Empfehlung dem Rat zur Beschlussfassung vorzulegen:

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Rainer Fust, SPD Oelde

Zur Sicherung einer gleichmäßigen und wohnortnahen Grundschulversorgung im gesamten Gebiet der Stadt Oelde wird befristet auf das Schuljahr 2015/ 2016 die Zügigkeit der Overbergschule von drei auf zwei Züge reduziert.
Gleichzeitig sind sich die Fraktionen einig, dass im Interesse der Planungssicherheit von Schulen und Eltern bis zu den Sommerferien 2015 ein Ratsbeschluss herbeizuführen ist, der die Anzahl der Grundschulen im Innenstadtgebiet von vier auf drei reduziert.
An der Vorbereitung dieser Stadt-Entscheidung sollen die Schulleitungen, Elternvertreter, Kirchen und die Ratsfraktion beteiligt werden.
Die Entscheidung soll auf Basis der Schulanmeldungen 2014/2015 und unter Berücksichtigung der Prognosen der kommenden Jahre vorbereitet werden. Dazu soll das voraussichtliche Anmeldeverhalten der im Jahre 2016/2017 zur Einschulung anstehenden Kinder in einer Elternbefragung ermittelt werden. Diese soll parallel zur Anmeldung für das kommende Jahr stattfinden.
Die Verwaltung soll mit den oben genannten beteiligten Gruppen verschiedene Entscheidungsvorschläge erarbeiten und präsentieren.

Die Empfehlungen trafen bei den äußerst zahlreich und mit ihren Kindern erschienenen Eltern auf wenig Gegenliebe.

Herr Friedhelm Hoberg, sachkundiger Bürger im Ausschuss für Schule, Kultur und Sport sowie ehemaliger Lehrer, hatte eine andere Meinung, die er vorbrachte:

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Friedhelm Hoberg im Sakko lehnte Vorschlag ab

Ich persönlich werde diesem Vorschlag nicht zustimmen bzw. ich lehne ihn auch ab. Es macht keinen Sinn, für ein Jahr solch eine Entscheidung zu treffen, das gesamte Konzept der Overbergschule über den Haufen zu werfen, um dann ein Jahr später wieder zu dem alten Zustand zurückzukehren. Man könne einer anderen Schule doch zumuten, nur eine Klasse zu bekommen. Der Einsatz der Eltern und Lehrer an der Overbergschule muss belohnt werden. Den Eltern soll das Recht zur wohnortnahen Anmeldung bleiben. Wenn sich dann Eltern das Recht nehmen, die Kinder nicht wohnortnah anzumelden, sollte man diesen Willen, wie es auch im Gesetz steht nicht verweigern. Den Klatschern möchte ich sagen, dass ich keinen Beifall erheischen will. Ich persönlich bin der Meinung, dass sich das Problem im Laufe der nächsten Jahre von alleine lösen wird, den meiner festen Überzeugung nach wird die Overbergschule nicht auf Dauer dreizügig bleiben können, wenn die Schülerzahlen zurückgehen wie sie zurückgehen. Somit macht die Übergangslösung keinen Sinn.

Der Vortrag wurde durch kräftigen Applaus der anwesenden Eltern unterstrichen, so dass zwischendurch um Ruhe gebeten wurde durch den neu im Amt stehenden Sitzungsleiter Peter Hellweg.

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Volles Haus

Vor Sitzungsbeginn waren ca. 50 Eltern mit ihren Kindern vor dem Rathaus erschienen, um dort ihre Meinung kundzutun.

Kinder und Eltern schmetterten dem Rathaus Protestlärm entgegen.

Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns ne Klasse klaut!

riefen Klein und Groß.

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Dabei haben viele Kinder Musikinstrumente, Trillerpfeifen, Rasseln, Tröten und sonstige Musikinstrumente mitgebracht, um für den Erhalt der Dreizügigkeit an der Overbergschule zu kämpfen.

Frau Claudia Buchwald ist der Meinung, dass viel zu große Klassen das Resultat sein werden. Von einer vernünftigen Inklusion könnte man doch gar nicht mehr reden.

Viele Diskussionen vorm Rathaus

Herr Adams ist der Meinung, dass die Entscheidung längst getroffen wurde. Aber wie soll ohne gescheite Bildung ein Fundament geschaffen werden für Arbeitskräfte von morgen?

Die Lehrer liegen Frau Hadenberg am Herzen. Durch die Reduzierung der Klassen würden diese doch auch weniger.

Der Bürgermeister, Karl-Friedrich Knop, der die einleitenden Worte der Sitzung

Bürgemeister Karl-Friedrich Knop

Bürgemeister Karl-Friedrich Knop

sprach, dankte den mittlerweile ca. 90 erschienenen Eltern und dem damit stark verbunden Interesse der Schullandschaftsgestaltung. Er bat die Anwesenden, sich zu setzen, sofern noch Sitzplätze verfügbar wären.

Nach der Sitzung und den ausgesprochenen Empfehlungen der Fraktionen verließen die Eltern und Kinder mit traurigen und langen Gesichtern das Rathaus. Die Musikinstrumente blieben still und vor dem Rathaus hörten wir aus einer Diskussion noch folgende Meinung aus den vielen Stimmen heraus:

Was einmal verändert wird, bleibt verändert.

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10 Gedanken zu „Oelder Fraktionen geben Empfehlung zur Beschlussfassung für die Overbergschule vor

  1. Es ist natürlich immer schwer, sowohl für die Eltern, die nur die bestmögliche Lösung für ihre Kinder akzeptieren wollen und können, als auch für die Mitglieder des Rates der Stadt Oelde, die eben nicht den einzelnen Menschen als Person im Blick haben dürfen, sondern das Wohl und den Zusammenhalt der gesamten, städtischen Struktur.

    Wenn bis auf die Overbergschule sämtliche anderen Grundschulen in dieser Stadt bereits zweizügig sind, dann bedeutet ein Verzicht auf die Dreizügigkeit der Overbergschule automatisch und zwangsläufig die Einzügigkeit einer anderen Grundschule und damit deren Ende. Insofern erscheint mir der Verzicht auf die Dreizügigkeit der Overbergschule und damit der vorläufige Erhalt der anderen Grundschulen die sinnvollste Lösung für die Stadt Oelde zu sein.

    Auch mir wäre eine Dreizügigkeit aller Oelder Grundschulen bei Klassengrößen von 10 – 15 Schülern, einem Überangebot an engagierten Lehrern, die die Kinder jeden Tag aufs neue motivieren und für das Lernen begeistern, kein ausfallender Unterricht und am Ende tolle Ergebnisse in den Lernstandserhebungen die liebste aller Lösungen, allein so wird es nicht gehen. Das ist schade, aber offensichtlich unausweichlich. Und so empfinde ich den gestrigen Beschluss im Schulausschuss als eher schlechte Lösung. Denn was soll sich an Fakten in den kommenden 365 Tagen ändern um dann eine grundsätzlich andere Lösung zu finden?

    Und nur weil Eltern und Lehrer der Overbergschule ihre Schule als die beste aller Schulen betrachten, bedeutet das ja nicht, dass es den Eltern und Schülern der anderen Grundschulen in Oelde nicht ähnlich geht.

    Und eine Anmerkung allgemeiner Art sei mir als Vater von zwei erwachsenen Kindern noch gegönnt: natürlich ist die Schule wichtig, dort kann sehr viel geleistet werden, aber auch ebenso viel kaputt gemacht werden. Allerdings hängt die Qualität der Schule immer ausschließlich vom Unterricht und damit unmittelbar von den Lehrern ab und nicht von der Lage der Schule, der Möglichkeit eine Musikklasse zu besuchen und der Möglichkeit verschiedene AGs nutzen zu können. Das alles ist schönes, schmückendes Beiwerk. Es liegt immer und ausschließlich am Lehrer. Engagierte Exemplare können in einem Jahr mehr leisten und aufbauen, als destruktive Lehrer in zwei Jahren zerstören können. Aber wenn junge Menschen nach der Grundschule, die sicherlich den, wie der Name schon sagt, Grundstock legen soll, auf eine weiterführende Schule kommen und nach tollen Erfahrungen dort an ein völlig desillusioniertes, destruktives, den Job nur widerwillig machendes Exemplar geraten, und dort dann auch noch menschlich schlecht behandelt werden, dann verblasst die schöne Zeit der Grundschule zu einer nur noch dunkel zu erahnenden Erinnerung. Also lasst uns die Overbergschule zweizügig machen und so lange wie möglich die bestehenden Grundschulen erhalten. Eine davon wird auf längere Sicht sowieso nicht zu halten sein. Und vielleicht ist es am Ende dann die Overbergschule die geschlossen werden muss.

    Und zu guter Letzt noch eine ganz persönliche Bitte: vielleicht wäre es möglich, die die Überschriften, wie z. B. die vom 10.09., die ja suggeriert, als sei dieses Land quasi der Willkür der Verwaltung unterworfen, etwas weniger reißerisch zu formulieren. Ich weiß, dass pointieren und zuspitzen beliebte Stilmittel sind, empfinde das persönlich allerdings etwas to much. Vielen Dank.

  2. Herr Hoberg (FWG) sagte im Schulkausschuss:
    “Man könne einer anderen Schule doch zumuten, nur eine Klasse zu bekommen.”
    Aber genau das darf die Stadt nicht, da gibt es eben Gesetze an die sich Rat und Verwaltung einfach halten müssen. Und mit der Gesetzeslage hätte sich Herr Hoberg vorher auseinandersetzen können, da die geplante Einführung der 2-Zügigkeit seit der letzten Schulausschusssitzung (Mai!) bekannt war. Dann hätte er seinem eigenen Bürgermeister nicht in den Rücken zu fallen brauchen. Außerdem wäre es durchaus interessant gewesen, von Herrn Hoberg zu erfahren, welcher Schule genau er diese Einzügigkeit persönlich zumuten würde ..(r.f.).

    • Sehr geehrter Herr Fust, das stimmt nicht. Das neue Grundschulkonzept, das die Landesregierung 2011 auf den Weg gebracht hat, erlaubt ausdrücklich auch 1-zügige Grundschulen.
      Nachzulesen unter: http://www.nrw.de/landesregierung/neues-grundschul-konzept/
      http://www.schulministerium.nrw.de/docs/bp/Ministerium/Ministerin/Schulpolitik/Schulkonsens/index.html
      Warum kann man nicht einfach die Elternentscheidung nach den Schulanmeldungen abwarten und dann entscheiden, an welcher Schule eine Eingangsklasse gestrichen wird?

      • Sehr geehrte Frau Schürmann,
        das stimmt was Sie schreiben, aber nur dann, wenn es nicht anders geht, z. B. in einem Ortsteil wie Lette oder Sünninghausen. Ist die einzügige Schule dann zu klein, dann kann sie als Außenstelle einer anderen Schule geführt werden. So ist das mit der Norbertschule in Lette gemacht worden.

        Aber solange die Einzügigkeit einer Schule durch organisatorische Massnahmen verhindert werden kann, muss die Stadt das tun, so jedenfalls die Auskunft des Beigeordneten der Stadt Oelde.

        Ganz und gar nicht darf die Stadt durch Untätigkeit eine Einzügigkeit einer Schule herbeiführen, wenn diese durch organisatorische Maßnahmen zu verhindern ist.

        “Jedes Kind ist vom Grundsatz her gleich viel wert. Deshalb wollen wir eine gerechtere und gleichmäßigere Steuerung der Klassenbildung vor Ort schaffen.”

        Dieser Satz steht genau in dem Gesetz, auf das Sie mit dem Link hinweisen.

        Und solange die Vertreter der Dreizügigkeit der Overbergschule nicht klipp und klar sagen, welche der anderen Oelder Grundschulen denn einzügig werden sollte, ist deren Argumentation nicht sonderlich belastbar.

        Dass der Musikunterricht unter der Einzügigkeit leiden soll, ist sehr weit hergeholt. Vor ca. 20 Jahren habe ich mit Instrumentalunterricht (Bläserklasse) an der Realschule Wadersloh angefangen. Damals lag die hiesige Kreismusikschule noch im Tiefschlaf und sah sich nicht in der Lage, uns zu helfen, da so früh am Morgen noch keine Musiker zur Verfügung ständen. (Musiklehrer arbeiteten damals in der Regel abends)

        Da haben es wir in Wadersloh eben alleine gemacht. Und das geht!

        Die Zweizügigkeit ist doch gar nicht so interessant! Im nächsten Jahr wird eine Grundschule – leider – geschlossen. Und es stehen 4 zur Auswahl. Dann erst wird es bitter…(r.f.)

  3. Sehr geehrter Herr Fust,
    Herr Hoberg hat seine Meinung gesagt. Was man von den meisten anderen Mitgliedern der Ratsfraktion nicht sagen kann. Sie hätten ja direkt in der Sitzung mit ihm diskutieren können – anstatt das Thema schnellstmöglich durchzuwinken.
    Wieso müssen die Vertreter der Dreizügigkeit der Overbergschule eine Schule benennen der die Einzügigkeit zuzumuten ist? Das sollte durch Elternbefragungen bzw. durch Beobachtung der Anmeldungen geschehen. Und wenn im nächsten Jahr sowieso eine Grundschule geschlossen werden soll – warum macht man dann jetzt so eine Übergangslösung??? Und nächstes Jahr gibt es wieder enttäuschte Eltern…

    • Sehr geehrte Frau Adams,
      Eine Meinung kann Herr Hoberg durchaus haben, dumm nur, wenn sie dem geltenden Recht zuwiderläuft. Die Stadt darf keine Schule einzügig werden lassen, wenn sie es durch organisatorische Maßnahmen verhindern kann.
      Da das geltendes Recht ist, ist eine Diskussion darüber genauso sinnlos wie darüber, ob man bei Rot über eine Ampel fahren darf oder nicht. Und genau das ist der Grund, warum keine Partei auf Herrn Hoberg Äußerung eingestiegen ist.

      Außerdem ist das Thema nicht schnell durchgewunken worden: seit dem 1.April war der Plan der Verwaltung dem Rat – also auch Herrn Hoberg – bekannt. Ich weiß nicht, was in den anderen Parteien diesbezüglich diskutiert worden ist – in der SPD ist darüber gesprochen worden und ich weiß, dass auch andere Parteien durchaus die Meinung vertreten hatte, dass die Eltern durch ihr Anmeldeverhalten sozusagen selber bestimmen sollten, genau so, wie Sie es schreiben. Aber ein Blick in die geltenden Gesetze – und es gab keine andere Möglichkeit. Das hat viele geärgert, aber wir müssen uns nun mal an die Gesetze halten. “Mosern” hätten wir alle können, aber was bringt das außer den Verlust der Glaubwürdigkeit.

      Es wird oft gesagt, dass die Eltern der Overbergschule sich besonders eingesetzt hätten und dafür belohnt werden müssten. Aber das haben die Eltern der anderen Schule halt auch und deshalb habe ich geschrieben, dass die, die die Dreizügigkeit behalten wollen, dann auch sagen müssten, welche Schule dann die Last der Einzügigkeit tragen solle.

      Und das es im nächsten Jahr wiederum enttäuschte Eltern gibt – das ist abzusehen. Und darum haben wir ja der Verwaltung den Auftrag gegeben, frühzeitig bekannt zu geben, welche Schule ihrer Meinung nach geschlossen werden sollte. Entscheiden tut das allerdings der Rat. Aber, seine Sie sicher, mit der Schließung einer Grundschule dürfte die Schuldiskussion wegen der demographischen Katastrophe noch lange nicht zuende sein. Leider.

  4. ach Aufruf dieses Tagesordnungspunktes durch den Bürgermeister hat jeder Einwohner der Stadt Oelde die Möglichkeit, mündliche Fragen zu stellen, die sich auf Angelegenheiten der Stadt beziehen müssen. Jeder Fragesteller ist berechtigt, zwei Zusatzfragen zu stellen. Ist eine sofortige Antwort durch den Bürgermeister nicht möglich, erfolgt eine schriftliche Antwort durch die Verwaltung. Allgemeine Erklärungen oder Diskussionen sind keine Fragen und daher an dieser Stelle nicht zulässig!

  5. Tonbandaufnahmen
    Es ist untersagt, über die Sitzungen des Rates Tonbandaufnahmen oder Videomitschnitte anzufertigen, wenn der Rat dies nicht ausdrücklich gebilligt hat. Zuwiderhandlungen können strafrechtlich verfolgt werden.

    • Die Stadt Oelde, vertreten durch Frau Beckstedde, hat uns im Telefoninterview mitgeteilt, dass die Kommentare mit dem Verfasser: OELDE, nicht von der Stadt Oelde stammen.

      Wir bitten daher Leser und Kommentatoren mit Ihren Klarnamen aufzutreten, um weiterhin eine faire und transparente Diskussion am Leben zu erhalten.

  6. Herr Fust, das eine Stadt eine Einzügigkeit einer Schule durch Untätigkeit zulassen darf, kann man auch so interpretieren, das die Stadt eine Schule schließen darf. Jetzt verzögert man das absehbare Sterben einer Schule doch nur – Mit hohem finanziellem Schaden für den Haushalt.

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