Oelde-Stromberg im Juni 2017. Auf dem Kulturgut Haus Nottbeck fesselte Autor, Verleger, Blogger, Journalist, Talente-Förderer und netter Zeitgenosse Ruprecht Frieling vor kurzem an die 80 Zuhörer bei der Lesung aus seinem Buch „Der Bücherprinz“. Dabei ging es u.a. um ein großes Kapitel des Herforder Jaguar-Clubs, in dem sich der Oelder einst rumgetrieben hatte auf der Jagd nach Stars und Sternchen. Das Kulturgut Haus Nottbeck hat aktuell eine Ausstellung zur Erinnerung an den besagten Club (der OELDER ANZEIGER berichtete), an die die Lesung anknüpfte.
Der große Saal des Kulturgutes war sehr gut besucht und bis auf die letzte Reihe fast voll besetzt. Das Publikum war größtenteils vom älteren Semester, quasi Zeitzeugen der Beat-Zeit. Darunter mischten sich aber auch durchaus jüngere Interessenten, die etwas über die „alten“ Tage der Rock´n Roller erfahren wollten.
Nachdem Prof. Dr. Walter Gödden Ruprecht Frieling vorgestellt und einen kleinen Vorgeschmack auf den Jaguar-Club und dessen Besitzerin Carola Frauli gegeben hatte, war es an der Zeit für Ruprecht Frieling, auf die Bühne zu gehen.
Mit roten spitzen Lackschuhen, lässig mit einem Fächer in der Hand und einem coolen T-Shirt mit der Aufschrift „Life Begins at 65“ ging er mit einem Applaus auf die Bühne.
Ruprecht begann den Vortrag mit einer lockeren Erzählrunde über sich selbst und seine Verbundenheit zu Oelde und auch die Flucht aus dem Nest in frühen Jahren nach Berlin.
Sex, Drugs, Rock´n Roll oder doch nur liebe Jungs?
Er erzählte davon, wie er an den Wochenenden nach Herford in den Jaguar-Club fuhr. Den Eintritt in diesen entrichtete er, indem er von den Stars mit der Rolleiflex seines Großvaters Fotos machte und an die Club-Besitzerin abgab.
Der Musik-Fan traf dabei auf Größen wie die The Who, Cream oder auch Jimmy Hendrix, von dem er seinen ersten Joint erhielt.
Mit lautem Gelächter kommentierten die Zuhörer die Aussage von Frieling.
Leider sind an dem Abend alle meine Fotos daneben gegangen
Eine bestimmte Einstellung der Oberlichter war das Geheimzeichen des Clubs, dass sich die Justiz auf den Weg zur Kontrolle machte. Viele flohen damals aus den Räumen und warteten ab, bis die Gesetzeshüter wieder von dannen zogen, um dann mit der Party weiterzumachen.
Aus heutiger Sicht und aus selbiger Erfahrung klingt das nach ganz normalen Jugendlichen, die der Gebetsmühle von Elternhaus und Kirche einfach entfliehen wollten. Diese – wenn man sie so nennen mag – Ausbrüche, sind mit heutigen Koma-Saufen-Exzessen oder Drogencocktails verglichen eher harmlos.
Erzählung, Lesung oder doch wieder Lesung?
Beim Vortrag hat man direkt gemerkt, dass Frieling ein Mensch der Sprache und des Buches ist. Der Bücherprinz verstand es gut, bei seinem Vortrag erst aus dem Nähkästchen zu plaudern, um dann ohne Ecken und Kanten ins Buch überzugehen. Der Verfasser dieses Textes hat den fließenden Übergang in die Lesung im ersten Moment nicht bemerkt und war dadurch umso mehr überrascht, wie flüssig und ehrlich geschrieben das Buch herüberkam.
Heute voll normal, damals hart erkämpft
Vieles, was für die Jugendlichen der 70er und der darauffolgenden Geburtenjahre als selbstverständlich galt und gilt, wurde durch die Jahrgangsstufe Frieling & Co. hart ausgefochten. Parka, lange Haare, Peace-Zeichen auf den Jacken, musikalische und sexuelle Freiheit sowie einfach anders sein zu dürfen, verdanken wir der Generation Frieling oder auch dem ein oder anderen rebellischen Elternteil.
Geschichten von einer Zeit als Eltern die Haarlänge nachgemessen haben. Von einem Oelde, in dem den Kindern damals eingebläut wurde, die Gehwegseite zu wechseln, wenn ein »Evangelischer« den Weg kreuzte. Von einem Direktor des TMG´s, der an dem Jugendlichen Frieling ein öffentliches Exempel statuieren wollte wegen zu langer Haare. Von einem Oelde, in dem sich Eltern und andere Erzieher der Beat-Musik feindlich gegenüberstellten und diese als »Negermusik« oder ähnliches titulierten, wirken aus heutiger Sicht mehr als grotesk.
Stimmen aus dem Publikum
Herr Hans Schreiber vom Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet, welcher damals als Roadie für den Jaguar-Club arbeitete, erzählte, wie er die gerissene E-Saite von Jimmy Hendrix bekam. Oder wie er The Who erlebte, als diese ein Hotel auf den Kopf stellten.
Thomas Mense vom WDR gab dem Publikum reichlich Auskünfte über die Club-Betreiberin Carola Frauli. Er erzählte ebenfalls über die Band The Who, die gerne Gitarren, Schlagzeuge oder ganze Hotelzimmer demolierte. Frauli habe die Rocker damals nur mit einer List in einem Hotel unterbringen können.
Marlies und Ludger Bischoff empfanden den Abend als absolut spitze. Elisabeth und Norbert Löbbert waren selber damals mit dabei im Jaguar-Club und freuten sich über die gut geschilderten Erinnerungen aus dem Buch und die Erzählungen von Frieling.
Andere jüngere Gäste haben wir ebenfalls über die alten Musiker und Bands schwärmen hören.
Herr Bogdanski, Kulturmanager beim Kulturgut Haus Nottbeck, war sehr zufrieden mit der gut besuchten Veranstaltung.
Andere Berichte, Videos und Fotos von der Vorlesung
Die Autorin und Bloggerin Renate Hupfeld aus Hamm hat den Abend ebenfalls sehr gut mit einem Bericht festgehalten. Lichtinspektor Martin Janzik machte vom Bücherprinzen gebührende Fotos.
Der Bündener Dokumentarfilmer Norbert Kaase hielt den Vortrag in Bild und Ton fest. Den Film können Sie hier sehen.
Das Buch „Der Bücherprinz“
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